Abwettern in der Caleta Poza de Oro

28. Juli – 04. August 2020

Wieder einmal gab es keinen Wind. Bitte nicht falsch verstehen, in dieser Gegend ist das gerade bei Fahrt Richtung Norden eigentlich eine gute Vorhersage.

Das sahen die kleinen Fischerboote am Eingang des Seno Gala offensichtlich genau so. Umgeben von Kormoranen, Möwen, Pelikanen sowie immer mal wieder neugierig auftauchenden Robben holten sie offensichtlich erfolgreich ihre Netze ein.

Blich zum Nordende des Canal Moraleda zum Golfo Corcovado

Viele Boote machen den Absprung Richtung Chiloé von den westlich des geschützten Canal Moraleda gelegenen Inseln über die Boca del Guafo. Das war auch unser ursprünglicher Plan, doch dann kam die Vorhersage kräftiger nördlicher Winde. Diese sollten dort im Westen mit bis zu 7 Bft., in Böen 9 Bft. (locker über 40kn) noch deutlich spürbar, auf der Ostseite dagegen deutlich schwächer sein. Dort lockte die Caleta Poza de Oro: „The beauty of the place is truely worth the detour; a perfect peace reigns over the bay.“

3.25 Caleta Poza de Oro (Seno Gala)

Wir machten also den kleinen Umweg in den gut 6sm tief einschneidenden Seno Gala. Die mit gut 500m Durchmesser recht große Bucht hatten wir mal wieder für uns alleine. Also zumindest was die Wasserfahrzeuge angeht. Direkt am Eingang empfing uns ein Haus mit freundlich winkenden Bewohnern. Wie schön muss es sein, an so einem idyllischen Ort zu wohnen. Ein Problem wäre aber sicherlich der Arbeitsweg, so dass man hier wohl eher seinen Altenteil verbringen würde… oder halt in der glücklich Situation ist, gar nicht erst arbeiten zu müssen. Wie es hier ist werden wir nie erfahren… der Kontakt beschränkte sich wie in diesen Tagen und hiesigen Buchten für uns üblich auf entferntes Grüßen.

Wir fuhren die Ränder der Bucht ab und warfen den Anker dann einfach mitten rein auf gut 10m Wassertiefe. Also alles ganz entspannt. Nach der ersten ruhigen Nacht, machte La Skipper mit den Kindern einen Dinghy-Ausflug in innere Lagune, immer wieder mal schauten ein paar Delfine bei uns in der Bucht vorbei, abends bauten wir als Schutz gegen den erwarteten Regen das Bimini auf.

Auch die zweite Nacht war noch recht ruhig. Trotzdem hörten wir schon die Geräusche, welche uns die nächsten, deutlich windigeren Tage und Nächte begleiten sollten. Immer wieder ging dieses metallisch-schabende Geräusch durch das Boot. Wir hatten den Anker natürlich gut eingefahren und waren in dieser Hinsicht recht entspannt. Allerdings zogen wir wohl schwojend immer wieder die Ankerkette über den vorwiegend steinigen Boden. Eigentlich harmlos, aber doch ein blödes Gefühl. Dazu war die große, von Bergen eingerahmte Bucht nicht ganz so gut geschützt, wie wir erhofft hatten. Die nächsten Tage waren von grauen Wolken, mehr oder weniger starkem Regen und leider auch teils heftigen Böen geprägt. In der fünften Nacht schalteten wir nach Wochen sogar mal wieder den Ankeralarm ein.

Jetzt wird sich wohl manch ein Segler denken: „Wie jetzt… ihr schlaft ohne Ankerwache oder gar Ankeralarm???“ Ja, wir gestehen! Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass wir hier unten meist vor Anker mit einer eher übertriebenen Anzahl von Landleinen liegen. Wenn da tatsächlich mal Bedingungen herrschen, die eine Gefahr für das Boot darstellen, dann findet der Skipper so oder so keinen Schlaf. So auch diese windige Nacht. Der Ankeralarm ging einige Male los, allerdings nur aufgrund der seitlichen Schiffsbewegungen. Nach hinten beschrieben wir einen perfekten Kreisausschnitt. Da frage ich mich jedes Mal, warum ich den Ankeralarm am Plotter immer nur als Radius auf die aktuellen Schiffsposition, nicht aber einen frei wählbaren, idealer Weise beim Anker gesetzten Wegpunkt einstellen kann. Das hätte mir schon so einige Male sinnloses Aufstehen erspart. Aber vielleicht bin ich ja auch nur zu blöd, diese Funktionalität zu finden?! (Tipps sind willkommen ;-)

Mit dem Dinghy auf Erkundung in die…

Caleta Karina

Am nächsten Tag erkundeten der Skipper und Maila mit dem Dinghy die kleinere, gleich südlich gelegene Caleta Karina. Es waren wieder 30er Böen angesagt und die nächtlich Mischung aus schabender Ankerkette und Fehlalarmen nervte doch sehr. Die nächsten, teils wieder sehr böig-nass angesagten Tage und Nächte wollten wir in besserer Abdeckung verbringen. Eine gute Entscheidung! Mit vier Landleinen lagen wir gut von Bäumen geschützt deutlich ruhiger und entspannter. Nur wenige, eher schwache Böen erreichten uns während gleich vor der Einfahrt im Kanal das Wasser weiß rauschte.

Gut geschützt…
… dicht unter Land!

Insgesamt verbrachten wir fast eine ganze, vor allem grau-nass-windige Woche hier in der Caleta Poza de Oro. Neben der obligatorischen Schule gab es viel Zeit für Spiele (zu Samuels Freude auch endlich mal wieder die „Legenden von Andor“), abendliche Filme oder auch einfach mal nur zum „Abwohnen“ des Bootes. Dann endlich öffnete sich so etwas wie ein ganz kleines Wetterfenster. Es wurde Zeit zum Abschied… wir konnten weiter… endlich… weiter nach Norden…

Blick raus zum Seno Gala
3.25 Caleta Poza de Oro

2 Kommentare zu „Abwettern in der Caleta Poza de Oro“

  1. Moin, bei unserem Plotter haben wir uns über die gleiche (Nicht-)Funktionalität bzgl. des Mittelpunktes des Ankeralarmkreise geärgert. Einzige Möglichkeiten: ein Crewmitglied abstellen, das bei Fallen des Ankers den Alarm in Gang setzt, für uns als Zweiercrew nicht praktikabel. Oder nach dem Einfahren des Ankers noch mal wieder nach vorn motoren, um dann ungefähr dort den Ankeralarm anzustellen (auch unbefriedigend).Also nutzen wir meist den Ankeralarm der iPad-App „Anchor Watch“, der es eben ermöglicht, nachträglich den Mittelpunkt des Schwoikreises zu verschieben.
    Liebe Grüße aus Antiga
    Wiebke & Ralf

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