30. Juni 2020
Wir blieben erst einmal ein Motorboot. So schön das sonnig-kalte Winterwetter auch war, es bedeutete wenig Wind und somit wenig Segeln. Aber das ist ja auch keine wirkliche Überraschung. Von der Notwendigkeit eines großen Dieselvorrats hatten wir im Vorfeld schon mehrfach gelesen bzw. gehört und entsprechend vorgesorgt. Neben den 400l im Tank hatten wir noch 500l in Kanistern dabei, die durch Ihre Stauung im Heck natürlich für einen entsprechenden „Trim“ der Samai sorgten. Wie auch immer, der Diesel sollte bis Valdivia reichen.


Angostura Guía
Die Angostura Guía ist nur eine von mehreren Engstellen auf unserem Weg nach Norden. Trotz des dankenswerter Weise ruhigen Wetters sollte man die Durchfahrt mit den Gezeiten abpassen, da es sonst gerne mal mit 3kn entgegen strömen kann. Bei unterstützendem Wind wurden hier sogar schon 8kn Strömung beobachtet. Wir schätzten uns weiterhin glücklich, nach dem Vormittagshochwasser weiterhin mitlaufenden Strom zu haben. So passierten wir die Angostura Guía mit knapp 9kn über Grund und bestaunten dabei die selbst bei wenig Wind deutlich sichtbaren Stromverwirbelungen.


6.12 Caleta Paroquet (Isla Chatham)
Kurz danach kamen wir zu unserem Tagesziel. Zur Begrüßung spielten mal wieder ein paar Delfine durch das spiegelglatte Wasser. Leider war die geplante Bucht erneut zugefroren. Wir versuchten natürlich reinzufahren, aber das Eis war definitiv zu dick. Daher legten wir uns einfach mit Heck- und Bugleine quer davor. Ja, das war eine Premiere, erstmals benutzten wir tatsächlich keinen Anker.



Die Kinder sprangen gleich wieder ins Dinghy und spielten Eisbrecher. Mit lautem Tamtam schlugen sie mit den Teilen des zerbrochenen Bootshakens aus dem bedrohlich schief liegenden Beiboot auf das gut 2cm dicke Eis und bahnten sich eine Schneise an den kleinen Strand. Immerhin hat eben dieses Eis dann auch dafür gesorgt, dass das von Samuel nicht richtig festgebundene Dinghy nicht abgetrieben ist… den Fehler macht er (hoffentlich) nicht noch einmal.


Ansonsten stand mal wieder eine kleinere Reparatur auf dem Programm. Wir können das mittlere Fenster in der Sprayhood öffnen, doch die eingenähte Folie mag es anscheinend nicht so kalt. Beim Schließen brach sie auf der gesamten Breite durch. Nein, wir hatten sie nicht geknickt, sondern nur leicht angerollt. Trotzdem gab es einen sauberen Riss, den wir nun mit Segeltape abkleben mussten.

Am nächsten Morgen dann ein zwar bekannter, aber immer noch erstaunlicher Ausblick. Das am Vortag noch dicht ans Boot heranreichende Eis war verschwunden. Allerdings sprachen die – zum Leidwesen der temperaturfühligen Besatzungsmitglieder nicht ungewohnt – von innen gefrorenen Fenster deutlich gegen eine Schmelztheorie. Vermutlich wurden die von uns losgebrochenen Teile schlicht weggetrieben. Und schon kurze Zeit später machten auch wir uns wieder auf den Weg.

