Überfahrt nach Rio de Janeiro

Nach gut zwei Wochen war es endlich soweit. Das Päckchen war an Bord und wir legten in Jacaré ab. So schön das hier sein mag, wir wollten einfach nur noch weiter. Das musste auch gar nicht mal weit sein. Keine vier Meilen weiter nördlich viel der Anker vor den Mangroven der großen im Fluss gelegenen Ilha da Restinga. Noch ein ruhiger Grillabend, bevor es auf die über 1.100sm nach Rio de Janeiro geht.

Sonnenaufgang

Endlich unterwegs machten wir dann schnell Bekanntschaft mit dem hiesigen Schiffsverkehr…

  • Insbesondere die Fischer in ihren Nussschalen waren tagsüber kaum auszumachen, da sie einfach immer wieder in den Wellentälern verschwanden. Nachts dagegen waren ihre grellen Lichter gut zu sehen. Meistens waren sie auch paarweise unterwegs… wir vermuten ja, damit im Notfall Hilfe nahe ist. Mutig sind sie in jedem Fall!
  • Weniger mutig als tiefenentspannt plauderten die zwei zu einer Reederei gehörenden Frachter miteinander über Funk. Von einem sahen wir rot-grün voraus, vom anderen rot-grün achteraus… aber wozu sollte man den Kurs anpassen, wenn der Segler doch wunderbar dazwischen passt?!
  • Schließlich waren da noch zwei Segelboote, die uns nicht nur deklassierten, sondern pulverisierten! „Multybo Solo Sailor“ ging mit 23kn durch und „Maxi Solo Gitana 17“ (32x22m) hatte sogar 37kn drauf. Wow!
Tanzreigen mit Frachtern

Und dann kam dieser ebenso unglaubliche wie arbeitsreiche Morgen. Gleich zum Sonnenaufgang warfen wir die Angel raus und holten dann wirklich in 1 ½ Stunden gleich vier Bonitos raus. Dafür verloren wir einige Tage später dann doch noch den letzten Köder aus Las Palmas. Weiter ging es dann also mit aus der Heimat mitgebrachten Nord-Ostseeködern. Immerhin brachte der dicke Haken im grünen Gummifisch  nach einigen erfolglosen Rucklern doch noch einen schönen, kleinen Bonito an Bord.

Petri Dank!

Weniger lustig war für den in der Pantry stehenden Skipper, als bei der Schräglage plötzlich der Kühlschrank rauskam. Wir fanden es schon immer ambitioniert, dass dieser von nur vier kleinen Schrauben an Ort und Stelle gehalten wird, hatten aber nie ein Problem damit. Vor der Abfahrt musste er dann aber für die Installation des Wassermachers rausgenommen werden… und da haben die Schraublöcher im Holz anscheinend etwas gelitten. Seitdem kam immer mal wieder  eine Schraube etwas raus und wurde immer mal wieder reingeschraubt. Nun der ganze Kühlschrank! Im Grunde war es aber Glück, dass ich daneben stand, ihn aufhalten und somit eine Karambolage mit der Niedergangstreppe vermeiden konnte. Ein weiteres Kapitel zum Thema „Reparieren und Improvisieren auf See“. Ich hatte jetzt nicht nur vier längere Schrauben rausgeholt um die Dicke das dahinter liegenden Holzen voll auszunutzen, sondern auch gleich noch zwei weitere Löcher in den Metallrahmen gebohrt, so dass nun insgesamt sechs Schrauben Dienst verrichten. Ok, die untere Tür hakt aktuell noch etwas, aber das schauen wir uns dann in der Ruhe eines Hafens oder Ankerplatzes genauer an. Dort kann ich mich dann auch gleich um den Griff der Ofentür kümmern. Ja, er war schon vorher etwas locker. Trotzdem kam sein Entschluss, ohne weitere Fremdeinwirkung als dem Seegang einfach mal so durch das Boot zu fliegen doch eher überraschend. Hier hätten die vier Schrauben eigentlich ausreichen sollen.

(Aktueller Nachtrag aus Charitas: Die Kühlschranktür ist wieder in Ordnung. Es war ja schon klar. dass der ganze Kühlschrank vorne noch etwas höher muss, aber damit das nicht weiterhin die Schrauben halten müssen, helfen nun ein paar Abstandshalter vom Parkettverlegen. Hätte nicht gedacht, dass ich die so schnell gebrauchen kann. Der Ofengriff ist inzwischen auch abgeschleift, geölt und wieder an Ort und Stelle… auch hier natürlich mit dickeren Schrauben versehen)

Wir hatten inzwischen ja schon fast vergessen, wie wenig Spaß Segeln auch mal machen kann. Südlich der Abrolhos wurde es uns wieder in Erinnerung gerufen. Wechselhafter Wind von links hinten, mal segeln, mal motoren, bis zu 3m Schwell von links vorne, geschlossene Wolkendecke, Nieselregen… das ist nicht Blau- sondern eher Grauwassersegeln… gasaaanz toll! Der Skipper hing noch etwas müde von der unruhigen Nacht am Bordrechner um Blogeinträge zu schreiben, La Skipper verbrachte den Tag weitgehend in der Waagerechten und die Kinder haben viel gelesen. Besonders schön war die Vorlesestunde von Samuel… so einen Bruder kann man sich doch nur wünschen! Leider blieb es grau, aber immerhin bis zum Cabo Frio gut segelbar. Natürlich kamen wir nachts in Rio de Janeiro an, aber mit Ansteuerung in Ankern in der Dunkelheit kennen wir uns ja aus. Das Ziel war der gegenüber von Rio liegende Clube Naval Charitas… ein gute Entscheidung, doch davon ein anderes Mal mehr.

Zuckerhut und Cristo…