Atlantiküberquerung (4): Bordleben

Ja, es war heiß. Erwähnten wir das eigentlich schon mal? Weht an Deck ja hin und wieder noch ein angenehmer Wind, so ist es unter Deck bei konstant über 30 Grad nicht mehr wirklich erholsam. Trotzdem waren die Kinder sehr tapfer und machten regelmäßig Schule. Selbst dann, wenn die sonst so gestreng beaufsichtigende Mama in der Ecke hing. Gerade in der ersten Woche ging es La Skipper leider nicht wirklich so super. War sie in Portugal und auf den Kanaren noch umhergerannt um für die Kinder ausreichend Vomex gegen Übelkeit zu besorgen, wurde sie in dieser Hinsicht nun selbst Ihre beste Patientin. Dazu dann gelegentliche Kopfschmerzen und Magenprobleme rundeten den wenig erholsamen Charakter dieser Tage ab.

Da war es hilfreich, dass das vom Skipper angepasste Konzept seiner Nachtwache sehr gut funktionierte. War alles ruhig und auch der Himmel voraus unauffällig, legte ich mich entweder im Cockpit oder auch mal auf der Saloncouch für ein kleines Nickerchen hin. Natürlich in voller Montur mit Rettungsweste, Lifebelt und Stirnlampe immer sofort einsatzbereit. Aus Erfahrung – einmal hatte ich mich im Cockpit aufgerichtet und konnte mit einem Reflex gerade noch das Überbordgehen des nur auf der Brust liegenden Telefons verhindern – wurde das Handy mit gestelltem Wecker unter das T-Shirt geschoben. Nach 30-50 Minuten weckte mich das Klingeln für einen schnellen Check: Schiffe in der Umgebung? Passen Segelstellung, Kurs und Windpilot? Ist am Himmel alles klar? Na dann konnte es eigentlich auch schon in das nächste Nickerchen gehen. Dadurch war ich auch ohne längere Ruhepausen den Tag über relativ fit für alles was da so anfiel.

Unter anderem machten wir unterwegs unsere nach Sal zweite Müllverbrennung an Bord. Der umfunktionierte Eimergrill funktioniert dabei wirklich gut… und das in der folgenden Nacht abgetretene Beinchen konnte auch wieder nachimprovisiert werden.

Überhaupt standen während der Überfahrt immer wieder kleinere Reparaturen an. Die wackelnde Türklinke zum Technikraum wurde (wie zuvor schon bei Bad und Achterkabine) durchgebolzt, das Scharnier eines Küchenschapps gerichtet, die Verkabelung und Sicherung eines Cockpitplotters erneuert, die unsägliche Geisterlampe in der Vorschiffskabine mit einem in Mindelo erworbenen Schalter versehen, und dann hatten wir auch noch Salzwasser in Salon und der vorderen Bilge. Nach gut vier Jahren zeigte die Dichtung unseres „Aquariums“ (also des im Salontisch versteckten Sichtfensters zum Schwertkasten) Ermüdungserscheinungen. Auf dem Wasser nur notdürftig mit Sikaflex überklebt konnten wir diese Problemzone dann aber doch erst in Brasilien richtig abdichten lassen… das sollte jetzt wieder ein paar Jahre halten.

Schließlich hatten wir noch die Freude, Samuels 12. Geburtstag zu feiern. Das Thema „Kuchenbacken bei Seegang“ konnte bereits am Vorabend so halbwegs erfolgreich abgeschlossen werden… nun gut, der Ofen hatte sich ohnehin mal eine ordentliche Grundreinigung verdient. Für ein paar Geschenke war natürlich gesorgt, über Satellitentelefon kamen die Glückwünsche der Großeltern an das Geburtstagskind und das exzessiv zelebrierte Topfschlagen war der Höhepunkt des Tages.

So kamen und gingen die Tage und Nächte. Es gab mal mehr und mal weniger zu tun, aber im Grunde war es fast so wie immer an Bord… nur halt zwei Wochen lang ohne Land in Sicht.