29./30. September 2021
Auf dem kurzen 110sm-Hüpfer von Cartagena nach Santa Marta gibt es abgesehen vom notorisch ungünstigen Gegenwind und dem erfreulich günstigen Neerstrom dicht unter der Küste besonders eine Kleinigkeiten zu beachten: Die Millionenstadt Barranquilla. Dabei ist streng genommen nicht Kolumbiens wichtigster Karibikhafen (zugleich Geburtsort von Shakira) das Problem, sondern der hier einmündende Río Grande de la Magdalena. Vor gar nicht langer Zeit verbrachten wir ca. 1.000km weiter südlich in Honda an seinem Ufer einen netten Abend. An der Küste sollte ein kleiner Segler jedoch nicht nur ausreichend Abstand halten, sondern tunlichst bei Tageslicht und guter Sicht passieren. Vor diesem Hintergrund teilen wir den Weg auf und steuern den gut geschützten Puerto Velero an. Hier gibt es sogar eine kleine Marina, doch wir werfen lieber in ausreichendem Abstand den Anker und genießen einen entspannten Grillabend.




Am nächsten Morgen geht es weiter. Recht bald schon kommt Barranquilla und damit die Mündung des Río Magdalena in Sicht. Um sich einen Eindruck von seinen Wassermassen zu machen, werfen wir einen kurzen Blick auf den mittleren Abfluss MQ, also den langjährigen Durchschnitt des auf ein Normaljahr bemessenen durchschnittlichen Abflusses. Beim Río Magdalena liegen wir hier bei gut 7.200 m3/s. Zum Vergleich kommt Vater Rhein in der Summe seiner Mündungen gerade einmal auf 2.900 m3/s und selbst die um einiges längere Donau liegt an ihrer Mündung unter 6.900 m3/s. Das sind wie gesagt Mittelwerte. Wir haben aktuell Regenzeit. Da kann es vorkommen, dass der Río Magdalena mit 6kn rausströmt und dabei natürlich einiges Treibgut mit sich führt. Ganze Baumstämme sind keine Seltenheit.


Dazu kommt ein großer, flacher Bereich östlich der Mündung. Wir haben keinen ausgeprägten Wellengang und wollen den Umweg gering halten. Doch dann sehen wir schon von weitem bis weit vor die Küste reichende Brecher voraus. Spontan vergrößern wir den Sicherheitsabstand. Dabei hilft der Fluss kräftig mit. Trotz wie üblich ungenauer Logge verzeichnen wir über drei Knoten Seitenstrom. Hat im Landesinnern wohl nicht viel geregnet?! Wir sind nicht böse. Die See wird auch so schon erstaunlich unangenehm. So schaukeln und strömen wir uns also an den Grünflächen vorbei und sehnen uns nach ruhigerer Gewässern.




Den Rest motoren wir entspannt weiter nach Santa Marta. In der Marina werden wir dank obligatorischer Voranmeldung erwartet. Dafür brauchen wir hier keinen Agenten beauftragen, darum kümmert sich das Hafenbüro. Der erste Eindruck rüttelt sich zurecht. Natürlich vergleichen wir mit Cartagena. Sicherlich werden wir hier um einiges ruhiger liegen. Dafür ist das Wasser am Steg nicht trinkbar. Gut, dass unser Tank noch reichlich voll ist. Die Kulisse ist spärlicher, aber doch städtischer als erwartet. Das Seglerpublikum scheint auch anders zu sein… doch dazu ein anderes Mal mehr.