Alltagsprobleme in der Antarktis: Temperatur

Nein, wir hatten keinen Dauerfrost und von den in der Antarktis gemessen Kälterekorden von fast -100°C waren wir glücklicherweise sehr weit entfernt. Immerhin besuchten wir sie ja im Hochsommer, und wenn die Sonne mal vom strahlend blauen Himmel schien, war es richtig gehend angenehm warm an Deck. Selbst wenn wir auch von dem zeitgleich gemessenen gut 20°C Wärmerekord der Antarktis weit entfernt waren, konnte man dann mal ohne Jacke raus gehen. Trotzdem sollte man sich von Fotos in vermeintlich leichter Bekleidung nicht täuschen lassen. Die Regel waren auch hier mehrere Lagen an Kleidungsschichten aus Thermo-Unterwäsche, Haushosen (Mehrzahl!), T-Shirts, Pullis und Jacken verschiedener Dicke etc. … Zwiebelprinzip halt.

Nachts pendelte sich das Thermometer in der Regel so um den Gefrierpunkt ein. Wenn man sich morgens dann endlich überwunden hatte, aus Schlafsack und/oder mehreren Deckenlagen zu kriechen, empfingen einen so um die 10°C unter Deck. Tagsüber ging es dann meist auf bis zu 15°, bei Sonne etwas mehr, bei Schnee auch mal weniger. Wohlgemerkt hängt das Thermometer bei uns im Salon ca. 30cm unter der Decke. Entsprechend frischer ist es im Bereich der von mehreren Lagen (Winter-)Socken so leidlich warm gehaltenen Füße.

Ja, habt ihr denn keine Heizung an Bord? Doch, eine Dieselheizung ist vorhanden. Und warum heizt ihr dann nicht einfach? Na, das haben wir ja durchaus hin und wieder mal gemacht. Allerdings muss man zweierlei bedenken.

  • Erstens braucht eine Dieselheizung, wie der Name schon sagt, Diesel. Das braucht aber auch die Maschine, die hier unten sehr oft angeworfen werden muss. So kräftig es in der sommerlichen Antarktis auch blasen kann, so ruhig ist es auf der geschützten Seite der Antarktischen Halbinsel an schönen Tagen. Es fehlt einfach ganz oft dieser schön segelbare, mittlere (bevorzugt Halb-) Wind. Folglich sollte man mit dem Diesel haushalten, schließlich liegt die nächste Tankstelle ein paar hundert Seemeilen weiter nördlich.
  • Zweitens bleibt die Wärme ja auch nicht sonderlich lange im Schiff. Die Samai hat zwar eine Isolierung am Rumpf, allerdings wird so etwas nur über Wasserhöhe gemacht. Das GFK-Deck mit den großen Fenstern ist ebenso wenig isolierend wie der Bodenbereich. Der Rumpf nimmt praktisch Wassertemperatur an… also der Flüssigkeit, in dem das ganze Eis schwimmt.

Das hat jedoch auch unbestritten Vorteile. Der Kühlschrank verbraucht bei niedrigen Außentemperaturen weniger Strom und wird für Getränke praktisch nicht benötigt. Alles was in der Bilge (also unter den Bodenbrettern) verstaut ist kommt automatisch auf Kühlschranktemperatur. Lebensmittel halten sich allgemein einfach länger und Probleme mit lebendigen Inhaltsstoffen in Gewürzen, Mehl oder anderem gibt es bei diesen Temperaturen auch nicht.

Andererseits nehmen selbst in den normalen Schapps verstaute Lebensmittel gerne eine für die Verwendung eher hinderliche Konsistenz an.

Nutella wird nicht geschmiert sondern gebröckelt.
Die Wurst links ist Olivenöl.

Und nach dem Essen kommt bekanntlich der Abwasch. Schon mal mit kaltem Wasser abgewaschen? Also so richtig kaltem Wasser? Da hilft selbst Spülmittel kaum noch. Ok, wir haben einen Boiler an Bord und damit auch einen gewissen Vorrat warmes Wasser. Zumindest immer dann wenn der Motor läuft oder vor nicht allzu langer Zeit für Nachschub gesorgt hat. Direkt aus dem Tank sind wir dagegen wieder beim Thema der umgebenden Wassertemperatur.

Ein anderes Thema waren die Batterien. Die mögen Kälte sogar noch weniger als die Crew. Mehr als einmal ist es passiert, dass die Heizung gar nicht erst ansprang, sondern eine dafür zu geringe Spannung meldete… obwohl die Verbraucherbatterien laut Anzeige alles andere als leer waren. Da mussten wir dann erst einmal den Motor anmachen, damit die Lichtmaschine für die der Heizung genehmen Rahmenbedingen sorgen konnte. Wenn er denn anging. Damit hatte er nämlich auch manchmal seine Probleme. Nun gut, teilweise war es unsere eigene Nachlässigkeit, den Starterknopf nicht lange genug gedrückt zu halten. Aber manchmal lag es auch an der Starterbatterie, die ob der niedrigen Temperaturen selbst ungenutzt hinreichend Spannung verlor und es nach einer gewissen Zeit einfach nicht mehr schaffte, den Motor alleine zu starten. Dann mussten mal wieder die nicht allzu weit weggelegten Starthilfekabel ran, damit die Verbraucherbatterien helfen konnten.

Warmer Kaffe und Kleidungsschichten machen es erträglich.

Zusammenfassen war es also kalt. Insbesondere was die Wohlfühltemperatur von La Skipper angeht sogar deutlich zu kalt. Allerdings war das natürlich auch keine Überraschung. Schließlich sind wir durchaus in Kenntnis der einschlägigen Klimadiagramme (falls man diese für den Zusammenhang Antarktis = kalt überhaupt benötigt) hier runter gesegelt. Und eines kann und wird jeder an Bord einer noch so kalten Samai bestätigen: Es hat sich gelohnt!

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