„Schau mal, der Mann da vorne hat ja eine Thermoskanne unter dem Arm.“ – „Ja… lustig… die Frau da drüben auch!“ – „Stimmt… und selbst in der Gruppe Jugendlicher am Strand hat jeder Zweite eine Thermoskanne dabei.“ – „Und dann noch so einen Becher mit Strohhalm!“ – „Was ist das???“
Dieser Dialog ist zugegebener Maßen erfunden, hätte sich aber genau so abspielen können. Denn die darin geschilderte Beobachtung machten wir wirklich erstmals in Piriápolis. Egal ob jung oder alt, Thermoskannen und Becher (vereinzelt sogar in Form von Kuhhufen… mit Fell!) nebst oft metallenem Strohhalm waren überall zu sehen. Die Becher grundsätzlich randvoll mit grünem Zeug gefüllt, in das immer mal wieder Wasser aus der Thermoskanne nachgefüllt wurde.
Unsere erste Ahnung wurde auf freundliche Nachfrage bestätigt: Mate! Dieser nette Mann ließ mich auch gerne mal probieren: lauwarm und verdammt kräftig, sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht.
Spätestens in Montevideo zeigten dann die in praktisch jedem Souvenierladen erhältlichen Becher, dass es sich hierbei ganz offensichtlich um eine uns bisher unbekannte, nationale Eigenart handelt. Auch Thermoskannen gibt es in jeder Preislage nahezu überall zu kaufen. Am beeindruckendsten aber war die Mate-Auswahl in den einschlägigen Supermärkten nicht nur in Uruguay, sondern auch noch in Buenos Aires.

Allerdings war die Tradition im Argentinischen Straßenbild bei weitem nicht so präsent wie beim kleineren Nachbarn, wo einem selbst in der Hauptstadt Montevideo immer wieder dieses Bild begegnet. Einzig der Umstand, dass durch Thermoskanne und Becher für die sonstigen Verrichtungen praktisch nur noch ein Arm zur Verfügung steht, scheint etwas unpraktisch zu sein. Eigentlich verwunderlich, dass hier noch keine alltagstaugliche Halterung erfunden wurde. Aber das ist wahrscheinlich viel zu deutsch gedacht und würde diese liebenswerte Tradition nur zerstören. In diesem Sinne: „Prost-Mate!“