Am Samstag ist großer Markttag in Cabedelo und den wollten wir uns nicht entgehen lassen. Also auf zum Bahnhof und rein in den Erlebniszug. Einerseits waren wir hier eindeutig der Hingucker des Tages, immer wieder das Ziel mehr oder weniger verstohlener Seitenblicke… aber immer freundlich! Das ist man aus der Berliner U- und S-Bahn so jedenfalls nicht gewohnt. Und statt der von daheim bekannten „Musiker“ ziehen hier fliegende Händler durch die Reihen der Fahrgäste. Die Bonbons verkauften sich recht gut, Sonnenbrillen und Handyhüllen dagegen weniger. Andererseits führen die Gleise auch dicht an Wohngebieten mit sagen wir mal „nicht ganz so gehobenen Standard“ vorbei, die uns und insbesondere auch den Kindern deutlich vor Augen führen, wie gut es uns doch geht.
In Cabedelo angekommen schwammen wir mit der Masse dem Lärm entgegen und wurden dann nahezu erschlagen von diesem Markt. Massenweise Obst und Gemüse bekannter und unbekannter Art, insbesondere Bananen zum Totschmeißen, in einem Nebenhaus die Fisch- und Fleischabteilung und im weniger ausgebuchten Obergeschoss Fressmeile, Frisöre und sonstiges Zeug… und ein schöner Ausblick auf das bunte Treiben darunter.




Danach stand noch etwas Sightseeing auf dem Programm. In dem kleinen, am Fluss gelegenen Fortaleza de Santa Catarina, dessen Geschichte bis in das Jahr 1589 zurück reicht, waren wir laut Gästebuch die ersten Besucher des Tages. Was für eine Ruhe nach dem vorhergehenden Marktgeschrei. Besonders interessant fand ich eine Aneinanderreihung der vielen Fahnen und Wappen, die Brasilien im Laufe der Jahrhunderte führte… Zeugnis einer wechselhaften Geschichte der Neuzeit.
Viel hatten wir auf dem Markt dann doch nicht eingekauft und das war im Endeffekt auch ganz gut so. Der Zug fährt am Samstag nur bis mittags und dazu hatten wir dann noch das Pech, dass die nächste Abfahrt laut Aushang in über einer Stunde war. Da wir nicht einfach nur rumsitzen wollten, liefen wir kurzerhand einmal durch den Ort zum Strand. Zeitlich war das gut zu machen und man tauchte dabei etwas in das Leben ein. Ein besonderes Lächeln zauberte Maila der entgegen kommende, von einem Fohlen gefolgte Reiter auf das Gesicht. Pünktlich wie wir Deutsche nun einmal sind, waren wir gut 10min vor der für 11:35 Uhr angekündigten Abfahrt zurück am Bahnhof und trauten unseren Augen kaum: nächster Zug 12:50 Uhr!!! Also so ganz scheinen wir das System hier dann wohl doch noch nicht verstanden zu haben. Letztlich gönnten wir uns den Luxus einer Taxifahrt zurück zum Boot.
Ansonsten haben wir hier erstmals auch Uber ausprobiert und müssen zu unserer Schande gestehen, dass das echt super geklappt hat. Über die App werden nicht nur Start und Ziel genannt sondern auch gleich bezahlt (inkl. nachträglichen Trinkgeld wenn gewünscht). Es gibt keine Verständigungsprobleme, Diskussionen oder potenzielle Umwege (wie es ein heimischer Hauptstadt-Taxifahrer sogar mit mir als gebürtigen Berliner schon versucht hat). Und über die Preise brachen wir auch nicht zu reden… selbst wenn in den Kleinwagen neben der vierköpfigen Familie auch noch der Wocheneinkauf untergebracht werden muss… das lief wie alles hier ganz entspannt… eben brasilianisch!