Oktober/November 2021
Nummernschilder
One Happy Island… so lautet der Wahlspruch von Aruba. Man findet ihn auf T-Shirts, Kappen, Plakaten und auch auf jedem Auto. Genauer gesagt dem Nummernschild. Und tatsächlich hat hier jedes Auto letztlich nur eine rot auf weiß gezeigte Zahl als Kennzeichen. Also fast. Links daneben sind invers weiß auf rot dann doch noch Buchstaben zu erkennen. Diese zeigen jedoch keinen Ort, wie in Deutschland. Vielmehr erkennen Verkehrsteilnehmer hier, mit wem man es zu tun hat. Eine Auswahl:
- A steht für Privatwagen einheimischer Arubaner. Die wissen normaler Weise, wie man hier ganz entspannt über die Insel fährt.
- V steht für die meist von Touristen gefahrenen Mietwagen. Hier sind also Besucher = Visitors am Steuer. Eine gewisse Vorsicht ist angebracht.
- TX sind die Verbrecher der Straße… räusper… Taxis. Diese sind auf Aruba extrem teuer. Über diese Tarife würden sich selbst deutsche Taxifahrer freuen. Sie liegen jedenfalls jenseits unserer Bordkasse.
- B kennzeichnet die alternativen Busse. Neben den offensichtlichen, weil großen Bussen sind dabei auch die kleinen, flexiblen und günstigen Minibusse gemeint.
- D kann man sogar deutsch als Dienstwagen übersetzten. Es sind in jedem Fall offizielle Fahrzeuge der Inseladministration.
- MFx findet man auf Motorräder. Auch hier wird mit MFA, MFV und MFD unterschieden, ob es sich um Arubaner, Besucher oder Offizielle handelt.

Unser Mietwagen
Zu der touristenarmen Hauptsaison der Pandemie kostete ein kleiner Mietwagen etwa 250$ pro Woche. Aktuell läuft die Insel jedoch fast unter touristischer Volllast. Da bekommt man kaum etwas unter 600$ pro Woche. Auch das ist ein bisschen viel für unsere Bordkasse. Doch wir haben Glück. Jörg von der Sissi vermittelt uns an seinen arubanischen Freund Edward. Von ihm können wir günstig ein Auto bekommen. Das hat nicht nur den Preisvorteil. Wir bezahlen lediglich 120$ pro Woche. Außerdem fahren wir mit einem A-Kennzeichen.

Aruba ist eine sehr sichere Insel. Doch wie im Grunde überall auf der Welt, sollte man Wertsachen nicht sichtbar im Auto liegen lassen. Denn die einzig nennenswerte Kriminalität auf Aruba ist das Aufbrechen von Fahrzeugen. Doch dieses Problem beschränkt sich praktisch ausschließlich auf V-Autos. Ein A-Auto muss man dagegen im Grunde nicht einmal abschließen. Besonders nicht, wenn es sich um ein Schmuckstück wie unseren Mietwagen handelt.
Ich musste tatsächlich fast 50 Jahre alt werden, um erstmals ein Auto in einem derartigen Zustand zu fahren. Ich habe ernste Zweifel, ob es in Deutschland überhaupt an einem Stockcar-Rennen teilnehmen dürfte. Die Lenkung zieht konsequent nach rechts und in den Kurven knacken die Radlager. Der Lack ist von der Sonne geprägt, die Scheibe hat natürlich einen Sprung, die Armatur einen Riss. Ein Schmankerl ist auch die nur von außen zu öffnende Beifahrertür, für deren Fenster man erst einmal die Kurbel im Auto suchen muss. Abschließen lässt sie sich genauso wenig, wie die Heckklappe… die dann auch immer jemand von Hand hochhalten muss. Ganz schön schwer das Ding!



Gibt es auf Aruba denn keinen TÜV? Ja schon, den gibt es. Aber das muss ja nicht heißen, dass hier jedes Auto auch eine TÜV-Plakette hat. Bei preisbewussten Arubanern erntet man bei diesem Thema nur Kopfschütteln. Unser Mietwagen fährt jedenfalls bar jeder offiziellen Prüfung. Aber immerhin hat er eine Versicherung. Darauf legt Edward wert!

Andere Kleinigkeiten übersieht er dagegen schon einmal. Eines Morgens wundern wir uns, warum da vorne am Auto überall Öl ist. Kommt das von uns? Leider ja. Beim Nachfüllen hatte es der Deckel schlichtweg nicht mehr auf die Öffnung geschafft. Edward kommt vorbei, prüft den Ölstand (ja, man kann den Messstab auch unten an der Hose abwischen) und füllt nach. Praktischerweise findet sich die Ölflasche gleich links im Motorraum.



Kreisverkehr
Der Kreisverkehr in Aruba ist ein Phänomen. Das habe ich so noch nie gesehen. Ja, auch in anderen Ländern gibt es Empfehlungen, auf welcher Spur man einfahren soll, um an der richtigen Ausfahrt wieder rauszukommen. Doch das lässt sich im Kreisel ja problemlos durch Spurwechsel nachjustieren. Nicht hier. Vor fast jedem Kreisverkehr zeigen große blaue Schilder an, von welcher Einfahrt man wo wieder rauskommt. Auf der Straße werden diese Hinweise wiederholt.

Und dafür, dass diese Hinweise auch ernst genommen werden, sorgen bauliche Maßnahmen! Die Spuren sind schneckenartig aufgebaut und durch Begrenzungen voneinander getrennt. Ein Spurwechsel damit nahezu unmöglich. Ok, La Skipper hat es einmal tatsächlich geschafft. Natürlich haben wir damit unsere Ausfahrt verpasst. Wie auch immer, wenn man falsch einfährt, dann kommt man normalerweise nicht da raus, wo man möchte.


Dazu kommt noch die offizielle Pflicht solange links zu blinken, wie man im Kreisverkehr bleiben möchte. Bei Ausfahrt heißt es dann Blinker rechts, damit die an dieser Einfahrt wartenden Autos schon losfahren können. Ich hatte keine Ahnung, wie entspannt es im Kreisverkehr zugehen kann.
One Happy Island
Auch sonst ist der Verkehr auf Aruba sehr entspannt. Zumindest die A-Autos bremsen für Fußgänger auch abseits von Zebrastreifen und lassen oft wartende Autos aus Seitenstraßen rein. Wie gesagt: Vorsicht bei V-Autos ;-) Es gibt natürlich auch einige Ampeln auf der Insel. Von denen funktioniert jedoch nur genau eine in Oranjestad. Und natürlich zeigt sie bevorzugt rot.


Zum Abschluss noch eine Anmerkung zur Promillegrenze auf Aruba. Offiziell soll es so etwas wirklich geben. Faktisch interessiert das hier jedoch niemanden. Nicht einmal die Polizei (sic!). So ist es durchaus möglich, dass sich entgegenkommende Fahrer mit der offenen Bierdose zuprosten. In diesem Zusammenhang kommt gerade Abends der gefahrenen Geschwindigkeit anderer Verkehrsteilnehmer eine besondere Bedeutung zu. Die Faustregel lautet: Je langsamer das Auto, desto voller der Fahrer. In diesem Sinne wünschen wir weltweit eine gute und sichere Fahrt… Prost ;-)
