Im und sogar auf dem Meer wimmelt es vor Leben. So sagt man zumindest und so stimmt es ja wohl auch. Wir blieben folglich zwar fern von anderen Menschen in unserem kleinen Mikrokosmos „Segelboot“ unter uns, aber nicht alleine…

Schon nach drei Tagen auf See kam ein unbestrittener Höhepunkt der ganzen Fahrt: Wale in Sicht! Wir waren gerade unter Motor unterwegs und änderten natürlich gleich den Kurs. Zwei bis drei kleine Pottwale (15-20m) schwammen und tollten umher. Gleich zu Beginn ist eines der tonnenschweren Tiere zweimal hintereinander aus dem Wasser gesprungen und mit lautem Platschen wieder eingetaucht. Ein anderer fand es offensichtlich ganz besonders unterhaltsam, immer wieder mit seiner Fluke (Schwanzflosse) auf die Wasseroberfläche zu klatschen. Als kleine Anregung, nicht gleich wieder abzutauchen, machten wir dann noch etwas Musik an, die sich über den Metallrumpf verteilt gut von neugierigen Walohren im Meer hören lässt. So waren wir insgesamt über 40min bei den Tieren, bis sich zum Sonnenuntergang unsere Wege wieder trennten. Ein wahrlich atemberaubendes Erlebnis.
Überhaupt war der Sonnenuntergang in der ersten Woche eine gute Zeit. Direkt am Tag nach den Pottwalen steuerten wir zum kitschig-schönen Abendrot zwischen einer wahrlich großen Delfinschule über die glatte See. Wie schon am Tag zuvor gab es auch dieses Mal kein Halten… die Kinder sprangen auf das Vorschiff um alles möglichst gut zu sehen. Im Dutzend sprangen die Delfine rechts, links, vorne und hinten aus dem Wasser. Ein Motiv wie von einer Wandtapete aus den 80’ern… in Natura nur ein Vielfaches schöner!

Was sich dagegen rar gemacht hatte, waren Fliegende Fische an Bord. Ok, am Tag sah man immer wieder auch mal ganze Schwärme locker mehr als 50m über die Wellen flattern, aber an Deck hatten wir in den ganzen zwei Wochen nur ein ausgewachsenes Exemplar. Noch weniger sahen wir von den nicht fliegenden Verwandten. Einmal machten wir an einer im Meer treibenden Boje halt und sahen einen einsamen Fisch den Bewuchs abknabbern. Ein anderes Mal, wir hatten gerade mit der Angel zu tun, schwamm ein ganzer Schwarm schöner bunter Fische im Kielwasser. Aber sonst waren da nur noch die armen Kameraden mit Appetit auf Angelköder, denen die Flucht dann doch nicht mehr gelungen war.
Hin und wieder sahen wir auch weit entfernt von jedem Land Vögel um die Samai fliegen. Und das mit dem weiten Weg zum nächsten festen Boden war auch Ihnen nicht entgangen. Einer verbrachte tatsächlich die ganze Nacht auf der ersten Saling an Backbord. Weder das Schaukeln noch Geklapper mit dem Bootshaken konnten ihn vertreiben. In aller Seelenruhe machte er sein Nickerchen und verabschiedete sich erst im Morgengrauen. Natürlich nicht ohne „Gastgeschenke“ hinterlassen zu haben. Den Morgen verbrachte der Skipper jedenfalls damit Deck, Lazybag und Sprayhood von Vogelsch…. zu befreien. Was für ein schöner Tagesbeginn.

Da war der zweite gefiederte Übernachtungsgast etwas rücksichtsvoller. In dieser Nacht waren wir gut unter Segeln unterwegs, so dass als Zuflucht unser Solarpanel gewählt wurde. An der Kante festgekrallt und hinter das etwas höher gehende Bimini so halbwegs in den Windschatten geduckt, war auch dieser Vogel von einer nahezu störrischen Ruhe beseelt. Fast hätte man ihn da streicheln können! Wir versuchten aber doch eher ihm mit dem Boothaken einen kleinen Schubser zu geben. Dann flog er auch tatsächlich 1-2 Runden ums Boot… und landete wieder auf dem Solarpanel. Wenigstens hinterließ er keine Erinnerungsstücke.

Dann entdeckte La Skipper einmal so eine Art rosa Ballon am Boot vorbeitreiben. Der sah etwas wie eine Muschel aus, die versuchte den Wind einzufangen. Unsere beste Vermutung (aus dem Buch „Gefährliche Meerestiere erkennen“) ist die Sichtung einer „Portugiesischen Galeere“, mithin die gefährlichste sog. Staatsqualle. Ihre Tentakel können bis zu 30m lang werden und haben ein starkes Gift in Ihren Nesselkapseln. Diese netten kleinen Zeitgenossen schwammen danach noch einige Male an und vorbei und bestätigten uns in der Entscheidung, auf dem offenen Atlantik selbst bei ruhigem Wetter dann doch lieber auf einen „Badestopp“ verzichtet zu haben.

Den Abschluss bildete direkt vor der Brasilianischen Küste der Besuch eines, im Vergleich mit bisherigen Sichtungen, außergewöhnlich großen Delfins mit kleinem Begleiter. Anscheinend ein Mama mit Kind, was natürlich besonders bei Maila für entzückte Blicke sorgte.
Dann waren wir auch schon im Rio Paraíba. Nach Wochen in der Umgebung von blauem Wasser und davor auch nur gelb-rot-braunem Land strahlte uns nun das satte Grün der Palmen und Mangrovenwäldern am Ufer an. Was für ein Kontrast. Ja, wir waren nun auch an Land in den Tropen.
