Der Canal Messier ist eine rund 70sm lange, vergleichsweise breite, wichtige Wasserstraße. Nun gut, von Überfüllung konnte man natürlich nicht sprechen, doch immer mal wieder sahen wir tatsächlich Frachter und Fischer, wobei letztere aber doch eher seltener wurden. Leider erging es uns hier so, wie schon den größten Teil unserer Zeit in Chile… mit Segeln war nicht so viel zu wollen, Motorfahrt war angesagt. Dabei zeigte sich auch wieder einmal, dass eine Vorhersage von Strömungen in den Kanälen nahezu unmöglich ist. Zwar gilt die Grundregel, dass die Flut nach Süden geht. Trotzdem hatten wir auch bei auflaufenden Wasser zwischenzeitlich guten Strom mit.
Bei der Bajo Cotopaxi, eine Flachstelle mitten im breiten Kanal, mahnten dann wieder einmal die Reste menschlicher Ingenieurskunst vor den Gefahren menschlicher Navigationskunst. Hier havarierte mehr als ein Schiff. Herauszuheben sind die namensgebende Cotopaxi (1889) sowie die heute noch wie falsch geparkt im Wasser stehende Captain Leonidas (1968).
Der Seno Iceberg ist ein 12sm tiefe Einbuchtung mit Gletschern am Ende. Der Umweg lohne sich definitiv. Trotzdem ließen wir ihn rechts liegen und fuhren nicht hinein. Ja, es war natürlich verlockend, aber halt auch ein kräftiger Umweg. Und es ist ja nicht so, dass wir nicht schon den einen oder anderen imposanten Gletscher in der Antarktis gesehen hätten. Also fuhren wir vorbei, nicht jedoch ohne davor das Phänomen des hier typischen, milchig-grünen Wassers zu kommen. Scharf abgegrenzt stießen die unterschiedlichen Farben aufeinander. Auf einem Bild würde man an der Realitätswahrnehmung des Malers zweifeln, doch die Natur weiß es mal wieder besser.
5.13 Caleta Point Lay (Isla Little Wellington)
Und schon wieder fuhren wir in einen selbst im uns empfangenden Regen absolut malerischen Fjord. In der Einfahrt ein kurzer Slalom zwischen mit Kelp markierten Steinen, vorbei an einem schönen Wasserfall und waren wir in der gut geschützten, hintersten Ecke.
Einziger Nachteil war der mal wieder dichte Bewuchs, welcher einen Landgang eher schwierig gestalten würde. Doch der graue, von Schneeregen durchzogene Tag lud ohnehin nicht dazu ein.
Uns blieben der wunderschöne Ausblick sowie Bordalltag, bevor es nach zwei Nächten weiter ging.
Es gibt immer mal wieder eine Engstelle, vor der man als Segler Respekt haben sollte. Die Angostura Inglesa gehört definitiv dazu. Es fängt damit an, dass die Gezeitenströmung zu Springzeiten (also bei Voll- und Neumond) hier gerne mal 6-8kn erreichen können. Es ist also Timing gefragt, wenn man denn nicht ein paar Stunden auf der Stelle fahren möchte. Dazu kommt der hier immer wieder gerne zwischen den Bergen kanalisierte Wind, der einem tunlichst nicht auf die Nase blasen sollte. Ja, es wird schon einen Grund dafür geben, dass Fischer darin auf der kleinen Islote Clío eine weiße Statue „La Virgencita“ errichtet haben, die regelmäßiges Ziel von lokal organisierten Pilgerfahrten ist.
Wir hatten gerade Puerto Eden passiert und wollten eigentlich in der kleinen Caleta Lucas festmachen um dort gute Bedingungen für die Passage der Angostura Inglesa abzuwarten. Doch wir hatten Glück. Ein Blick auf den tief einstellig anzeigenden Windmesser sowie wichtiger noch die Ebbe anzeigende Gezeitentabelle brachte die Gewissheit, dass genau jetzt schon die bis auf Weiteres besten Bedingungen herrschten. Wir fuhren also direkt durch und bewunderten die Wunder der (Gezeiten-)Strömung. Vorher mit knapp 6kn über Grund gefahren machten wir in der Engstelle plötzlich 9kn, nur um nach Durchfahrt einer verwirbelten Stelle (mit entsprechendem Versatz) gleich wieder auf gut 6kn zu fallen. Vorbei an der Statue, welcher zufälliger Weise gerade von einem Fischer gehuldigt wurde, kamen wir problemlos durch.
Pilgerstopp…Strömung…Ziel voraus…
5.17 Caleta Saubada (Isla Vittorio)
Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir die sehr kleine, wunderschöne und augenscheinlich gut geschützte Caleta Saubada. Eigentlich sollten zwei Landleinen reichen. Nach einer ruhigen Nacht stand dann erst einmal die Pflicht auf dem Programm. Wir hatten mittlerweile unseren Dieseltank leer gefahren. Ich zerrte also 17 unserer Dieselkanister aus dem Heck und sorge für Nachschub. Das sollte erst einmal wieder etwas reichen.
Was das Propangas angeht hing zu unserem eigenen Erstaunen immer noch die erste 5kg-Flasche dran. Sogar die abendliche Pizza hatte sie noch verkraftet. Wir schienen wirklich sparsam zu sein. Nun gut, Brot machten wir nicht im Ofen, sondern füllten den vorbereiteten Teig zum Backen (bei Motorfahrt) in den Brotbackautomaten und wann immer es ging nutzten wir, gerade für Fleisch, den Grill. Das hilft beim Sparen…
Viele Skipper kennen dieses Gefühl. Dieser kleine, nagende Zweifel, ob das auch alles so passt. Hält der Anker? Haben wir ausreichend Leinen? Was passiert, wenn etwas nicht hält? Ist diese Saat erst einmal gesäht, ist an Schlaf meist nicht zu denken. Genau solche Gedanken kamen dem Skipper der Samai um 3 Uhr. Ja, nachts. Geweckt vom aufkommenden Wind kündenden Propeller (aka Silentwind-Generator) begann das Kopfkino. Wir lagen vor Anker mit zwei Landleinen achteraus (also eher nach hinten). Die linke Leine hing durch, schließlich kam der Wind von Steuerbord (= in Fahrtrichtung rechts) hinten. Natürlich drückte dieser das Boot nach links. Wäre im Grunde ja auch nicht weiter schlimm, wenn die kleine Bucht etwas breiter gewesen wäre. Gerade mal gut 20m trennten die Ufer rechts und links von uns. Also insgesamt. Und das linke Ufer war schon zum Greifen nahe. Um halb vier quälte sich der Skipper also in sein Ölzeug, quetschte die gerade mal halbwegs warmen Füße in kalte Gummistiefel und machte das Dinghy los. Die Kontrolle der von Samuel ausgebrachten Leine war positiv. Ein stabiler Baum und auch der Knoten sah gut aus. Dann wurde noch eine weitere Landleine steuerbord querab (also nach rechts) ausgebracht und auf unsere Mittelklampe gelegt. Irgendwann nach 4 Uhr lag ich wieder im Bett. Schlaf? Nun ja… so leidlich. Gegen 7 Uhr früh brachten kräftige Böen dann die Gewissheit, dass sich der nächtliche Ausflug gelohnt hatte. Aber so richtig los wird man die Zweifel dann doch nur sehr schwer.
Der nächste Tag brachte dann so richtig deprimierenden Dauerregen mit immer mal wieder durchgehenden Böen. Der Skipper quälte sich zu einer vierten Landleine und die Kinder quälten sich zur Schule. Ja, in Berlin sind schon Sommerferien. Doch abgesehen davon, dass das hier alles andere als Sommer ist, wurden in den letzten Wochen ja schon immer mal wieder gerne ruhigere Schultage eingelegt. Letztlich kommt es ja „nur“ darauf an, den Stoff durchzubekommen… und da hat zum Beispiel der arme Samuel noch einiges an Englisch, Französisch und Musik vor sich.
Nach der dritten Nacht war der Wind dann um halb sieben spontan weg. Sollte die Vorhersage tatsächlich mal Recht haben und wir heute einen ruhigen Tag haben? Das werden wir draußen im Kanal ja sehen… Leinen los!
Heute mal wieder etwas ganz anderes… fast schon ein Meinungsartikel… nicht Segeln, sondern Politik… akute Glatteisgefahr!!! Obwohl… dieser Blog möchte ja nicht zuletzt auch persönliche Eindrücke aus den von uns bereisten Ländern und Gegenden der Welt vermitteln. Insofern ist dieser Eintrag dann vielleicht doch nicht so themenfremd?! Sicherheitshalber schnalle ich mir aber lieber mal die Schlittschuhe an… ;-)
Die República de Chileist ein Land, dass es nur selten in die Nachrichten auf der anderen Seite eines Ozeans schafft. Sicher kennt so ziemlich jeder in Grundzügen die ungewöhnliche Topographie dieses langgezogenen Landes an der Westküste Südamerikas. Den Namen der Hauptstadt Santiago de Chile mit seinen immerhin über 5 Mio (im Ballungsgebiet über 7 Mio) Einwohnern hat man vermutlich auch schon mal gehört.
Am 22. Mai 1960 war in Valdivia das Zentrum des stärksten, bisher aufgezeichneten Erdbebens… 9,5! Der dadurch ausgelöste Tsunami ging quer über den Pazifik. Ich kann mich noch gut daran erinnern, das Thema mit Samuel für sein Tsunami-Referat in der heimischen Grundschule durchgesprochen zu haben. Jetzt liegen wir mit unserer Samai genau hier.
Aus dem 20. Jahrhundert sind es wohl insbesondere zwei Namen aus Chile, die geschichtsinteressierte Menschen unabhängig aller Detailkenntnis schon gehört haben. 1970 wurde der marxistisch-sozialistische Salvador Allende im vierten Versuch zum Präsidenten gewählt. Schon drei Jahre später beendete ein blutiger, von den USA geförderter Militärputsch seine Amtszeit. Es begann die von Menschenrechtsverletzungen geprägte Militärdiktatur von Augusto Pinochet. Politisch wurde unter anderem konsequent privatisiert (selbst die Wasserversorgung!) und – jetzt kommen wir endlich zum Thema – eine Verfassung verabschiedet.
Diese formal heute noch gültige Verfassung von 1980 hat Chile nun mal wieder in die Nachrichten gebracht. Auch wenn sie inhaltlich zweimal (1989, 2005) reformiert und auch dazwischen mehrfach geändert wurde, so haftet ihr trotzdem das Etikett „Pinochet“ an. Leider wird diese tendenziell unreflektierte Lesart auch in internationalen Medien bevorzugt.
Vor ziemlich genau einem Jahr begannen in Chile teils von Gewalt begleitete Proteste gegen soziale Ungerechtigkeit. Auslöser war die Erhöhung der Fahrscheinpreise im öffentlichen Nahverkehr um 30 Pesos (umgerechnet gut 3 Cent)! Mittlerweile sind über 30 Tote zu beklagen. Eine zentrale Forderung der Demonstranten war und ist die Ausarbeitung einer neuen Verfassung.
Genau darüber wurde gestern abgestimmt…
Zwei Fragen waren zu beantworten:
Neue Verfassung ja/nein?
Verfassungsorgan zur Hälfte aus Abgeordneten und Bürgern oder eine reine Bürgerversammlung?
Mit jeweils fast 80% der abgegebenen Stimmen (Wahlbeteiligung leider nur ca. 50%) wurde eine neue, durch eine zu 100% direkt gewählte Bürgerversammlung zu entwerfende Verfassung beschlossen. Letzteres kann nur als schallende Ohrfeige für die aktuell verantwortlichen Politiker verstanden werden! Die 155 Bürger der Versammlung werden im April 2021 gewählt und haben dann ein Jahr Zeit, den neuen Verfassungsentwurf zu erarbeiten. Über diesen wird dann 2022 nochmal abgestimmt, ein Inkrafttreten vor 2023 kaum realistisch.
Soweit wir das überblicken ist das Echo in deutschsprachigen Medien überwiegend positiv. Leider scheint die Berichterstattung oft unreflektiert. Nur ausführlichere Artikel machen sich die Mühe, Pro und Contra ansatzweise zu erörtern. Kürzere Notizen dagegen preisen lediglich die Entscheidung. Die auch in Überschriften angeführten Zitate stammen in erster Linie von ihren Erfolg feiernden Demonstranten. Aus unseren Gesprächen mit verschiedenen Menschen hier in Valdivia zeichnet sich – wenig überraschend – ein differenzierteres Bild. Wir haben sogar eine Einschätzung als „Katastrophe für Chile“ gehört.
Unbestritten scheint, dass die aktuelle Verfassung das chilenische Volk spaltet. Doch warum? Ist es der Makel, dass die Version 1.0 aus der Militärdiktatur stammt oder tatsächlich eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der heute gültigen Version? Bedarf es wirklich einer kompletten Neufassung oder könnte eine (weitere) Reform Abhilfe schaffen? Für praktisch jede Position gibt es plausible Argumente. Natürlich kann ich hier keine fundierten Wahrheiten liefern. Doch warum bleibt diese essenzielle Diskussion (zumindest in der internationalen Berichterstattung) so oft nur Hintergrundrauschen?
Andere Fragen betreffen den weiteren Prozess. Ja, technisch ist der Ablauf soweit geklärt. Trotzdem gibt es auch hier Unwägbarkeiten. Wie wird sich die verfassungsgebende Bürgerversammlung zusammensetzen? Die (selbst argumentativ schwach begründete) Verführbarkeit von Wählern lässt Warnlampen leuchten. Doch vielleicht wird es ja doch eine Ansammlung geballter, alle Interessen des Landes adäquat widerspiegelnder Kompetenz? Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Und was machen die auch in Chile dringend benötigten Investoren und Kapitalgeber aus aller Welt in den kommenden Jahren der Hängepartie? Niemand kann vorhersagen, wie die neue Verfassung aussehen wird. Viele werden wohl abwarten wollen. Was bedeutet das für die chilenische Wirtschaft? Doch auch das ist kaum vorhersehbar.
Zusammenfassend stellt sich die Frage, ob das Ergebnis der Abstimmung tatsächlich so uneingeschränkt positiv zu beurteilen ist, wie es den ersten Anschein hat.
Ungeplant, im Grunde zufällig sind wir gerade jetzt hier und bekommen selbst in unserer aktuell eingeschränkten Situation mehr davon mit, als es sonst der Fall gewesen wäre. Chile befindet sich – zumindest soweit für den interessierten Gast ersichtlich – in schwierigen Zeiten… Zeiten der Ungewissheit… Zeiten des Umbruchs.
Wir wünschen von Herzen alles Gute auf dem weiteren Weg. Die Menschen hier haben es sich verdient!
Das windarme Hochdruckgebiet hielt sich stabil und das muss man hier ausnutzen. Obwohl wir ja nicht wirklich in Eile waren, machten wir schon seit einigen Tagen jeden Tag gut 20 Meilen Richtung Norden gut. Wir würden eher früher als später ohnehin mal irgendwo länger hängen bleiben. Ganz ehrlich müssen wir dabei jedoch zugeben, dass die Erinnerung an die verschiedenen Buchten so langsam verschwamm. Jeden Tag ein zwar schöner, aber doch neuer Ausblick. Da braucht es besonderer Ereignisse (wie z.B. das Treffen mit der „Farway“) um es sicher ins Langzeitgedächtnis zu schaffen.
Doch ein Ende dieser täglichen Schläge war ja ohnehin in Sicht. Ab Dienstag (7. Juli) stellte die Vorhersage nördliche Winde in Aussicht und diese Winde kanalisieren sich hier zwischen den Bergen dann gerne mal zu ein paar Windstärken mehr. Wohlgemerkt gegenan. Für mehrere Tage sollte solch eine kleine Depression mit diesem Nordwind sowie Luftdruck unter 1000 mbar durchziehen und damit sicher für einen etwas längeren Zwischenstopp sorgen. Dazu kam noch der Umstand, dass sich die Gezeiten und damit die günstige Strömung immer mehr zu unseren Ungunsten verschob. Eine mehrtägige Pause zeichnete sich deutlich ab, doch vorher wollten wir noch etwas Strecke machen.
5.24 Caleta Apalá (Isla Saumarez)
Wieder einmal standen gut 20sm auf dem Programm und wieder einmal war es vor allem niedrig und dicht bewölkt. Also über dem Kanal. Immer wieder lugten sonnig beschienene Berggipfel am Rand hervor. Wenigstens hatten wir keinen nennenswerten Gegenwind.
Alte Hütte bei der Einfahrt zur Caleta Apalá
Dieses Bild zeigte sich auch in der Caleta Apalá. Glattes Wasser, an Backbord blauer Himmel und sonnige Berge, an Steuerbord ein tief verhangener Canal Escape. Wir lagen hier vor einem richtig idyllischen Strand. Wäre es nur etwas wärmer, würden die Verlockungen eines erfrischendes Bades locken. So bliebt es bei einem kleinen Strandspaziergang der Jungs, Samuels Errichtung kleinerer Schutzbauten für bedürftige Tiere am Strand und Skippers längst überfälligem Abspülen des Dinghys.
Strandausflug.Blick nach Steuerbord zum Kanal.Blick nach Backbord.Blick zurück zum Ankerplatz bei Abfahrt.5.24 Caleta Apalá
Canal Escape und Paso del Indio
Die Bedingungen blieben stabil. Trotz vorhergesagtem blauen Himmel motorten wir unter einer dichten Wolkendecke. Das störte die lokale Tierwelt jedoch wenig. Immer wieder begleiteten uns einige Delfine am Bug, zeigten sich weiter entfernt ganze Schulen dieser gern gesehenen Gesellen, sprangen ebenso heraus, wie kleinere (jüngere?!) Robben, deren größeren Vertreter uns ansonsten einfach nur neugierig hinterher schauten, dazu Kormorane und Möwen… ein wahres Tierparadis! Und kurz vor dem Ziel kam dann sogar noch die Sonne raus.
5.21 Puerto Riofrío (Isla Wellington)
Man wagt es ja kaum zu schreiben, ist doch allmählich Langeweile zu befürchten, doch auch Puerto Riofrío ist wirklich eine sehr idyllische Bucht. Kaum lag der Anker und waren die Landleinen fest, verschwand der Große auch schon wieder mit Handbeil im Dickicht. Langsam mussten wir wirklich mal wieder einen gute Stelle für ein Lagerfeuer finden! Hier wurde leider erneut der Grill bemüht.
Der Morgen empfing uns wieder mit einem schönen Sonnenaufgang über den Bergen sowie einem dicht vernebelten Kanal (Paso del Indio). Die Windvorhersage bestätigte und stabilisierte sich, so dass wir uns (bedingt durch die Gezeiten erst) am Nachmittag auf den kleinen Hüpfer zu der nächsten, als Zwischenstopp ausgewählten Bucht machten.
5.21 Puerto Riofrío
Weiterfahrt durch die Engstelle Richtung Norden…
Puerto Edén
Lustiger Weise schreiben andere Yachten davon, dass viele einige Tage in Puerto Edén hängen bleiben und dort auf das richtige Wetter zur Weiterfahrt warten.
Puerto Edén voraus!
Das Timing wäre perfekt, doch war das für uns dann doch keine echte Option. Selbst diese angeblich so ziemlich abgelegenste und feuchteste Ortschaft der Welt hat trotz ihrer nur noch knapp 200 Einwohnern eine Station der Chilenischen Armada. Wir müssten uns per Funk anmelden, offiziellen Besuch an Bord erwarten, sicherlich einige Frage zu unserem Status beantworten (zur Erinnerung: keine offizielle Einreise in Chile und auch kein offizielles „Zarpe“!) und schlimmstenfalls würde man uns eine 2-wöchige Quarantäne aufbrummen. Darauf konnten wir gut uns gerne verzichten. Daher ging es vorbei an Puerto Edén.
Während immer wieder Robben aus dem spiegelglatten Wasser schauten, warteten wir gespannt auf einen Funkruf von der Armada. Doch da kam nichts. So schlichen wir uns also vorbei und hatten damit in gut sechseinhalb Wochen so in etwa die Hälfte der Strecke von Ushuaia nach Valdivia zurückgelegt.
Und wieder wehte uns mehr Wind als angesagt entgegen. Eigentlich sollte es sich ja im Laufe des Tages aufklaren, doch davon war nichts zu merken. Eine dichte Wolkendecke lag kaum 100m über dem Wasser und war gekommen um zu bleiben. Ganz anders zeigte sich dagegen der von Osten kommende, fast 20sm tiefe Seno Pengüin. Dort lag die Wolkendecke auf dem Wasser, darüber blauer Himmel, Sonne und weiße Berge. Hier gab es einige von diesen „Senos“ genannten tiefen Einschnitten. Am Ende findet sich häufig ein Gletscher, deren Eis gerade in der kalten Jahreszeit gerne mal den Kanal erreicht. Davon blieben wir jedoch verschont.
Seno Pengüin
6.5 Caleta Refugio (Isla Wellington)
Die idyllische Caleta Refugio machte ihrem Namen alle Ehre. Gut geschützt ließen wir die Samai mal wieder alleine und machten einen Ausflug.
Los geht’s!
Die nahen Hügel waren einfach zu verlockend und boten dann auch einen tollen Ausblick auf den Canal Wide und den, wie nun zu erkennen war, anscheinend zugefrorenen Seno Penüin.
Seno Penüin
Die Fauna zeigte sich wieder einmal beeindruckend. Jeder halbwegs geschützte Millimeter ist zugewachsen mit dichten Moosen, Gräsern, Flechten, knorrigen Bäumen und Büschen… all das malte ein fast schon surreales, zu allem Kitsch dann auch noch von einem leicht gefrorenen Binnensee hinterlegtes Bild.
Tiere waren dagegen so gut wie gar nicht zu finden. Keine lästigen Mücken oder Spinnen(netze) störten, größere Tiere hielten sich entweder versteckt oder waren erst gar nicht da. Obwohl letzteres am nächsten Morgen dann von einem lauten Röhren widerlegt wurde. Doch gesehen hatten wir natürlich weiterhin nichts.
6.5 Caleta Refugio
Canal Wide
Auch am nächsten Tag zeigte sich der Kanal Wide unverändert mit einer dicht geschlossenen, teilweise nun sogar unter 100m „hohen“ Wolkendecke.
Abwechslung brachte da eigentlich nur der entgegenkommende Segler „Saoirse“, mit der wir allerdings auch gerechnet hatten. Wir waren schon über Sailmail davon informiert worden, dass sie sich von Puerto Edén zur „Faraway“ aufmachen würde, um diese in den sicheren Hafen zu schleppen.
Von Herzen alles Gute für John und Rusty!
Im ausgesprochen netten Funkgespräch wurden wir dann unter anderem eindringlich vor jeglichem Kontakt mit anderen Booten sowie insbesondere auch Fischern gewarnt. In Chile sei die Lage mit diesem Virus gerade „am explodieren“. Das fügte sich leider nur allzu gut in das im kürzlich erhaltenen Bericht einer im nördlichen Antofagasta festsitzenden Yacht gezeichnete Bild. Auch die Nachricht des TO-Stützpunktleiters aus dem noch auf unserem Weg liegende Puerto Aguirre stimmte nicht optimistisch. Vor dem alles beherrschenden Thema des Jahres 2020 gab es offensichtlich kein Entkommen.
Für uns war es zu diesem Zeitpunkt die Bestätigung, es weiterhin nicht allzu eilig angehen zu lassen. Wir hatten noch reichlich Vorräte und da nun der eigentlich für den Tausch mit Fischern gedachte Wein nicht seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden würde, hatten wir auch wieder etwas mehr Luft beim Thema „Traubensaft“. Am Abend gönnten wir uns dann nicht nur gleich mal einen selbstgemachten Glühwein, sondern passten auch unser „ETA“ (Estimaed Time of Arrival = erwartete Ankunftszeit) für Valdivia an… statt dem 31. Juli stand da nun der 16. August. Mal sehen, was uns dort dann erwarten würde.