Barbados, Februar 2022
Das Beiboot ist ein Quell steter Freude. Oder auch des Leids. Insbesondere für den Skipper, der sich um allfällige Reparaturen zu kümmern hat. Vom größten Unglück dieser Tage bleiben wir aber wohl aufgrund unserer Marotte, das Dinghy stets mit zwei Leinen am Heck anzubinden verschont. Das stabilisiert. Unser schwedisches Nachbarbarboot hat weniger Glück. Eine der immer mal wieder durchgehenden Wetterfronten hat sein am Heck angebundenes Dinghy umgedreht. Inklusive angebrachtem Außenbordmotor. Und der mag so etwas üblicher Weise gar nicht gerne!

Das Problem ist, dass unser Nachbar-Skipper an Land muss. Seine Familie reist an. Wir sehen, wie er sich tapfer gegen den ablandigen Wind rudernd versucht, in den Hafen zu retten. Keine Chance. Nun gut, ich werfe also unseren Außenborder an und biete Abschlepphilfe. Diese wird dankend angenommen. Allerdings habe damit wohl zugleich eine gewisse Anspruchshaltung geweckt. In den nächsten Tagen bleibe ich auf Bitten unseres Nachbarn immer mal wieder in Rufbereitschaft über Funk, schleppe und transportiere ihn sowie seine Familie mehr als einmal umher.

Ein Grund für solche Hilfe unter Seglern ist die Gewissheit, dass man im umgekehrten Fall ansonsten alleine dastehen würde. Doch eine Garantie für benötigte Hilfe ist das natürlich nicht. Als Samuel und ich ein paar Tage später mit dem Dinghy einmal quer durch die Bucht zum ortsansässigen TO-Stützpunktleiter fahren, wird es trotz mäßiger Wellen eine recht nasse Anlandung. Und was sagt unser Außenborder dazu? Est einmal gar nichts mehr.
Während ich noch ein paar letzte Versuche unternehme, den Motor zur Zusammenarbeit zu bewegen, legt sich Samuel schon mal ordentlich in die Ruder. Mit dem Ergebnis, dass eine der ohnehin schon lockeren Halterungen endgültig abreißt. Na Super! So paddeln wir also im gemischten Ruder-Kajak-Stil quer durch die große Carlisle-Bucht. Keine Hilfe in Sicht. Und natürlich fängt es kurz vor unserer Ankunft bei der Samai dann auch noch an, wie aus Kübeln zu schütten.

Am nächsten Morgen dann die gute Nachricht, dass unser Motor sich wieder zur Zusammenarbeit überreden lässt. Manchmal ist er halt eingeschnappt und braucht einfach nur eine Nacht Ruhe. Eine weitere Nacht später ist unser Dinghy allerdings ein Anblick des Jammers. Die Leine hat einen Flicken abgescheuert. Darunter kommt der knapp 1cm-Riss aus Costa Rica zum Vorschein. Entsprechend sieht es mit dem Luftdruck aus.

Nun gut, so langsam habe ich ja Übung. Und wenn ich schon das Loch abdichten muss, können ja auch gleich die Ruderhalterung sowie die Halterung vom Sitzbrett wieder angeklebt werden. Klappt gut.


Letztlich ist unser Beiboot schneller wieder voll einsetzbar, als bei unserem Nachbarn. Er werkelt (nicht nur alleine) wirklich lange an seinem Außenborder, bis er so halbwegs wieder funktioniert. Na wenigstens sinkt damit auch seine Anspruchshaltung gegenüber unserer Hilfsbereitschaft. Die ist natürlich gerne gewährt. Andererseits hätte ich mich umgekehrt auch mit mehr als „Thank you!“ erkenntlich gezeigt… aber die in dieser Hinsicht klassischen Seglerwährungen flüssiger Natur haben sich wohl noch nicht bis Schweden rumgesprochen?! ;-)
Das mit den zwei Leinen für unser Dinghy hat sich übrigens schon in mehrfacher Hinsicht bewährt. Ihr könnt euch sicher die Verwunderung im Blick von La Skipper vorstellen, als sie unser Beiboot hinter der Samai ob einer durchgescheuerten Leine „rückwärts“ nur noch an der sichernden Heckleine treibend erspäht. Aber wie wäre wohl der Blick erst bei einem durch Abwesenheit glänzenden Dinghy gewesen? So ist alles nochmal gut gegangen.