27. – 28. Juni 2020
6.32 Caleta Bernard (Bahía Moore)
Die nach der Segellegende Bernard Moitessier benannte, von kleinen Inseln eingerahmte Bucht gilt als „perfectly sheltered and really pretty“. Und genau so präsentierte sie sich uns auch, nachdem wir die Durchfahrt zwischen zwei dieser Inselchen passiert hatten. Und die Bucht war nicht einmal zugefroren! Mit Anker (dessen Kettenlänge uns mit 35m leider etwas kurz geriet) sowie zwei Landleinen machten wir in der hintersten Ecke fest und erwarteten eine ruhige Nacht. Schließlich war das windarme Winterhoch weiterhin stabil angesagt und sollte die nächsten Tage und Nächte mit maximal 3Bft. wehen… Tendenz abnehmend.

Es war die erste Nacht in Chile, in der wir trotz Landleinen einen Ankeralarm einschalteten. Wenn man im Bett liegend den Windgenerator rotieren hört, scheint es zwar meist etwas windiger zu sein, als es wirklich ist. Doch regelmäßig 4-5 Bft. waren es schon, die da böig von vorne über uns fegten. Und das Ufer lag dicht hinter uns. So schlecht hatten wir lange nicht geschlafen. Dazu schien auch noch Strom durch die Bucht zu gehen. Entsprechend früh legten wir morgens ab. Dabei hatte ich kurz das Gefühl, nicht richtig vorwärts fahren zu können. War aber wohl doch der Strom. Draußen war anscheinend alles wieder in Ordnung und wir hatten ja auch mal wieder einen längeren Schlag vor uns.



Canal Sarmiento
Im Grunde hatten wir richtig Glück. Selbst die Gezeiten waren so, dass uns der Ebbstrom den ganzen Tag gut mit schob. Dazu Sonne und schwacher Rückenwind. So gut muss man es hier unten erst einmal treffen.


Doch beim Wind zeigten sich wieder einmal die Grenzen der Vorhersagemöglichkeit in einem von Bergen und Kanälen durchzogenem Gebiet wie diesem. Die 2-3 Bft. pendelten sich über lange Strecke bei 5-6 Bft. ein. Dazu eine kleine, beim Zusammenfluss von Canal Sarmiento und Canal Harriet allerdings sehr unangenehme Kabbelwelle. Trotzdem waren wir glücklich, schließlich konnten wir damit endlich mal wieder etwas Segeln. Nur mit der Fock kamen wir vor dem Wind auch dank Stromunterstützung gut voran.


6.27 Caleta Damien (Isla Whidbey)
Bei der Einfahrt zwischen Isla Vancuver und Isla Whidbey sahen wir wieder die inzwischen vertraut ruhige Wasseroberfläche in der Nachmittagssonne glänzen. Die eigentliche Bucht war komplett zugefroren und auch die kleine Einbuchtung, in die wir uns eigentlich legen wollten schimmerte eisig. Wir spielten also das inzwischen auch wohlbekannte Spiel und fuhren mit sachter Fahrt rein ins Eis um uns eine Schneise bis kurz vor die an Land bereits hängenden Leinen zu brechen. Bei wieder einmal knapp 1cm dickem Eis war das gerade noch im Guten machbar.


Der Anker fiel und die Kinder machten sich auf den Weg. Mit dem kürzlich gebrochenen Bootshaken stocherten sie sich eine Schneise bis an den Strand, vertäuten das Dinghy und waren nicht mehr gesehen.

Der Auslauf tut ihnen sichtlich gut und glücklicher Weise sind sie inzwischen in einem Alter, in dem sie gerne auch mal ohne die lästigen Eltern losziehen wollen und auch können.


Zumindest in dieser Gegend… deren wunderschönen Anblick in der Abendsonne die Eltern dann ganz entspannt von Bord aus genießen konnten.



Der nächste Morgen wartete mit einer Überraschung auf… das uns umgebende Eis war verschwunden. Ok, die große Bucht war natürlich noch zu, doch die Samai schwamm frei. Allerdings nicht allzu lange, da wir die guten Bedingungen nutzen mussten und wollten um etwas Strecke nach Norden zu machen…

