Es war einer der seltenen Tage in Chile wo die Sonne mal schien. Wir ankerten (natürlich mit Landleinen) in einer sehr schönen Bucht, wo es auch einen wunderschönen Wasserfall gab. Und wenn man die Chance schon mal hat einen Ausflug zu machen, dann sollte man sie nutzen. Denn viele der schönen Tage gab es in Chile nicht. Also ruderte die ganze Familie mit dem Dinghy an Land und wir wurden von einer grünen Wand erwartet. Papa hat aber einen kleinen „Pfad“ entdeckt, den wir hoch liefen. Maila und ich waren am letzten Tag auf einem anderen Weg nach oben gelangt und haben die Aussicht genossen. Aber nun wollten wir höher als Maila und ich waren. Wir wollten den Berg besteigen, der sehr hoch war.

Anfangs waren wir alle zusammen und sind auf dem steinigen Boden geklettert. Aber mit der Zeit bin ich immer weiter nach vorne gegangen und bin schließlich einen ganz anderen Weg gegangen als der Rest meiner Familie. Ich weiß zwar nicht, wie der Weg von Maila, Mama und Papa war, aber meiner war knifflig und (für mich) spaßig. Einmal musste ich über eine kleine, ca. 1 Meter tiefe Spalte springen und ein andermal musste ich mich an einem kleinen Bach hoch arbeiten. Meine Gummistiefel haben auf den feuchten und auf dem trockenem Gestein gut gehalten.

Teilweise habe ich meine Familie auch überhaupt nicht mehr gesehen, aber ich wusste, wenn ich oben wäre, würde ich sie wieder sehen können. Wenn ihr euch fragt, warum ich mich von meiner Familie getrennt habe lautet die Antwort: ich liebe knifflige Kletterpartien und Maila, Mama und Papa würden eher einen einfachen Weg gehen. Aber schließlich kam ich doch vor ein Hindernis, was man nicht wirklich überwinden kann. Vor mir war eine steile Wand ohne Gras oder ähnliche Pflanzen, die mich hätten halten können. Wäre auf der Wand Stein gewesen, wäre das überhaupt kein Problem gewesen. Ich habe etwa 10 Minuten dagestanden und verschiedenste Sachen ausprobiert. Doch keine der halbwegs sicheren Methoden hat funktioniert. Dann ging ich zu den etwas waghalsigeren über, aber selbst da musste ich etwas rumprobieren. Doch dann entdeckte ich das Gestrüpp, was knapp außerhalb meiner Reichweite war. Ich stellte meine Fuß auf einen kleinen Vorsprung und drückte mich langsam hoch. So kam ich an das Gestrüpp und konnte mich hochziehen. Das war geschafft. Doch was war das? Ich war noch immer nicht am Gipfel, aber ich musste mich erst mal ausruhen. Da entdeckte ich auch meine Familie. Sie saß etwas weiter unten und aß Kekse. Frechheit!!!
Nach einer kurzen Pause machte ich mich wieder auf den Weg nach oben. Die zweite Wand war schwieriger, aber ich überwand sie so ähnlich wie die erste. Ich hatte es geschafft. Ich war am Gipfel. Zumindest an dem Punkt, den wir erreichen konnten. Ich genoss die atemberaubende Aussicht und machte mich wieder auf den Weg nach unten. Wenig später hatte ich Maila, Mama und Papa erreicht. Wir unterhielten uns und ich habe auch ein paar Kekse abbekommen.
Dann ging es wieder den Berg runter.


Leider hatten Mama und Papa den Weg, den sie gekommen sind, vergessen und so schlugen wir uns einen eigenen Weg durch das Unterholz. Ich habe die Gruppe geführt und sie vor kleinen oder großen Vertiefungen gewarnt. Ich wollte eigentlich runter zum Dinghy, aber Maila, Mama und Papa wollten noch zum Wasserfall. Der Weg dorthin war nicht der leichteste, weil wir teilweise durch kleine „Wälder“ mussten. Aber als wir dort angekommen sind, war der Anblick atemberaubend. Die Wassermassen stürzten herab und schlugen auf einen hervorstehenden Stein, der das Wasser richtig schön spritzen ließ.

Nach einigen Minuten wollen wir aber wieder zurück zum Dinghy. Das Problem war, dass wir durch einen Wald mussten. Der war natürlich nicht weniger dicht als die anderen Wälder. Weil der Wald so dicht an dem Wasserfall war, war auch der Boden recht aufgeweicht und durchlöchert. Nach einiger Zeit, wo wir uns durch den Wald geschlagen haben, sah ich vor mir eine dieser vielen Spalten. Ich sprang über sie und rutschte auf der anderen Seite ab. Ich dachte ich würde Halt finden und habe einen Fuß nach vorne ausgestreckt aber fand keinen Boden. Ich machte einen Purzelbaum in eine noch größere Schlucht. Nur leider knallte mein Kopf auf einen kleinen Steinvorsprung. Vor meinem Auge drehte sich so einiges und ich hatte Kopfschmerzen. Aber nach kurzer Zeit war alles wieder gut na ja, bis auf die Kopfschmerzen. Als ich mich wieder aus der „Höhle“ gezogen habe, machten wir uns auf den Weg raus aus dem Wald. Als wir den Wald verlassen hatten, gingen wir den langen Weg wieder zurück und sahen den Felsen, auf dem Maila und ich den Tag zuvor gewesen waren. Wir erkannten die Fußabdrücke, die wir auf dem Hinweg hinterlassen hatten und wir krakelten zum Dinghy runter. Ich hatte immer noch Kopfschmerzen, doch an Bord wurde meine Wunde von Mama untersucht und sie stellte fest, dass ein kleiner Teil meiner Kopfhaut aufgerissen sei. Die Wunde wurde desinfiziert und gesäubert. Dann durften wir auf den iPads spielen.
Es war ein schöner Tag, aber das Ende hätte für mich besser verlaufen können. Doch drei Tage nach dem Unfall spürte ich meine Verletzung gar nicht mehr.
Samuel
