Wie La Skipper ja schon anmerkte, hatten wir für Buenos Aires eine echt lange Einkaufsliste. Leider waren wir dafür in einem eher ungünstig gelegenen Hafen. Wir lagen zwar ziemlich zentral in der Stadt, die meisten Marinas und Ausstatter befinden sich aber einige Kilometer nördlich. Auf die Frage, wo ich denn am Besten Sachen für das Boot bekommen würde, verwies man mich auf “Baron”. Da gebe es alles. Schien also so eine Art Argentinisches AWN zu sein. Mit Uber fuhr ich die 17km zum nächsten Laden in Olivos und war dann doch etwas überrascht. Es erwartete mich ein kleiner, etwas miefiger Laden mit vorsichtig gesagt eingeschränkter Auswahl. Na toll. Wenigstens hatte ich ein paar Leinen bekommen (die, wie ich an Bord feststellen musste, jedoch falsch abgemessen wurden!).
Ich war echt bedient. Was tun? Ich biss in den sauren Apfel und peilte San Fernando gut 10km weiter an. Da fährt ja ein Vorortzug hin. Aber wie war das mit den Tickets? Musste ich da nicht eine Karte kaufen und aufladen? Das war in Olivos aber leider nicht möglich. Ich stand also vor dem Drehkreuz und überlegte, wie es nun weiter gehe, als mir eine nette Dame von innen das Tor für Rollstuhlfahrer aufmachte. Ja, ich gebe es zu, ich bin den ganzen Tag schwarz gefahren. Irgendwie fand sich immer ein Weg ohne Karte rein und ohne Kontrolle raus zu kommen.

In San Fernando lagen die einschlägigen Geschäfte dann natürlich nicht wirklich in Bahnhofsnähe. Nur gut, dass ich schon die schweren Leinen im Rucksack hatte. Hier fand ich dann aber wenn natürlich nicht alle, so doch recht viele wichtige Sachen von unserer Liste. Ich bekam sogar Harken-Blöcke, ein Segelmacher schenke mir etwas Reparatur-Tape und selbst der Baron hier erinnerte eher an einen Bootsausrüster als an einen Garagenshop.
Schon auf der Hinfahrt im Uber-Auto hatte ich einen großen Carrefour und – für heute viel wichtiger – Baumarkt gesehen. Und da ich ja auch erst ein paar Stunden (länger als der Familie avisiert) unterwegs war, blieb genug Zeit… also raus aus dem Zug und rein in die Läden. Im Supermarkt gab es sogar eine deutsche Ecke, in der der typisch deutsche „Herr Kukumber“ (sic!) ebenso typische Produkte wie Gewürzgurken und Mecklenburger Weißbier(!!!) anpries. Letzteres zwar in Deutschland, letztlich aber von der dänischen Harboe Bryggery Gruppe gebraut!

Für die letzte Fahrt, es war inzwischen schon 21 Uhr!, gönnte ich mir dann doch nochmal einen Fahrdienst. Dort erreichte mich dann auch der besorgte Anruf vom bordeigenen Satellitentelefon, ob denn alles in Ordnung sei. Ja, irgendwie war es das schon. Ich war fertig und hatte selbstredend nicht alles bekommen. In dieser Hinsicht war Buenos Aires dann doch eine leichte Enttäuschung. Allerdings war das bei unseren übersteigerten Erwartungen ja auch nicht wirklich anders zu erwarten.

Wenigstens hatte ich schon den großen Supermarkt ausgemacht und angetestet, den wir dann noch für unseren Großeinkauf ansteuerten. Und einige andere Läden für kleinere Einkäufe waren gut mit dem Bordfahrrad zu erreichen. Wobei das Fahrradfahren hier echt ein Abenteuer war. Manchmal fanden sich durchaus brauchbare Fahrradwege, meistens jedoch blieb man auf den Straßen. Wobei das Thema Einbahnstraßen im Wesentlichen den Autos vorbehalten war. Zu Hause habe ich es nie gewagt, derartig durch die Gegend zu radeln, schon gar nicht als knapp 2m-Mann auf einem kleinen, immer wieder neugierige Blicke auf sich ziehenden Klapprad. Aber das machte hier nun mal jeder so, und man soll sich seinem Gastland ja auch etwas anpassen.

Dabei half ungemein eine andere aus Berlin eher seltene bekannte Eigenart im Straßenverkehr: Rücksicht! Fast jeder passt auf, man beharrt nicht auf sein Recht, im Zweifel wird gebremst, selbst für Fußgänger! … und was ist eigentlich eine Hupe? Ja, Buenos Aires ist neben so vielem anderem groß, hektisch, laut und dreckig… eine Großstadt halt… nicht unbedingt das, was wir suchen. Aber wenn schon, dann wenigstens so eine Großstadt wie diese hier… selbst für Shopping und auf der Straße eine Reise wert.