18. – 20. Juli 2020
Nach zwei Nächten neben unserem knatternden Nachbarlieger machten wir uns noch vor Sonnenaufgang wieder auf den Weg. Damit hatten wir für die geplanten knapp 50sm gut 9 Stunden Zeit. Angesagt war mäßiger Wind aus Ost-Südost, mit dem wir vielleicht sogar wieder segeln könnten. Die Richtung stimmte dann auch, nur die Stärke hatte mal wieder nicht viel mit der Vorhersage gemein. Mit bis zu 5-6Bft. (7’er Böen) ablandigen Wind von Steuerbord und über 2kn auflandigen Seitenstrom von Backbord schaukelten wir uns gereffte durch die unangenehm kurze Welle.


Und wieder zeigte sich zwischen Karten- und Radarbild ein recht deutlicher Versatz. Das ist insbesondere dann ärgerlich, wenn auf dem Weg eine zwar in der Karte verzeichnete, ansonsten aber nicht weiter gekennzeichneten Untiefe liegt. Diese hier hatte sogar einen Namen: „Ras Hellyer“. Zur Sicherheit wollten wir außen herum fahren, die Steine also an Steuerbord (= in Fahrtrichtung rechts) lassen. Und natürlich hielten wir gut Ausschau. Der mit Fernglas geschärfte Blick wanderte umher. Sollte man bei dem Schwell nicht allmählich etwas sehen können? Moment mal… was war das da Backbord (= in Fahrtrichtung links) voraus? Brecher auf dem offenen Wasser! Ja, das war dann ein recht untrügliches Zeichen für einen zu meidenden Bereich. Wir bogen also ab und fuhren (zumindest auf der Karte ;-) einmal quer über die Steine…
4.19 Seno Pico-Paico (Peninsula Skyring)
Die letzten sieben Meilen mit Kurs zur Einfahrt des Seno Pico-Paico hatten wir dann wieder kräftigen Gegenwind. Entsprechend langsam kamen wir voran… und der Sonnenuntergang immer näher. Schon aus einiger Entfernung sah man die Gischt der recht und links aufbrandenden Wellen, doch wir hatten kaum eine echte Alternative, Plan B wäre auf eine Nachtfahrt hinausgelaufen. Doch im Fjord selbst beruhigte es sich dann glücklicher Weise recht schnell. Wir entschieden uns für die nördliche Liegeplatzoption, verzichteten ob der Dämmerung sowie beachtlichen Wassertiefe auf den Anker und machten im letzten Tageslicht längsseits an der quer über die Bucht gespannte Fischerleine fest. Dazu kamen zwei mit Taschenlampen ausgebrachte Landleinen mit kleinem Kollateralschaden. Ein Sturz, etwas Blut, doch Maila war sehr tapfer…

Beim Festmachen hatte ich schon wieder mal so eine komische Vibration gespürt. Vorwärts eingekuppelt passierte zunächst nichts. Das kam mir bekannt vor. Bitte nicht schon wieder! Etwas mehr Gas, ein kurzes Rucken und es ging wieder. So ein Mist, da würde ich wohl nochmal baden gehen dürfen. Erstaunlicher Weise kostete es deutlich weniger Überwindung als beim ersten Mal. Der Trockenanzug wurde routiniert übergeworfen und schon lag ich wieder einmal im Wasser. Die gute Nachricht war, dass sich lediglich etwas Kelp ästhetisch um den Propellerschaft gewickelt hatte. Das war schnell entfernt.
Doch dann fiel mir auf, dass das da insgesamt irgendwie komisch aussah. War das beim letzten Mal auch schon so? Mist… hätte ich doch mal Vergleichsfotos gemacht. Nun gut, geändert hätte das ohnehin nichts an der sich schnell festigen Erkenntnis: die Opferanoden am Propeller waren restlos verschwunden. Lediglich die Schrauben ragten noch raus. Nun gut, Ersatz ist natürlich an Bord, die Erneuerung stand nach einem Jahr ohnehin auf der Liste und eine kurze Sailmail-Rückfrage bei der Marina in Valdivia bestätigte die grundsätzliche Möglichkeit, die Samai dort für die Arbeiten aus dem Wasser holen zu können. Also wenn die Autoritäten uns das in der aktuellen Situation denn machen lassen würden. Ansonsten müssten wir uns wohl mal eine schöne Stelle zum Trockenfallen suchen. Doch darum kümmern wir uns dann, wenn es soweit kommen würde… in diesen speziellen Zeiten…





