10. – 12. September 2021
Die 1801 von Alexander von Humboldt entdeckte Quindio-Wachspalme gilt nicht nur als höchste Palmenart der Welt, sondern ist seit 1985 zugleich der Nationalbaum Kolumbiens. Da stellt sich natürlich die Frage, wo wir sie finden können. Natürlich im Valle del Cocora! Das wird die Antwort vieler Kolumbienbesucher sein. Es gibt aber auch noch einen anderen, weniger überlaufenen Ort, an dem diese durchaus beeindruckenden Bäume zu sehen sind. Nicht zufällig liegt dieses Valle de la Samaria recht nahe bei Salamina… dem nächsten Ziel unserer kleinen Rundreise. Doch es kommt anders als geplant.


Nach einer gerade im letzten Drittel sehr kurvigen Fahrt mit tollen Ausblicken erreichen wir nachmittags Salamina. Der Ort mit gerade einmal 20.000 Einwohnern quetscht sich auf einen Berggrat auf gut 1.800m Höhe. Freundlich werden wir in unserer privat geführten Unterkunft „La Casa de Lola Garcia“ empfangen. Die spanischsprachige Hausherrin hat extra einen entfernten, englischsprachigen Verwandten Germán aktiviert, der uns hier vor Ort behilflich sein soll. Wow!





Doch zunächst machen wir den obligatorischen Rundgang. Erwähnte ich schon, dass praktisch alle kolumbianische Dörfer einen zentralen Platz mit Kirche haben? Salamina macht da keine Ausnahme. Auffällig oft werden wir hier neugierig, jedoch niemals unfreundlich beäugt. Später treffen wir uns mit Germán zum Abendessen und besprechen den nächsten Tag. Wir wollen zu den Wachspalmen und dort auch einen kleinen Ausritt machen. Er erklärt uns auch, dass wir seit Monaten die ersten ausländischen Touristen im Ort seien. Ein Umstand, der natürlich auch ihm als lokalen Guide arg zu schaffen macht. Glücklicherweise ist er „breiter aufgestellt“. Die Gesellschaft ist toll, das Essen ist lecker und wie fast immer im Kolumbien ausgesprochen günstig… ein netter Abend.






Am nächsten Tag läuft dann alles anders als geplant. Der Skipper war ja vor einigen Tagen bei der Höhlentour mit Samuel mal kurz unachtsam… und abgerutscht. Nein, es ging nicht den ganzen Abhang hinunter, aber das lag auch nur an einer (Achtung: Selbstlob ;-) schnellen Reaktion meinerseits. Trotzdem wurde dabei die linke Wade aufgeschrammt… und das alles andere als antiseptische Wasser in der Höhle tat offensichtlich sein übriges. Die Wunde entzündet sich. Schon die letzten Tage war das Laufen für mich nicht immer ein schmerzfreie Freude. Doch in dieser Nacht fiebere ich auf gut 39° hoch, kann morgens kaum auftreten. So ein Sch…!
Kurz spielen wir mit dem Gedanken, dass die Familie mit Germán zu den Palmen fährt. Doch dann kommt die Nachricht, dass die Straße ob der Regenfälle schwer bis kaum bis gar nicht passierbar sei. Damit ist nun also endgültig der mehr oder weniger entspannte Hoteltag beschlossene Sache. Doch erst einmal soll ein Arzt den Blick auf das Bein werfen. La Skipper ist zwar selbst Ärztin, möchte vor dem Hintergrund des bevorstehenden Inlandsfluges jedoch im lokalen Krankenhaus eine Thrombose ausschließen lassen. Sicher ist sicher.
Dankenswerter Weise erklärt sich Germán bereit, uns als Dolmetscher zu begleiten. Vielleicht auch mit Toristenbonus kommen wir schnell zu einer netten Ärztin. Sie fragt, ob die Schmerzen das ganze Bein hinaufziehen. Nein. Ok, dann ist es keine Thrombose. La Skipper schaut erstaunt. Sie hätte jetzt eigentlich eine Sonografie erwartet. Zumindest in Deutschland hätte man das fraglos gemacht. Aber wir sind nun einmal in Kolumbien.




Das merken wir dann auch in der Apotheke. Die Antibiotika kosten umgerechnet keine 10€ und sind auch ohne Rezept zu bekommen. Der Skipper schluckt gehorsam seine Pille und zieht sich zurück. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal nahezu einen ganzen Tag im Bett verbracht habe… hier und jetzt ist es notwendig. Immerhin komme ich zur am Abend bestellten Pizza mal rausgekrochen.

Der nächste Morgen sieht den Skipper wieder lächeln. Ok, ein bisschen gequält, aber immerhin bin ich wieder so leidlich einsetzbar. Bei unserem wieder einmal leckeren und entspannten Frühstück schaut auch Germán noch einmal zu einem Abschiedsbesuch vorbei.


Wir unterhalten uns und natürlich frage ich auch mal vorsichtig nach, was wir ihm für all seine Hilfe schulden. Lächelnd schüttelt er den Kopf. Er freue sich über den netten Kontakt und die anregenden Gespräche. Das sei ihm mehr als genug. Noch einmal von Herzen vielen Dank für alles!


Bald darauf machen wir uns auf den Weg. Gestern haben wir die Palmen verpasst, aber mit einem kleinen Umweg liegen sie dann doch schon irgendwie auf dem Weg. Die Fahrt ist eigentlich entspannt. Wir fragen uns warum die Straße gestern so schlecht gewesen sein soll. Wiederkehrende Abschnitte mit kürzlichen Erdrutschen belehren uns eines Besseren.
Unbeschadet erreichten wir das Valle de la Samaria und werden von Alex empfangen. Gestern hätten wir hier noch einen kleinen Ausritt und sicher die längere Wanderung gemacht. Heute bleibt nur Zeit (und schmerzarme Ausdauer) für einen kurzen Spaziergang. Trotzdem bekommen wir einen tollen Eindruck von den nur in Kolumbien heimischen Quindio-Wachspalmen.


Bis zu fast 60m hoch können die Wachspalmen werden. Und dieses Wachstum braucht seine Zeit. Uns werden Züchtungen gezeigt, für die man auch eine Adoption übernehmen kann. Nach 12 Jahren sind die Palmen noch so klein, dass sie sich geschützt unter den nebenbei gepflanzten Olivenbusch ducken. Erst nach 50 Jahren bildet sich der Stamm und für die ersten Früchte braucht es dann gleich noch einmal 50 Jahre. Die großen Wachspalmen, die wir hier sehen, sind gut und gerne 200 Jahre jung… sie haben durchaus noch eine lange Lebenszeit vor sich!


Links unten noch klein und geschützt… … etwa 100 Jahre später ausgewachsen


So sehen wir also nicht nur Kolumbiens Nationalbaum aus der Nähe, sondern dazu auch noch ein kolumbianisches Krankenhaus von innen. Um diese Erfahrungen reicher machen wir uns auf den Weg zu unserem letzten Zwischenstopp vor dem Heimflug zu unserer Samai in Cartagena. Es wird eine lustige Fahrt…

Hallo Micha, ich hoffe, du hast die Krankenhausgeschichte gut überstanden und bei dir und deiner Familie ist alles ok!!!
Liebe Grüße
Roland
Moin Roland,
Danke der Nachfrage, es hat sich noch ein bisschen hingezogen, aber inzwischen ist alles wieder in Ordnung… und überhaupt: Unkraut vergeht nicht! 😜
Liebe Grüße,
Micha