Bekanntermaßen gibt es ein Thema, das jeden Skipper früher und(!) später ereilt: die Toilette. Meine erste Begegnung mit dieser dunklen Seite des Segelns vor gut zwei Jahren war ja schon etwas ganz besonderes. Seitdem haben wir den Kolben hin und wieder mit Vaseline eingeschmiert und auch das große Wartungsset hat der Skipper kurz vor dem „Leinen los“ im Juli näher kennen gelernt. Doch schon nach vier Monaten holte uns das Thema in Brasilien wieder ein. Schon seit einiger Zeit quietschte es recht unangenehm beim Pumpen. Auch Öl half nicht wirklich und als sich die Brühe in der Kloschüssel dann partout nicht mehr abpumpen ließ, war der Handlungsbedarf offensichtlich.
Wohlwissend, dass es sich um schlechtes Timing handelte, aber in Anbetracht der durch das Boot ziehenden Aromen unvermeidlich, machte sich der Skipper gleich nach dem Frühstück ans Werk. Der Kolben war schnell rausgeschraubt. Etwas verwundert wurde die binnen der letzten vier Monate bereits wieder abgelagerte, bräunliche Kruste abgekratzt. Danach die Pumpe unten abschrauben. Dabei passierte dann wie erwartet das Unvermeidliche… die in den Rohren noch verbliebene Flüssigkeit gehorchte der Schwerkraft. Luft anhalten, Lappen suchen, Fluchen, Wischen… all das verschmolz zu einer geschäftigen Einheit. Sehr zur Freude der gesamten Crew erinnerte die Atmosphäre unter Deck nun wahlweise an ein Alt-Berliner Herrenpissoir mit defekter Wasserleitung oder einfach nur eine vor sich hin siechende Bahnhofstoilette in Hinter Posemuckel.
Auch die unteren Verschleißteile hatten schon wieder eine Kruste angesetzt, die mit Schraubenzieher und Topfschwamm beseitigt wurde. Und dann fiel der Blick in den Übergang zum Schlauch Richtung Fäkalientank. Ein bisschen rumkratzen brachte erste bescheidene Ergebnisse, aber für eine gründliche Reinigung musste das Verbindungsstück abgenommen werden. Und darin sah es dann alles andere als angenehm aus.

Vor einiger Zeit las ich mal vom mitleidigen Anblick verzweifelter Skipper, die dicke weiße Rohre gegen den Steg schlagen um darin abgelagerten Urinstein und sonstige Leckereien herauszubekommen. Ich konnte mir nie so recht vorstellen, wie das darin aussehen würde. Bis heute. Nach der Reinigung des Verbindungsstückes zeigte ein kurzer Blick in den weiter führenden Schlauch, dass es damit wohl noch nicht getan war.

So begab auch ich mich kurze Zeit später in die ideelle Gesellschaft jener bemitleidenswerten Skipper die den ausgebauten Schlauch gegen den Steg schlagen. Ich schüttelte und walgte ihn und ließ dabei immer wieder leckere Innereien in das vorbei strömende Wasser purzeln. Bis dann endlich der prüfende Blick hindurch zwar nicht aromatisch so aber doch visuell fast schon den Anblick der lange vergangenen Neuwertigkeit erahnen ließ. Der Rest war nun fast schon Routine. Schlauch eingebaut, Schellen befestigen, Fäkalientank festgeschraubt (sonst hätte ich den Schlauch dort nicht abbekommen), Kolbendichtung mit Vaseline liebkost, Schrauben angezogen, Probepumpen… WOW! In diesem Zustand schafft es sogar unsere Kleinste, ihre Hinterlassenschaften selbst zu entsorgen. Mal sehen, wie lange das anhält. Doch eines ich sicher wie das Amen in der Kirche… das Thema wird den Skipper erneut beschäftigen.