Absprung von den Melchior Islands

Was denn… seid ihr immer noch in der Antarktis? Ja, das sind wir in der Tat. Allerdings nicht ganz freiwillig. Schon vor drei Tagen (am 26. Februar) kamen wir hier bei den Melchior Islands an und haben uns in eine gut geschützte Bucht an der Nordseite von Omega Island gelegt… die meisten Inseln hier sind nach dem griechischem Alphabet benannt. Kaum angekommen holten wir aktuelle Wetterberichte für die bevorstehende Drake Passage nach Norden ein. Was wir dort sahen, gefiel uns aber nicht wirklich. Uns stand der Durchzug eines starken Tiefdruckgebietes bevor, das wir bei einer zeitnahen Abfahrt dann auch noch mit an Sicheheit grenzender Wahrscheinlichkeit voll getroffen hätten. Angesagt war eine mittlere Windgeschwindigkeit von 8 Bft. (also um die 40 kn = knapp 80 km/h) mit 10’er Böen (also um die 50 kn = fast 100 km/h)… und das auch noch voll gegenan bzw. auf einem am-Wind-Kurs.

Als Skipper bin ich in erster Linie der Sicherheit von Crew und Schiff verpflichtet. Daher fiel mir die Entscheidung leicht. Auch wenn wir den Zeitraum unserer Antarktis-Genehmigung des Umweltbundesamtes sowie den Versicherungszeitraum der Antarktis-Passage damit überschreiten, wäre ein Auslaufen mit dieser Vorhersage absolut unverantwortlich. Wir bleiben hier und warten den Durchzug des Tiefs ab!

Die aktuellen Wetterberichte von heute morgen (29. Februar) bestätigen die erhoffte Besserung. Auch wenn wir Mitte der Woche wohl mal kräftig Wind auf die Nase bekommen werden, so erwarten wir für den Großteil der Drake Passage einen gut segelbaren Halbwind (nur um die 5-6 Bft.) bzw. sogar auch schwachwindige Zeiten.

Am morgigen Sonntagfrüh (1. März) ist es dann so weit. Genau einen Monat nach dem Ablegen von Ushuaia werden wir uns von der Antarktis verabschieden (müssen ;-). Wie so oft haben wir ein lachendes und ein weinendes Auge… eine atemberaubende Zeit mit tollen Eindrücken liegt hinter uns, aber es liegt auch noch sooooo viel vor uns. Erst zurück nach Ushuaia (dort werden wir dann auch gleich eine Menge „richtiger Blogeinträge“ einplanen!) und dann über die Chilenische Küste nach Norden weiter Richtung Südsee. Wir sind dankbar für die Erlebnisse im Eis und freuen uns auf die vor uns liegende Zeit…

Ab jetzt wieder Kurs Nord…

Eigentlich wollten wir ja über den Polarkreis bis Detaille Island vordringen. Es sah auch gar nicht mal so schlecht dafür aus, wir verbrachten die letzte Nacht schon auf einem tendenziell abenteuerlichen Ankerplatz, der gut als Absprung dienen kann. Doch wie es nun mal manchmal so ist, wurde heute früh um 4:30 Uhr beschlossen, Detaille Island nicht anzulaufen. Mehrere Gründe gaben den Ausschlag (Details dazu kommen später im „richtigen“ Blog-Eintrag)… zusammenfassend lässt sich sagen, dass gute Seemannschaft und dabei insbesondere Sicherheitsaspekte die Hauptrolle spielten.

So liegen wir nun also in Mutton Cove mal nicht vor Anker. Mit 70m Breite gibt es dafür nicht genug Platz zum Schwojen (also um den Anker rumtreiben). Daher haben wir längsseits am Felsen festgemacht. Und zum ersten Mal benutzen wir hier Landleinen. Quer über die schmale Bucht gelegt, halten sie uns auf Sicherheitsabstand zum Felsen. Eigentlich bei den hiesigen Windbedingungen gar nicht nötig, aber dafür perfekte Bedingungen, die Handhabung mal zu üben… in Chile werden wir sie wahrscheinlich noch öfters brauchen.

Wir haben also immerhin 66° Süd geschafft und damit den südlichsten Punkt unserer gesamten Reise erreicht. Kap Horn liegt 600sm weiter nördlich… der Polarkreis kaum 40sm weiter südlich. Trotzdem geht es ab jetzt wieder zurück Richtung Norden. Wir haben noch bis zum 29. Februar Zeit in der Antarktis und werden diese soweit möglich ausnutzen. Viele tolle Erlebnisse und Eindrücke liegen schon hinter und so manches sicherlich noch vor uns.

Es ist wirklich atembraubend schön hier!!!

Grüße aus der Antarktis!

Wir haben es tatsächlich geschafft… die SY Samai liegt sicher vor Anker in der Telefon Bay von Deception Island. Wir sind in der Antarktis angekommen!!! Gerade kommen wir von unserem ersten Landgang zurück. Ein Seeleopard lag entspannt am Strand und wir sind (natürlich im Rahmen der erlaubten Bereiche) zu einem Krater- und Gletscherrand sowie Aussichtspunkt gelaufen. Es ist schon ein besonderes Gefühl, hier zu sein, das Boot sicher vor Anker zu sehen und auch zu wissen, dass das erst der Anfang war. Wir wollen unsere Genehmigung voll ausznutzen und bis Ende Februar hier unten bleiben. Wenn das Wetter passt, geht es schon morgen weiter Richtung Süden. Geplanter Umkehrpunkt ist Detaille Island südlich des Polarkreises. Davon ein anderes Mal (wie schon angekündigt in aller Ausführlichkeit erst nach unserer Rückkehr) mehr.

Die gesamte Crew der SY Samai grüsst aus dem ewigen Eis! :-)