Natürlich kamen wir mal wieder nachts an. Das kommt sicherlich nicht nur mir inzwischen recht bekannt vor. Nach den letzten Meilen vorbei an ankernden Fischern, Hafenanlagen, großen Pötten engem Kanal und beleuchteter Stadt machten wir um 2:40 Uhr nicht im ortsansässigen Yachthafen sondern auf Empfehlung des nautischen Brasilienführers der RCCPF (Link) am gleich daneben gelegenen Steg des „Museu Oceanografico“ fest. Eine sehr gute Entscheidung!

Am nächsten Tag (be)suchte ich Lauro Barcellos, den Direktor des Museums, der meeresbiologischen Lehranstalt CCMar und noch einiger anderer Einrichtungen. Sein Empfang war überwältigend. Ganz in weiß gekleidet kam er mir mit „Ich spreche leider nicht sehr gut deutsch!“ entgegen und nahm sich Zeit für ein sehr freundliches Begrüßungsgespräch in seinem mit verschiedensten Andenken überreich dekorierten Büro. Wir können gerne am Steg liegen bleiben so lange wir möchten, natürlich auch Strom und Wasser nutzen. Bezahlen müssen wir dafür nichts, uns lediglich in sein dickes Buch eintragen und dabei die Frage „What’s a sailboat?“ beantworten. Zum Abschied gab er mir noch eine Flasche Rosé-Sekt für La Skipper und einen Maori-Segensanhänger für das Boot mit. Als er einige Tage später am Steg vorbeikam, erhielt er neben seinem Buch auf seine Bitte hin auch noch unsere ausrangierte Berlin-Flagge als Andenken. Das ist doch das Mindeste!

Natürlich haben wir uns das Museum dann auch mal angeschaut, das neben einer kleinen Sammlung auch ein kleines Antarktis-Museum und das „Centro de Recuperação de Animals Marinhos“ (CRAM) mit aktuell vier Pinguinen und einem Seelöwen beherbergt.


Rio Grande selbst ist nicht unbedingt eine Ausgeburt der Schönheit, wie sich bei den Spaziergängen und Taxifahrten im Zuge der Formalitäten für die Ausreise aus Brasilien zeigte. Viele Häuser waren sicherlich einmal wahre Schmuckstücke, sehen heute aber größtenteils recht „verbraucht“ aus. Eine große Kirche mit zu der Zeit obligatorischer bunter Krippe, eine Fußgängerzone mit 20m langer Schlange vor dem – wie hier üblich separaten, direkt von der Straße erreichbaren – Eisverkauf von McDonalds, ein kleiner Angelladen, erstaunlich viele Möbel- und Matratzengeschäfte, ein schöner grüner Platz im Zentrum… und alles sehr geschäftig.

Schließlich gibt es in der Nähe des Museums einen großen Supermarkt und gleich daneben noch einen Laden, der sich (neben allerlei anderen Sachen) auf Süßigkeiten in Großpackungen spezialisiert hat. Ein Pflichtbesuch für die Kinder!
Ach ja, tanken waren wir in Rio Grande ja auch noch. Und da handelt es sich wirklich um ein schönes kleines Schmankerl. Der Freizeitskipper wird an den hinteren „Steg“ (besser dessen schiefen Reste) gewunken, um dort längsseits festzumachen. Hinten im „U“ zwischen Tanksteg für Fähre rechts und einer hölzernen, weit hineinreichenden Ruine links. Natürlich mit Strom und schräg auflandigem Wind. Aber wie heißt es so schön: In Südamerika tanke man nicht, wenn man muss, sondern immer dann, wenn man halbwegs unkompliziert kann. Und eine Tankstelle zum Anlegen ist hier praktisch der Gipfel der Unkompliziertheit… selbst unter diesen Bedingungen!

Die Formalitäten waren erledigt, Kühlschrank sowie Tank gut gefüllt und schon wieder fünf Tage vergangen. Es wurde Zeit, Brasilien „auf Wiedersehen“ zu sagen. Eigentlich wollten wir von hier ja gleich bis Buenos Aires durchfahren. Doch da machte uns der Wetterbericht mal wieder einen Strich durch die Rechnung, so dass wir nun doch noch dem kleinen Nachbarn Uruguay einen Besuch abstatten würden. Aber das ist eine andere Geschichte.
P.S. Unser Eintrag in das Buch von Lauro Barcellos:
