Wir brauchten Diesel. Also jetzt so richtig. Nicht nur „Es wäre schön, mal wieder etwas den Tank zu füllen!“. Eher in der Art: „Die Tankanzeige ist schon von „0L“ auf „—“ gewechselt. Im aufgeschraubten Tank sehe ich unten noch knapp 4cm Füllstand“ … wir fuhren auf den letzten Tropfen!
La Skipper war begeistert!!!
In Rawson ist eine große Fischereiflotte beheimatet und die fahren ja auch nicht mit Luft und Liebe alleine. Die Rückfrage bei einer örtlichen Tankstelle bestätigte, dass täglich ein Tankwagen vorbei komme. Dieser habe auch den „guten Diesel“ geladen. Zum Hintergrund… in Argentinien gibt es zwei Dieselsorten:
- Der günstigere „Kommunal- Diesel“ hat mind. 500ppm (= parts per million) azufre (= Schwefel) und ist nicht winterfest.
- Der etwas teurere (immer noch unter 1€/l) „Euro-Diesel“ hat 10ppm azufre und ist winterfest.
Da fällt einem Skipper mit Fürsorge für seinen Motor die Wahl nicht schwer!
Am Nachmittag fingen wir also den Tankwagen ab. Der hatte schon von diesem Segelboot gehört, das 400-500 Liter Diesel brauche. Wir sollten uns an die Pier auf der anderen Seite des Flusses verholen, er komme dann rüber. Begleitet von dringlich klingenden, spanischen Funknachfragen der unverschämter Weise nicht von uns informierten Prefectura Naval querten wir bei zunehmenden Wind das Gewässer. Hätte auch alles gut geklappt und wir waren schon kurz vor dem Einfüllen, als ich zur Sicherheit nochmal nachfragte, welchen Diesel sie denn im Tank haben… „Kommunal“.
So ein Mist!!!

Und jetzt begann die wahrhaft unglaubliche Geschichte. Der Tankwagen wurde zu den großen Tanks am Rand des Hafens gefahren um dort die 3000 Liter geladenen Kommunal-Diesel zurück zufüllen. Mit dem leeren Tankwagen fuhren wir dann zu dritt zur Tankstelle und füllten dort ganze 500 Liter Euro-Diesel ein. Wohlgemerkt in einen Wagen mit 15.000 Liter Kapazität. Nebenbei wurden noch meine fünf mitgebrachten Kanister gefüllt.

Nach dem Bezahlen ging es zurück zum Boot, wo zunächst weitere fünf Kanister aus dem Wagen heraus gefüllt wurden. Dabei hatte ich, wie schon an der Tankstelle, nicht viel zu tun. Ich wollte ja helfen, hatte aber keine Chance. Mit blieb nur noch, die angereichten vollen Kanister an Bord zu nehmen. Das Tanken selbst ging dann leider quälend langsam, da der Einfüllstutzen genauso groß war, wie unsere Tanköffnung. Aber auch darum musste ich mich nicht kümmern, da Joseph mit lächelnder Gelassenheit eine gefühlte Ewigkeit kniend unseren Tank füllte.

Zum Abschied wollte ich mich mit einem Trinkgeld erkenntlich zeigen, doch das wurde vehement abgelehnt. Nach Verabschiedung mit Handschlag und Umarmung warfen sie unsere Leinen los und winkten hinterher, während wir uns wieder auf unseren alten Platz verlegten.
Nach einem aufgrund der inzwischen eingesetzten Böen (Spitze waren 48kn) flotten Anleger, zu dessen Gelingen ein heroischer Sprung des mutigen Sohnes wesentlich beitrug, lehnten wir uns lächelnd zurück… der Dieseltank sowie zehn Kanister waren voll und wir hatten das Privileg dieser unglaublichen, menschlichen Erfahrung… eine Erfahrung, wie man sie wohl auch nur in Südamerika machen kann.
Muchas Gracias!