Das ist unter anderem der Titel eines lesenswerten Buches aus dem millemari Verlag. Das ist auch etwas, auf das Segler auf dem Wasser immer gerne verzichten können. Das ist schließlich etwas, vor dem wir bisher immer verschont geblieben waren. Und dann fuhren wir von Brasilien nach Uruguay.
Der Wetterbericht versprach mal wieder ein kleines Fenster Richtung Süden. Dienstag und Mittwoch gute Winde aus nördlichen Richtungen, die am Donnerstag dann mal wieder ganz spontan auf Südwest drehen… mit 9’er Böen! Also bei weitem nicht genug für den ursprünglich geplanten Schlag nach Buenos Aires, aber ausreichend für den kurzen 200sm-Hüpfer nach La Paloma (… und jetzt hebe die Hand, wer hier nicht automatisch ein „Olé!“ hinterher gedacht hat ;-)
Es begann dann auch wie erwartet mit Wind aus richtiger Richtung. Am Dienstag noch in meist gut segelbarer Stärke half Mittwoch öfters mal der Motor. Schließlich durften wir nicht zu sehr bummeln. An diesem Tag konnten wir dann auch nach langer Zeit mal wieder gleich doppelten Angelerfolg verzeichnen.
Weniger willkommen waren andere, in Schwärmen über die Samai herfallenden Gäste. Die zeitweise mehr als ein Dutzend (sic!) Libellen an Wanten und Stagen waren ja noch harmlos. Doch die unzählbaren Fliegen und sonstige Insekten verschiedenster Größe, wahrlich nicht immer harmlos ausschauend, vertrieben die Crew unter Deck. Alleine der Skipper musste tapfer oben bleiben, schließlich war der Autopilot immer noch kaputt.

Um 17:00 Uhr passierten wir wie Grenze von Brasilien nach Uruguay. Natürlich funkten wir ganz vorschriftsmäßig die Prefectura Naval an, erhielten aber keine Antwort. Hatten wir nicht genügend Reichweite oder waren wir es einfach nicht wert? Nun ja, nachdem auch die Rufe von grenzpassierenden Frachtern in Leere gingen, machten wir uns keine weiteren Gedanken.
Abends sahen wir dann die ersten Vorboten der kommenden Nacht am Horizont. Was für ein Euphemismus das schöne Wort „Wetterleuchten“ doch in Anbetracht dessen ist, was man wirklich sieht: „Blitze“. Zum Glück waren sie recht weit weg und konzentrierten sich auf das Land. Dort sahen wir dann sogar den Widerschein zweier mutmaßlich durch Blitzschlag ausgelöster Großbrände. Zur Sicherheit klappten wir das Bimini zusammen, doch gut eine Stunde später sah es so aus, als wenn sich die Wetterlage vor uns beruhigt hätte. Was für ein Irrtum!
Kurz nach Mitternacht leuchtete es wieder häufiger, näher und vor allem von voraus. Um 1 Uhr nachts war die Front dann bei uns. Wir bekamen gerade noch rechtzeitig die Fock rein. Starkwind und leuchtende Wolken ließen uns den Kurs um 90° nach Backbord (also in Fahrtrichtung links) ändern. Ja, die Wolken waren riesig und wir fuhren mit gerade mal etwas mehr als 10 km/h umher. Da erscheint Ausweichen unmöglich, doch einen Versuch war es Wert. Ganz ehrlich, da zuckten ein paar Blitze quer über den Himmel, so etwas hatte ich vorher noch nicht gesehen. Und tatsächlich gelang es uns. Zwar hatten wir immer noch kräftigen Wind, doch die Wolkendisko ging hinter uns durch. Fast stellte sich ein Lächeln ein, doch dann ging in geschätzt (sehr) wenigen Seemeilen direkt voraus ein großer Blitz senkrecht ins Wasser. Nächster Kurswechsel 90° Steuerbord, dort scheint der Himmel etwas weniger dunkel. Wir finden die Lücke. Nach einer gefühlten Ewigkeit, tatsächlich war es wohl kaum mehr als eine Stunde, hatten wir das Gröbste hinter uns. Selten waren wir so froh, dass uns nur mehr Dunkelheit umfing.

Nachdem La Skipper Ihren Adrenalinspiegel wieder etwas runter gedreht hatte, verabschiedete sie sich auf ein Nickerchen zu den selig schlummernden Kindern unter Deck. Der Skipper genoss dann noch ganz für sich alleine am Steuer ein nächtliches Stündchen Starkregen mit entsprechendem -wind. Doch danach war es wirklich geschafft. Die Sonne ging unschuldig über einem neuen Tag auf, La Paloma schon in Sichtweite, und bald lagen wir sicher vertäut in einem mal wieder recht leeren Hafen… natürlich als einzige Gastyacht. Da waren wir also in Uruguay, doch davon ein anderes Mal mehr.