Schuss vor den Bug

Uruguay gilt als eines der sichersten Länder in Südamerika. Dabei ist schon klar, dass hier natürlich keine skandinavischen Standards zu Grunde gelegt werden dürfen, aber in einem Hafen, der auch regelmäßig von der Prefectura Naval und Hafenmitarbeitern gesichtet wird, erwarteten wir keine Probleme. So entschieden wir uns denn auch bei einem kurzen Ausflug zu den im Hafen lebenden Seelöwen dazu, den Niedergang einfach nur zuzuziehen. Wir blieben schließlich in der Nähe, ja im Grunde die ganze Zeit in Sichtweite.

Bei den Seelöwen wurde beschlossen, dass der Skipper doch noch ein paar Sachen einkaufen müsse. Nach einigen Minuten ging ich also zurück zum Boot um das Portemonnaie zu holen. Moment mal, war da jemand hinten bei unserem Steg? Hmm… nichts zu sehen… war wohl falscher Alarm. Am Boot angekommen wunderte ich mich nur kurz darüber, dass der Niedergang nicht ganz zugezogen war. Wahrscheinlich hatte Samuel das dann doch vergessen. Ich ging unter Deck, holte das Geld aus der Navi-Ecke und machte mich auf den Weg zurück zur Familie.

Am anderen Ende des Hafens ankommen, hier lagen gleich zwei Seelöwen herum, ging der Blick zurück zum Boot. Was ist das? Alle Lichter (Positionslaternen, Dampferlicht, Ankerlaterne und Deckstrahler) eingeschaltet??? Oder ist das doch nur eine Spiegelung der langsam versinkenden Sonne?

Nein, das war es nicht. Zurück beim Boot stellten wir fest, dass sämtliche Knöpfe am Sicherungspanel eingeschaltet waren. Und das hatte garantiert niemand von uns getan. In der Tat schien es sogar so, dass ich beim Geldholen wohl gar nicht alleine an Bord war. Die Tür zum Bad war da ungewöhnlicher Weise verschlossen, was mir jedoch erst im Nachhinein auffiel. Wir waren durchaus leicht geschockt!

Jetzt aber die gute Nachricht: Es wurde offensichtlich nichts gestohlen! Obwohl Handy, iPads, Laptop und anderes technische Spielzeuge (leichtsinniger Weise) offen rumlagen, konnten wir selbst nach intensiver Bestandsaufnahme nichts finden, was fehlen würde… die Taschenlampe vermissten wir schon länger.

Wir können nur spekulieren. Vielleicht war es eine Mutprobe unter Jugendlichen? Möglicherweise wollte uns ja auch ein Hafenmitarbeiter einen „Denkzettel des Leichtsinns“ erteilen? Das war jedenfalls gründlich gelungen. Dieser Schuss vor den Bug hatte jedenfalls Wellen erzeugt, die wir nicht vergessen… und mit sofortiger Wirkung wird das Boot nun IMMER abgeschlossen, wenn keiner von uns an Bord (bzw. max. 10m entfernt) ist. Insofern sind wir, so komisch es auch klingen mag, dem unbekannten Besucher zu Dank verpflichtet. Glimpflicher kann man bei so einem Vorfall wohl nicht davon kommen.

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