In der Gesamtschau sind wir in Südamerika echt wenigen anderen Segelbooten begegnet. Einzige Ausnahmen waren eigentlich nur unser Ankunftshafen in Brasilien, Rio de Janeiro, Buenos Aires und später dann noch Ushuaia. Aber sonst?
Wir machten uns zum Jahresende 2019 also wieder auf den Weg in die Einsamkeit. Über 500sm hatten wir uns vorgenommen, wobei es ja schon fast 80sm braucht, bis man von Buenos Aires aus das braune Wasser des großen Deltas des Río de la Plata hinter sich gelassen hat. Es war wirklich ein gutes Gefühl, den Rumpf endlich wieder im bekannten Blau des Meeres zu sehen.

Wenig Änderung zeigte die Wechselhaftigkeit des Wetters. Kurz nach unserer Abfahrt sahen wir wieder einmal ein Gewitter über Buenos Aires. Und wieder einmal wurden wir von Wolkengebilden verfolgt, die kein Segler gerne sieht.

Als dieses Wölkchen uns einholte, drehte der Wind um 120° und frischte ganze 3 Bft. auf gut 30 kn auf. Wenigstens blieben die Blitze über Land. Und es muss ja auch nicht immer so sein. Die Front am nächsten Tag sah ganz ähnlich aus, verpuffte aber vergleichsweise harmlos. Wind war plötzlich weg (Motor), kurz danach wieder da (Segel), dann wieder stärker (Reffen) und dann wieder weg… kann der sich nicht mal einigen? Das ist schon eine echt komische Wetterecke hier… keine Trauer, wenn wir diese endlich hinter uns gelassen haben würden.

Den Jahreswechsel waren wir gerade bei Mar del Plata. Also die Familie schlummerte selig im Bett und der Skipper schaute sich das einige Meilen entfernte Feuerwerk an. Prost Neujahr! Am Neujahrsmorgen hatten wir dann nach längerer Zeit auch mal wieder tierischen Besuch.
Nach etwas mehr als vier Tagen liefen wir Bahía San Blas an. Eigentlich wollten wir noch ein Stück weiter, aber es zog mal wieder ein Tief mit angesagtem Starkwind auf die Nase durch. Das wollten wir in dieser Bucht abwarten. Obwohl es eigentlich keine richtige Bucht war, sondern eine rundherum trocken fallende Einbuchtung. Auf der Karte dominierten Tiefenangaben unter einem Meter, doch der Revierführer versprach genug Wasser unter dem Rumpf und sollte damit Recht behalten.
Bei Hochwasser sah es aus, als ankerten wir irgendwo im Nirgendwo, bei Niedrigwasser wirkte es wie ein von strahlend grünen Flächen und an das Wattenmeer erinnernde sandige Weiten umgebener Fluss. Am Ufer lebten Schwärme von Flamingos und diverser Seevögel… ein wunderschöner Ort.

Und hier lagen wir dann auch tatsächlich mal nicht alleine vor Anker. Die erste Nacht kam noch ein zweiter Segler rein und ließ irgendwas zwischen 100 und 200 Meter neben uns den Anker fallen… dazu dann noch der Seelöwe auf Nahrungssuche… also für hiesige Verhältnisse war das damit eine fast schon überfüllte Ankerbucht!
