Ukrainische Gastfreundschaft der Vernadsky Station

Antarktis, Ende Februar 2020

Der Weg zu den Argentine Islands, auf denen sich auch die ukrainische Vernadsky-Station befindet, war eisig. Wir waren ja schon durch einiges an Krümelzeug und mehr durchgefahren, aber bei dieser Einfahrt hatte es sich wirklich gesammelt. Wenigstens war ein baldiges Ende absehbar, so dass wir halt einfach noch ein bisschen mehr Antifouling-Anstrich vom Rumpf haben abschaben lassen.

Ja, genau das hier ist die Einfahrt…
Kielwasser

In den geschützten und weitgehend eisfreien Kanälen zwischen den Inseln angekommen empfing uns die Bucht, in der der Skipper auch schon Jahre zuvor gelegen hatte. Das bekannte Prozedere: Kante abfahren (ja, der Stein an der Südseite hat es in sich), vor der Bucht den Anker werfen, rückwärts rein und Landleinen festmachen… so langsam spielte sich das Ganze ein.

Über Funk fragten wir bei der Station an, ob bzw. wann unser Besucht willkommen sei und erhielten freundliche Antwort nebst Einladung. Am nächsten Abend fuhren wir also mit dem Dinghy rüber. Moment mal, ich konnte mich nicht daran erinnern, dass damals auch so viele Eselspinguine hier waren. Waren sie auch nicht. Die Kolonie hat sich erst in den letzten Jahren gebildet. Die allgemeine Tendenz der verschiedenen Pinguinarten der Antarktischen Halbinsel zeigt ganz klar nach Süden. Die Brutgebiete der von Nord nach Süd bevorzugt anzutreffenden Zügel-, Esels- und Adeliepinguine verschieben sich.

Die zwar nur kurze, dafür aber interessante und individuelle Führung durch die Station war wirklich interessant. Die Kinder durften sogar durch ein Mikroskop antarktische Kleinstlebewesen beobachten. Für den Abend war dann die Vorführung eines von einer russischen Yacht (ja, hier unten klappt das zwischen diesen zwei Ländern noch!) mitgebrachten SW-Films vorgesehen. Auf russisch mit englischen Untertiteln. Das war für die Kinder selbstredend todlangweilig, so dass wir uns bald wieder verabschiedeten. In der Tasche hatten wir aber den Schlüssel für das Wordie House.

Beim Wordie House handelt es sich um eine inzwischen als „Historic Site and Monument“ klassifizierte, ehemalige britische Forschungsstation. Sie liegt gleich um die Ecke von Vernadky, die selbst ja auch mal britisch war, bevor die Ukraine sie für etwa einen Pfund übernahm. Das war für die Briten immer noch billiger, als den ganzen Kram von hier unten wieder wegzubringen. Und wenn es keiner weitersagt kann ich auch erzählen, dass wir bei des Skippers Besuch vor 12 Jahren hier eine echt coole Party gefeiert haben. Psssst!!!

Wir statteten dem Haus noch am Abend einen dunklen Kurzbesuch ab. Das ist eines der Privilegien, wenn man mit dem Segelboot in die Antarktis fährt. Wenn man sich von den Kreuzfahrern fern hält (bzw. halten kann), kann man ganz ungestört besondere Momente genießen. Am nächsten Tag waren wir dann natürlich nochmal bei Tageslicht dort.

Bei der Rückgabe des Schlüssels konnten wir dann in der Station noch einen Blick in die „best bar in Antarctica“ werfen. Vor zwölf Jahren hatten wir hier in die Nacht gefeiert, heute gab es nur eine kurze Privatführung, bei der natürlich auch die Türen des angeblich südlichsten Souvenierladens der Welt für uns geöffnet wurden. Leider hatten wir kein Geld dabei, aber das störte unsere Gastgeber wenig. Kleine Geschenke für die Kinder gab es auch so.

Nach zwei Nächten in dieser lauschigen Ecke ging es dann weiter nach Norden. Als nächster Zwischenstopp war dann eine der meistbesuchten Inseln vorgesehen. Kreuzfahrer gab es auch dort reichlich, aber dann kam da auch noch ein ganz anderer, unerwarteter Besuch vorbei…

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