26. – 27. Juni 2020
Als einen Isthmus bezeichnet man einen schmalen, beidseitig von Wasser umgebenen Landstreifen, der zwei größere Landmassen miteinander verbindet. Genau so einen nur wenige 100m breiten Streifen gibt es zwischen der Peninsula Zach und der Peninsula Muños. Über diesen haben schon die Natives ihre Kanus geschleppt und so einen meilenlangen Umweg über das Wasser vermieden. Da liegt es durchaus nahe, zumindest eine der zwei Buchten „Bahía Isthmus“ zu nennen.



Eigentlich wollten wir darin ja in die hinterste Ecke, einem weiten Bassin namens „Bahía Mallet“. Einfach in der Mitte den Anker fallen lassen. Schon von weitem sah es darin sehr ruhig aus. Zu ruhig. Beim Näherkommen zeigte sich dann, dass nahezu die ganze hintere Bucht zugefroren war. Nun gut, damit hatten wir in den letzten Tagen ja schon etwas Erfahrung sammeln dürfen, und wozu haben wir uns am Bug ein Eisauge anschweißen lassen. Einen Versuch war es wert, aber dabei blieb es dann auch. Das Eis war irgendwas zwischen ½ und 1cm dick. Wir kamen zwar vorwärts, aber es war nicht wirklich schön. Wenn das das Ergebnis von nur 2-3 kalten Nächten war, wie würde das dann am nächsten Morgen aussehen, nach einer weiteren solchen Winternacht? An einen Landgang wäre auch nicht zu denken gewesen, da das Eis mit dem Dinghy praktisch nicht passierbar war. Also „Plan B“…


6.38 Bahía Isthmus
Direkt vor dem hinteren Bassin gibt es an der Nordseite der Bucht eine ebenfalls als Ankerplatz (mit Landleinen) empfohlene Einbuchtung. Zwar war auch darin eine Eisschicht, diese jedoch dünner und vergleichsweise gut befahrbar. Wir brachen auf unserer obligatorischen Erkundung das Eis auf und warfen dann davor den Anker. Das mit der dieses Mal nur einen Landleine erwies sich dann aber doch als kleines Abenteuer. Es ist echt ein komisches Gefühl, wenn das Paddel immer mal wieder einfach nur in einer Eisschicht stecken bleibt. Irgendwann am Ufer angekommen dann noch eine kleine Kletterpartie und wir waren an einer von Anderen bereits vorbereiteten Leine fest.


Sehr zur Freude der Kinder gab es einen kleinen Strand, den wir mit dem Dinghy dicht am etwas weniger gefrorenen Ufer entlang gehangelt dann auch erreichten. Samuel hatte schon in der vorletzten Bucht trockenes Holz gesammelt, das hier nun endlich zum Einsatz kam. Wieder einmal mussten wir zunächst etwas Papier verbrennen, bevor ein schönes Stück Rind am langen Spieß über die Glut gelegt wurde. Und wieder einmal war es echt lecker! Die Sterne leuchteten in der klaren kalten Nacht und vom Wasser her knisterte die in den leichten Wellen wankende, nicht jedoch brechende Eisschicht.



Ich weiß, dass an dieser Stelle schon das ein oder andere Mal über Temperaturen geschrieben wurde. Doch Steigerungen sind ja immer wieder mal möglich. Für den nächsten Morgen nur die Rahmendaten: unter Deck 5°C, Scheiben von innen wieder gefroren, unter der geschützten Sprayhood 0°C, eine inzwischen gewohnte, dicke Reifschicht über dem ganzen Boot und nun auch hier eine Eisdicke von knapp 1cm. Zum Lösen der Landleine musste das als Mini-Eisbrecher missbrauchte Dinghy an eben jener Leine zum Ufer gezogen werden… an Paddeln war nicht zu denken. Kurz danach ging der Anker hoch und dann passierte es…


Die Maschine lief rückwärts und plötzlich fing das am Davit aufgehängte Dinghy an zu vibrieren. Besser gesagt wackelte es beunruhigend umher. Was war bloß los? Dann fiel der Blick auf die Dinghy-Leine. Normalerweise sollte sie nun an einer kleinen Klampe des Heckträgers belegt sein. War sie aber nicht. Sie ging direkt runter uns Wasser. Stramm und verdreht. Leine in der Schraube. Sch…!!!
Da der leichte Wind uns direkt auf die Felsen trieb, ging der Anker sofort wieder runter. Vor dem geistigen Auge des Skipper lief schon ein Film ab… ich sah mich in den Trockentauchanzug und das dem Gefrierpunkt nahe Wasser steigen um irgendwie die Leine aus der Schraube zu bekommen. Keine anregende Vorstellung. Doch erst einmal versuchte ich es vom Boot aus. Mit dem Messer vom Dinghy losgeschnitten entdrehte sich die Leine. Ich zog sie an die Seite und kräftig daran, plötzlich kam sie los. Offensichtlich durchgeschnitten von unserem „Shaft Shark“ genannten Messer am Propeller. Sollte er uns gerettet haben? Nun gut… kurzes Gebet, Motor an und Vorwärtsgang eingelegt. Komisches Geräusch. Als wenn da in regelmäßigen Abständen etwas von unten an den Rumpf schlägt. Das konnte dann ja wohl nur der mit dem Propeller rotierende Leinenrest sein. Und dieser hatte sich bei Rückwärtsfahrt verhakt, wobei unser Faltpropeller eine andere Stellung hat. Also Rückwärtgang eingelegt… erst gaaaanz langsam… dann gaaaanz langsam immer schneller. Kein Geräusch mehr, keine Vibration… weder rückwärts noch vorwärts. Anscheinend war die Leine raus. Da hatte die Crew der Samai wohl (mal wieder?!) mehr Glück als Verstand. Und das im Grunde ohnehin Selbstverständliche hatte sich noch einmal tiefer in das seemännische Gedächtnis eingebrannt: bevor ein Gang eingelegt wird ist sicherzustellen, dass sich aber auch sowas von absolut keine Leine im Wasser befindet… Lernkurve halt!
Ende?

