Ursprünglich hatten wir mal geplant, in einem langen Schlag von Rio de Janeiro bis unserem letzten Stopp in Brasilien Rio Grande del Sur zu fahren. Doch bei allen Vorbehalten gegenüber der Wettervorhersage (davon wird später noch ausführlicher zu berichten sein) war schnell klar, dass es hier einfach zu wechselhaft für diese über 700sm lange Strecke ist. Immer wieder zieht eine Front mit starken Südwinden durch, die wir lieber in einer geschützten Bucht vor Anker oder auch einem sicheren Hafen verbringen wollten.

Im Grunde fing es schon am ersten Tag an. Entgegen der Vorhersage nicht sinnvoll zu segeln, wurde nach stundenlanger Motorfahrt bei echt blöder Welle (und entsprechenden Auswirkungen auf Teile der Crew) schnell ein erster Zwischenstopp bei der Ilha Grande beschlossen. Natürlich sind wir mal wieder nachts dort angekommen doch ein anderes Segelboot, das sogar das Ankerlicht eingeschaltet hatte, gab im Schein unseres Scheinwerfers einen guten Anhaltspunkt. Die anderen, tiefer in der Enseada das Palmas gelegenen Schemen dagegen verhießen nichts Gutes, so dass an Ort und Stelle den Anker fiel. Im Tageslicht zeigte sich dann wirklich eine sehr schöne, grüne Bucht mit kleinem Strand. Allerdings lud das braune, mit Grünzeug durchsetzte Wasser nicht wirklich zum Baden ein. Kurze Zeit später fuhr dann sogar ein Kreuzfahrtschiff in die Nachbarbucht und kleine Tenderboote brachten Tagesgäste. Es wurde Zeit weiter zu fahren.

Den Schwachwind des nächsten Tages nutzen wir, um mit dem Wassermacher für ausgiebigen Nachschub in Tank und Flaschen zu sorgen. Nachts, wir konnten inzwischen mit Vollzeug segeln, überholte uns dann eben die vom Vormittag schon bekannte „Fähre“. So heißen Kreuzfahrtschiffe im Automatischen Identifizierungssystem (AIS) mangels eines passenderen Typs. (nur kurz: AIS ist ein auf einer dafür reservierten Funkfrequenz selbstorganisierend sendendes und empfangendes System, auf dem die Berufsschifffahrt verpflichtend Ihre Schiffsinformationen inkl. Kurs, Geschwindigkeit etc. übermittelt. Auf dem Kartenplotter werden diese Schiffe angezeigt und dabei dann auch Zeit und Entfernung der größten Annäherung berechnet. Wir Freizeitskipper können uns freiwillig mit AIS ausrüsten, so dass auch die dicken Pötte uns auf dem Schirm haben… SEHR SINNVOLL!).

Um 23 Uhr begann der ohnehin schon hell erleuchtete Partydampfer dann mit einer Lichtshow, die perfide an Flakscheinwerfer über einer dunklen Stadt zu einer noch dunkleren Zeit erinnerten. Auch sonst war es eher eine Nacht zum Vergessen: in Stärke und Richtung wechselnde Winde, Schwell, ein entgegenkommender Frachter stur auf Kollisionskurs… schön ist anders.

Nach einem mit 6 Windstärken durchsegelten Tag brachte die nächste Nacht dann eine böse Überraschung: plötzlich hakte das Steuerrad und der Autopilot funktionierte nicht mehr. Diese freudige Nachricht wurde von einem entsprechenden Wetterbericht abgerundet, so dass wir uns für zwei Nächte bei der Ilha do Mel vor Anker legten. Dort, von der ersten Bucht mit unangenehmen Schwell an die grüne Nordküste der Insel verholt, konnten wir endlich mal in Ruhe durchatmen und die immer wieder vorbeischauenden Delfinen beobachten.

Nachdem ich den Autopiloten vom Ruderquadranten getrennt hatte, war das Steuer auch wieder in Ordnung. Wenigstens war also nichts im Ruder verfangen. Aber unter Motor musste von nun an immer jemand am Steuer stehen. Unter Segeln haben wir aber wenigsten noch den rein mechanischen Windpilot, der uns dann bei raumen 5-6 Bft. auch den Großteil der Strecke nach Laguna sicher steuerte. Aber dieser Ort ist ein eigenes Thema.