Schon im Aufruf wird auf die schöne Doppeldeutigkeit dieses trotzdem nicht ganz einfachen Themas hingewiesen. Zahl oder Verb? Warum nicht beides??? Auch wenn man dafür ein klein wenig um die Ecke denken muss… ;-)
Wir sind zwar nicht auf allen sieben Weltmeeren unterwegs, doch für salzige Aerosole in der Luft ist das auch gar nicht notwendig. Es erstaunt uns immer wieder, was für Auswirkungen die derartig angereicherte Atmosphäre mit sich bringt. Inzwischen hat es unser Sieb erwischt. Wer nimmt auch Küchengeräte aus rostanfälligem Metall mit auf Langfahrt? Eines möchte man damit jetzt jedenfalls nicht mehr machen… sieben. Zumindest nicht, wenn das gesiebte Gut anschließend verzehrt werden soll.
Tatsächlich scheint das Sieb am Ende seines Lebens irgendwo zwischen antiquiert und verrottet. Doch extra für diese Fotochallenge haben wir es ein letztes Mal aktiviert. In der windigen Morgensonne von Aruba siebt es das einzige, was wir seinem verrosteten Gitter noch zumuten wollen: Luft. Atmosphäre. Genauer gesagt zu ca. 78% Stickstoff (N). Und jetzt ratet mal, welche Ordnungszahl dieses Element im Periodensystem hat… genau: sieben!
Getränkekartons, seien sie nun vom Schweizer Marktführer Tetra Pak oder auch nicht, haben einen durchaus zwiespältigen Ruf. Die Getränkeindustrie preist sie als ausgesprochen umweltfreundlich. Eine vor zwei Jahren im Auftrag des Fachverbandes „Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel“ (sic!) erstellte Studie wird je nach Blickwinkel unterschiedlich interpretiert. Mancher lässt sich zu der Schlagzeile „Frischmilch im Karton besser als in Pfandflaschen“ hinreißen, stellt den Inhalt damit aber wie so oft verkürzt dar. Ein Problem von Getränkekartons ist bei allen (leider mäßig erfolgreichen) Recyclingbemühungen sicher ihr Materialmix im mehrlagigen Verbund mit zunehmenden Plastikanteil.
Für einen Segler auf Langfahrt ist das Tetra Pak jedoch durchaus reizvoll: „unkaputtbar“ (kein Skipper mag Glasscherben in der Bilge), relativ leicht und gut stapel- bzw. staubar. Wir geben zu, an Bord gerne dieser Verpackung zu wählen. Für Milch ist es de-facto-Standard. Gerade in Argentinien und Chile gibt es ausgesprochen günstig-guten Wein im Getränkekarton. In Südamerika werden Gemüse, selbst Fertigsuppen und eingemachtes Obst oft nicht in Konservendosen oder gar Gläsern, sondern im Tetra Pak verkauft. Eine Nutzungsvariante sehen wir jedoch erstmals in Kolumbien.
Da stehen sie nun im Regal arglos nebeneinander. Je ein Liter Rum wahlweise in der Glasflasche und im Tetra Pak. Beide ziert das gleiche Logo. Gleicher Inhalt… kein Unterschied? Oh doch: der Preis. Im Getränkekarton kostet das Getränk gut 15% weniger als in der Glasflasche. Mangels Glasgläsern landet der Tropfen an Bord ohnehin in Polycarbonat bevor er des Skippers Kehle hinunter rinnt. Dazu kommen die anderen, oben angesprochenen „Segler-Argumente“. Da fällt die Wahl ehrlich gesagt nicht allzu schwer.
Ja, natürlich ist es nicht die edelste Sorte Rum, die da in dieser Verpackung angeboten wird. Trotzdem verproviantieren wir uns und haben damit mal wieder etwas an Bord, das wir vorher so nicht nicht gesehen haben: Tetra-Rum…
Immer wieder bekommen wir in Lateinamerika zu hören, dass man sich als Europäer das mit dem Autofahren im jeweiligen Land gut überlegen solle. Das war schon in Ecuador so. In Costa Rica wird selbst seitens Reiseveranstaltern und Autovermietern gewarnt, defensivste Fahrweise eingefordert und auf die Möglichkeit eines Fahrers verwiesen. Die lokale Fahrweise sei herausfordernd und die Straßen alles andere als gut. Ganz ehrlich… die sollen mal in Kolumbien fahren! Natürlich bekommen wir auch hier einen „Rundum-Service“ angeboten. Doch aus mehreren Gründen kommt der für uns nicht in Frage. Schließlich habe ich mal Autofahren gelernt und sein gelerntes Können soll man ja auch hin und wieder mal einsetzen. Also los…
Eines Vorweg: Mir hat das Fahren hier richtig Spaß gemacht!
La Skipper hat da jedoch eine gänzlich andere Sichtweise. Schon auf den vorhergehenden Rundfahrten hat sie sich bevorzugt in den Fond des Wagens verzogen. Gerne mit Kopfhörern und geschlossenen Augen sitzt sie hinten und versucht „in sich zu ruhen“… soweit die meist kurvigen, oft mit Schlaglöchern versehenen Straßen das gepaart mit der kolumbianisch inspirierten Fahrweise des Skippers zulassen…
Straßenschilder
Wohl jedes Land hat einige ganz eigene Verkehrsschilder. In Kolumbien fallen zunächst die „zwei Augen“ auf. Nach unserer Recherche fordert das zum Einschalten des Abblendlichtes auf. Sind „vier Augen“ zu sehen, geht es um das Fernlicht.
Absolut ernst zu nehmen sind die Warnschilder für Bremsschwellen, davon später mehr. Die wahren Helden des Straßenrandes haben jedoch mehr Text. Immer wieder fahren wir an zwei oft auch dicht hintereinander aufgestellten Achtung-Schildern vorbei:
Peligro Zona Geológicamente Inestable (geologisch instabile Zone)
Peligro Zona de Hundimientos en la Via (Sinkzone in der Straße)
Straßenzustand
Diese Schilder sollte der umsichtige Fahrer absolut ernst nehmen. Ersteres lässt gerne mal einen Erdrutsch erwarten. Wir sind in der Regenzeit unterwegs. Da kommen Erdrutsche häufiger mal vor und werden auch nicht so schnell wieder abgeräumt. Man braucht also nicht überrascht zu tun, wenn direkt nach einer (meist nicht einsehbaren) Kurve die eigene Spur von Erde versperrt ist. Bei letzterem ist dann gerne mal die halbe Straße einfach so um +/- 10cm abgesenkt. Das kommt öfter vor, als einem lieb ist.
Von Salamina zu den WachspalmenEin Erdrutsch…… von vielen…… oder gerne auch mal Senken.
Allgemein muss man auch auf den besser ausgebauten Straßen immer mit unangekündigten Schlaglöchern von teils beachtlichem Format rechnen. Auf dem Weg zum Río Claro zeigt sich selbst die zweispurige Autobahn von erstaunlich zweifelhafter Qualität. Immerhin erlaubt uns der auf diesem Abschnitt ausnahmsweise wenig vorhandene Verkehr eine angemessene Slalomfahrt um die großflächigen Schadstellen. Achtung beim Überholen… gerade auch die großen LKWs fahren gerne Slalom!
Auf den schmalen, meist unbefestigten Nebenstraßen findet man Warnungen und Hinweisschilder vergeblich. Autofahren auf eigene Verantwortung. Hier kann man ja schon froh sein, wenn ein abgebrochenes Stück Straße irgendwie markiert wurde. Auch halten sich die Folgen von Erdrutschen deutlich länger. Unbestrittener Höhepunkt ist eine (immerhin markierte!) Stelle auf dem Weg von Salamina nach Honda…
Passt schon :-)
Straßenimpressionen
Wie schon erwähnt, muss man auf Kolumbiens Straßen immer mit allem rechnen. Dazu gehören natürlich auch Anblicke, die man aus Deutschland so nicht unbedingt kennt. Dabei sind Tiere noch vergleichsweise gewöhnlich. Bemerkenswert ist jedoch das Bedürfnis von Personentransportdienstleistern, möglichst jedem Wunsch auf Beförderung nachzukommen.
Überholverbot
Ein ganz alltäglicher Anblick ist dagegen der sich um die Serpentinen quälende Lastwagen voraus. Gerne auch mal im Konvoi. Das Hauptproblem dabei ist das nahezu durchgängig geltende Überholverbot. Theoretisch bestimmt also das langsamste Gefährt die Fahrzeit aller. Theoretisch. Praktisch wird überholt, als gäbe es kein Morgen. Selbst auf kürzesten Geraden wird das Gaspedal getreten und ausgeschert, wenn da nicht zufällig gerade Gegenverkehr um die nahe Kurve biegt. Passiert das dann doch mal, geht es trotzdem gut aus. Vielleicht wird mal aufgeblendet, aber letztlich gibt das entgegenkommende Fahrzeug dann doch genug Platz, um den Überholvorgang abzuschließen.
Geschwindigkeitsbegrenzungen
Genau wie das konsequent ignorierte Überholverbot wird auch die Geschwindigkeitsbegrenzung von inner- und außerorts normalerweise 60 km/h durch ein Vielzahl von ebenso konsequent ignorierten Schildern angezeigt. Gefahren wird trotzdem grundsätzlich nach Stecke und Verkehr. Hinter einem LKW oder auf steiler Schotterpiste eher langsam, auf freier Strecke dagegen so schnell, wie die Reifen die Scherkräfte in Straßenhaftung umsetzen können… nur zu oft lediglich bis zum nächsten sich den Berg hinauf quälenden LKW.
Pistenimpressionen…In der Nähe von BaricharaEmpfohlene Route nach Salamina
Mautstellen
In unregelmäßigen Abständen kommen wir an Mautstellen vorbei. Die Preisgestaltung bleibt undurchsichtig. Meist ist es für PKW etwas über 10.000 Peso, also etwa 3 €. Zweiräder kosten grundsätzlich nichts. Für sie ist am rechten Rand eine gebührenfreie Tangente eingerichtet. Und bei viel Andrang zeigt man sich schon mal flexibel und sperrt kurzerhand eine Fahrtrichtung um den Stau durch die Nutzung sämtlicher Spuren abzubauen.
Verkehrsberuhigung
Nicht nur Mautstellen bremsen den Verkehrsfluss. Dafür sorgen auch regelmäßig anzutreffende Bremsschwellen. Selbst auf schnurgeraden Durchgangsstraßen. Zum Glück sind diese praktisch ausnahmslos durch Schilder angekündigt. Außerdem werden sie (ebenso wie rote Ampeln) für einen regen Straßenhandel genutzt.
Einbahnstraßen
Natürlich gibt es in Kolumbien auch Einbahnstraßen und meist halten sich zumindest die Autos auch daran. Zweiräder sind naturgemäß ein ganz anderes Thema. In Barichara kümmert sich aber wirklich niemand um die richtunggebenden Pfeile. Bei Gegenverkehr findet sich schon eine Nische zum Ausweichen. Einmal fahre ich (in diesem Fall tatsächlich versehentlich!) verkehrt um den zentralen Dorfplatz. Die Polizei steht am Straßenrand und natürlich bleibt unser Verhalten nicht unbemerkt. Es reicht bei den Ordnungshütern immerhin für ein kurzes Aufblicken vom Handy… ;-)
Eine andere Art von inoffizieller Einbahnstraße erleben wir in Cartagena. An einer roten Ampel sehen wir immer wieder mal, wie Autos einfach auf die gerade leere Gegenspur ausscheren und bis zur Kreuzung vorfahren. Damit ist die Straße für den Gegenverkehr dicht. Abbieger müssen halt (meist ebenso laut wie erfolglos hupend) warten.
Nein, von rechts kommt KEINE Einbahnstraße!
Motorräder
Sie fahren irgendwie in einer eigenen Welt. Manche fühlen sich mit enormen Lasten oder einer ganzen Familie versehen größer als sie sind. Na wenigstens in der Stadt tragen die meisten Fahrer einen Helm. Gerade in Medellín wäre alles andere auch lebensgefährlich. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Bei absolut JEDEM Spurwechsel, insbesondere bei stockendem Verkehr, ist der Blick nach Hinten absolute Pflicht. Selbst auf der Berliner Stadtautobahn habe ich ein derartig konsequentes Durchdrängeln ganzer Heerscharen von Zweirädern noch nicht erlebt. Wo haben die eigentlich ihren Führerschein gemacht?
Als Familienkutsche…… oder mit Waschmaschine…Hauptsache vorne mit dabei…
Führerschein
Apropos kolumbianischer Führerschein. Bis vor Kurzem war dieser ausgesprochen unkompliziert erhältlich. Man gehe zu der entsprechenden Stelle, beteuere seine Fahrkünste, zahle den geforderten Betrag und die Fahrerlaubnis wird überreicht. Fahrstunden oder gar eine Prüfung waren nicht notwendig. In Medellín versichert uns unser Guide jedoch, dass sich das vor etwa 2 Jahren geändert hat. Zumindest für den Erwerb eines neuen Führerscheins…
Straßennamen
Zu guter Letzt noch ein paar Worte zu den Straßennamen. Die sind in Kolumbien weitgehend unbekannt. Lediglich einige wenige große Autovía haben einen Namen. Ansonsten führen Carrera grob in Nord-Süd-Richtung, Calle dagegen grob in Ost-West-Richtung… und werden schlichtweg (ggf. mit angehängtem Buchstaben) durchnummert. Bei der Richtung der Nummerierung zeigt man sich dagegen flexibel. Calle 1 ist oft im Süden, manchmal aber auch im Norden und Carrera 1 findet sich wahlweise am östlichen oder westlichen Ende der Stadt. Abwechslung muss sein.
Und dafür stellen sie noch eine Extra-Reinigung in Rechnung!
Fazit
Wie gesagt hat es mir persönlich ausgesprochen viel Spaß gemacht in Kolumbien Auto zu fahren. Maila wirkte meist auf dem Beifahrersitz auch ganz vergnügt. La Skipper hat ihre Rücksitz-Erfahrungen dagegen weniger enthusiastisch in Erinnerung. Was macht sie auch so oft die Augen auf?! :-)
Letztlich ist sich die ganze Familie darin einig, dass die Entscheidung zum selber Fahren richtig war, ich vor der ersten Fahrt in Deutschland aber vielleicht doch noch mal einen Blick in die Straßenverkehrsordnung werfen sollte… sicher ist sicher! ;-)
Von den ganz speziellen Freuden des Autofahrens in Kolumbien werden wir noch berichten. Die Fahrten von Salamina nach Honda und weiter nach Bogotá verdienen jedoch auch hier schon besondere Erwähnung. Wie so oft in Kolumbien hat man die Wahl zwischen einer längeren, dafür leidlich besser ausgebauten Straße, auf der dann aber auch entsprechend viel (LKW-)Verkehr unterwegs ist. Oder man nimmt die einsameren, kurvigen und wahrlich nicht immer befestigten Serpentinen der Nebenstraßen. Wie man es dreht oder wendet, die Fahrt dauert immer länger als gedacht. Wenn dann noch ein sich leerender Benzintank hinzukommt, kann es schon mal richtig spannend werden. So auch auf dieser Strecke. Unser Weg von Salamina über das Tal der Wachspalmen hat uns bis zur nächsten Tankstelle rund 100km Serpentinen eingebrockt. Meist hoch und runter, selten befestigt. Google Maps veranschlagt dafür gut 3,5h Stunden. Und das ist durchaus noch optimistisch! Mit dem letzten Tropfen erreichen wir die Tankstelle in Manzanares und atmen durch. Die letzten 90km sollten wir nun auf Asphalt in gut 2 Stunden schaffen…
Eine der besseren Passagen…Ein bisschen Schmutz bleibt nicht aus!Immer wieder grandiose Ausblicke…
Honda selbst wirkt für seine nur knapp 25.000 Einwohner erstaunlich groß und liegt strategisch günstig am Río Magdalena. Der 1.612km lange Fluss fließt ausschließlich durch Kolumbien und war zwischen 1850 und 1910 der einzige Transportweg zwischen der Karibikküste und der Hauptstadt Bogotá. Die etwa 1.000km vom Küstenort Barranquilla bis hierher sind schiffbar. Dann kommen die Stromschnellen von Honda. Die Güter müssen mal kurz über Land transportiert werden, bis weitere 240km Richtung Süden wiederum schiffbar sind. Das macht den Ort natürlich zu einem wichtigen Binnenhafen und Umschlagplatz. Für uns ist es ein letzter, erholsamer Zwischenstopp (mit Swimmingpool!) vor der finalen Etappe zum Flughafen von Bogotá.
Blick auf den Río MagdalenaBadespaß!Blick vom BalkonBischofstangare
Auch diese Etappe wird noch einmal unerwartet und wahrlich unerwünscht spannend. Die letzten Kilometer zieht sich die Straße gefühlt ewig bergauf. Schließlich müssen von Honda auf 225m bis zum Hochplateau von Bogotá auf 2.640m einige Höhenmeter überwunden werden. Unser Auto ist jetzt nicht gerade übermotorisiert und so quält es sich schon ein wenig. Passenderweise praktisch direkt am Ende der kilometerlangen Steigung gibt es auf. Die Drehzahl geht runter, ein oranges Warnzeichen an und der Motor aus. Wir rollen an den Straßenrand. Laut spanischer Bedienungsanleitung sollen wir umgehend in die Werkstatt. Na die sind lustig.
Noch 33km bis zum Flughafen. Zum Glück haben wir reichlich Zeitpuffer bis zum Abflug eingeplant. Die Kollegin von KonTour-Travel kontaktiert umgehend den Vermieter für uns. Während wir warten, beschließt die Warnleuchte eine Pause, selbst der Motor geht wieder an… und nach kurzer Fahrt wieder aus. Egal, den Schwung bergab muss ich nutzen, auch ohne Lenkkraftverstärker und Bremshilfe. Schnell sind wir fortan sowieso nicht mehr unterwegs.
Nach einer weiteren Zwangspause geht der Motor wieder an. Kurz danach kommt eine Nachricht vom Mechaniker der Vermietung. Das alles sei nicht so schlimm und wir können problemlos weiterfahren. Sein Wort in des Autos Brennkammern. Es scheint zu wirken. Die letzten Kilometer tasten wir uns so langsam voran, wie ich hier in Kolumbien wirklich noch nie gefahren bin, doch es klappt. Wir erreichen den Flughafen und irgendwann kommt sogar jemand von der Vermietung zum vereinbarten Treffpunkt, um den Wagen zu übernehmen.
Der Rest ist schnell erzählt. Wir essen noch einen Happen, bevor uns der Flieger dieses Mal ohne nennenswerte Verspätung nach Cartagena bringt. Hier merken wir schnell die doch ganz andere Atmosphäre dieser Stadt im Vergleich zu unseren Erfahrungen der letzten zwei Wochen.
Abstand halten!!!Es geht wieder nach Hause… :-)
Eine tolle Rundreise liegt hinter uns. Natürlich kann man ein Land nicht in so kurzer Zeit wirklich kennen lernen. Das ist selbst uns klar. Und doch haben wir in dieser kurzen Zeit so viel gesehen, erlebt, gelernt, tolle Menschen getroffen und damit dann wohl doch ein kleines bisschen mehr als nur einen oberflächlichen Eindruck von diesem Land bekommen. Ein sicherlich kompliziertes, unserer Meinung nach aber gerade in Europa oft unterschätztes Land, das in unseren Erinnerungen einen besonderen Platz bekommt: Kolumbien!
Die 1801 von Alexander von Humboldt entdeckte Quindio-Wachspalme gilt nicht nur als höchste Palmenart der Welt, sondern ist seit 1985 zugleich der Nationalbaum Kolumbiens. Da stellt sich natürlich die Frage, wo wir sie finden können. Natürlich im Valle del Cocora! Das wird die Antwort vieler Kolumbienbesucher sein. Es gibt aber auch noch einen anderen, weniger überlaufenen Ort, an dem diese durchaus beeindruckenden Bäume zu sehen sind. Nicht zufällig liegt dieses Valle de la Samaria recht nahe bei Salamina… dem nächsten Ziel unserer kleinen Rundreise. Doch es kommt anders als geplant.
Nach einer gerade im letzten Drittel sehr kurvigen Fahrt mit tollen Ausblicken erreichen wir nachmittags Salamina. Der Ort mit gerade einmal 20.000 Einwohnern quetscht sich auf einen Berggrat auf gut 1.800m Höhe. Freundlich werden wir in unserer privat geführten Unterkunft „La Casa de Lola Garcia“ empfangen. Die spanischsprachige Hausherrin hat extra einen entfernten, englischsprachigen Verwandten Germán aktiviert, der uns hier vor Ort behilflich sein soll. Wow!
Die zwei Hauskatzen…… bekommen natürlich Streicheleinheiten.
Doch zunächst machen wir den obligatorischen Rundgang. Erwähnte ich schon, dass praktisch alle kolumbianische Dörfer einen zentralen Platz mit Kirche haben? Salamina macht da keine Ausnahme. Auffällig oft werden wir hier neugierig, jedoch niemals unfreundlich beäugt. Später treffen wir uns mit Germán zum Abendessen und besprechen den nächsten Tag. Wir wollen zu den Wachspalmen und dort auch einen kleinen Ausritt machen. Er erklärt uns auch, dass wir seit Monaten die ersten ausländischen Touristen im Ort seien. Ein Umstand, der natürlich auch ihm als lokalen Guide arg zu schaffen macht. Glücklicherweise ist er „breiter aufgestellt“. Die Gesellschaft ist toll, das Essen ist lecker und wie fast immer im Kolumbien ausgesprochen günstig… ein netter Abend.
Die Aliens im Dorf?! ;-)Gerade wird der Rosenkranz gebetet
Am nächsten Tag läuft dann alles anders als geplant. Der Skipper war ja vor einigen Tagen bei der Höhlentour mit Samuel mal kurz unachtsam… und abgerutscht. Nein, es ging nicht den ganzen Abhang hinunter, aber das lag auch nur an einer (Achtung: Selbstlob ;-) schnellen Reaktion meinerseits. Trotzdem wurde dabei die linke Wade aufgeschrammt… und das alles andere als antiseptische Wasser in der Höhle tat offensichtlich sein übriges. Die Wunde entzündet sich. Schon die letzten Tage war das Laufen für mich nicht immer ein schmerzfreie Freude. Doch in dieser Nacht fiebere ich auf gut 39° hoch, kann morgens kaum auftreten. So ein Sch…!
Kurz spielen wir mit dem Gedanken, dass die Familie mit Germán zu den Palmen fährt. Doch dann kommt die Nachricht, dass die Straße ob der Regenfälle schwer bis kaum bis gar nicht passierbar sei. Damit ist nun also endgültig der mehr oder weniger entspannte Hoteltag beschlossene Sache. Doch erst einmal soll ein Arzt den Blick auf das Bein werfen. La Skipper ist zwar selbst Ärztin, möchte vor dem Hintergrund des bevorstehenden Inlandsfluges jedoch im lokalen Krankenhaus eine Thrombose ausschließen lassen. Sicher ist sicher.
Dankenswerter Weise erklärt sich Germán bereit, uns als Dolmetscher zu begleiten. Vielleicht auch mit Toristenbonus kommen wir schnell zu einer netten Ärztin. Sie fragt, ob die Schmerzen das ganze Bein hinaufziehen. Nein. Ok, dann ist es keine Thrombose. La Skipper schaut erstaunt. Sie hätte jetzt eigentlich eine Sonografie erwartet. Zumindest in Deutschland hätte man das fraglos gemacht. Aber wir sind nun einmal in Kolumbien.
Haupteingang vom KrankenhausWir werden nach hinten geschicktWirkt schon etwas provisorisch.Man beachte das rote Verbotsschild!
Das merken wir dann auch in der Apotheke. Die Antibiotika kosten umgerechnet keine 10€ und sind auch ohne Rezept zu bekommen. Der Skipper schluckt gehorsam seine Pille und zieht sich zurück. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal nahezu einen ganzen Tag im Bett verbracht habe… hier und jetzt ist es notwendig. Immerhin komme ich zur am Abend bestellten Pizza mal rausgekrochen.
Der nächste Morgen sieht den Skipper wieder lächeln. Ok, ein bisschen gequält, aber immerhin bin ich wieder so leidlich einsetzbar. Bei unserem wieder einmal leckeren und entspannten Frühstück schaut auch Germán noch einmal zu einem Abschiedsbesuch vorbei.
Wir unterhalten uns und natürlich frage ich auch mal vorsichtig nach, was wir ihm für all seine Hilfe schulden. Lächelnd schüttelt er den Kopf. Er freue sich über den netten Kontakt und die anregenden Gespräche. Das sei ihm mehr als genug. Noch einmal von Herzen vielen Dank für alles!
Vielen Dank Germán!Vielen Dank unseren Gastgebern!
Bald darauf machen wir uns auf den Weg. Gestern haben wir die Palmen verpasst, aber mit einem kleinen Umweg liegen sie dann doch schon irgendwie auf dem Weg. Die Fahrt ist eigentlich entspannt. Wir fragen uns warum die Straße gestern so schlecht gewesen sein soll. Wiederkehrende Abschnitte mit kürzlichen Erdrutschen belehren uns eines Besseren.
Unbeschadet erreichten wir das Valle de la Samaria und werden von Alex empfangen. Gestern hätten wir hier noch einen kleinen Ausritt und sicher die längere Wanderung gemacht. Heute bleibt nur Zeit (und schmerzarme Ausdauer) für einen kurzen Spaziergang. Trotzdem bekommen wir einen tollen Eindruck von den nur in Kolumbien heimischen Quindio-Wachspalmen.
Wachspalmen im Wald…… und auf freier Fläche
Bis zu fast 60m hoch können die Wachspalmen werden. Und dieses Wachstum braucht seine Zeit. Uns werden Züchtungen gezeigt, für die man auch eine Adoption übernehmen kann. Nach 12 Jahren sind die Palmen noch so klein, dass sie sich geschützt unter den nebenbei gepflanzten Olivenbusch ducken. Erst nach 50 Jahren bildet sich der Stamm und für die ersten Früchte braucht es dann gleich noch einmal 50 Jahre. Die großen Wachspalmen, die wir hier sehen, sind gut und gerne 200 Jahre jung… sie haben durchaus noch eine lange Lebenszeit vor sich!
Links unten noch klein und geschützt…
… etwa 100 Jahre später ausgewachsen
So sehen wir also nicht nur Kolumbiens Nationalbaum aus der Nähe, sondern dazu auch noch ein kolumbianisches Krankenhaus von innen. Um diese Erfahrungen reicher machen wir uns auf den Weg zu unserem letzten Zwischenstopp vor dem Heimflug zu unserer Samai in Cartagena. Es wird eine lustige Fahrt…