18.-19. Juni 2020
In der Magellanstraße auf dem Weg nach (Nord-)Westen muss man auf zwei Dinge besonders achten.
- Die hier vorherrschenden Westwinde pusten uns auf unserem Weg im Zweifel voll auf die Nase.
- Die Gezeitenströmung kann mehrere Knoten betragen, so dass wir möglichst bei Ebbe (also ablaufendem Wasser) fahren sollten.
Was den Wind angeht, hatten wir eigentlich ziemliches Glück. Meist blies es eher schwach und wenn doch mal von vorne, dann nur vorübergehend. Das immer größer werdende Problem war dagegen die Strömung. Hochwasser hatten wir aktuell gegen 14Uhr und um halb sechs geht die Sonne unter. Das ergibt ein immer enger werdendes Zeitfenster um ein paar Meilen zurückzulegen. Uns bleibt kaum eine andere Wahl, als von Bucht zu Bucht zu hüpfen.
8.11 Bahía Tilly (Isla Carlos III)
Noch so eine eisige Nacht wollten wir in der Caleta Gallant nicht erleben, daher fuhren wir gleich am Folgetag weiter. Der Wind wehte schwach (1 Bft.) bis kräftig (6 Bft) mehrfach die Kompassrose herum. Die Fock kam nur mal als Unterstützung raus. Nach nur knapp 19sm verkrochen wir uns in der Bahía Tilly am Nordende der in der Magellanstraße liegenden Isla Carlos III. Anker, drei Landleinen, Ruhe…




Paso Tortuoso
Auch am nächsten Tag fuhren wir wieder einmal erst am frühen Nachmittag los. Das Hochwasser verschob sich immer weiter nach hinten, so dass wir trotzdem noch eine Zeitlang etwas Gegenstrom erwarteten. Wenigstens hatte der Skipper vor Abfahrt noch etwas Zeit für die dringend notwendige Rasur.
Zunächst mussten wir durch den Paso Tortuoso. Für diese Gegend vermerkt die Seekarte die Möglichkeit von „Overfalls“ und auch der nautische Führer schreibt „violent eddies and tide-rips have been observed“. Dafür braucht es in der Regel jedoch ordentlich Wind, und dieser glänzte bei uns dankenswerter Weise durch Abwesenheit. So konnten wir bei weitgehend glattem Wasser lehrbuchhafte Stromverwerfungen beobachten. In der Praxis zeigte sich das durch spontanen Kursversatz sowie eine Geschwindigkeit über Grund, die zwischen 3,5kn und 6kn schwankt… je nachdem, in welche Strömung wir gerade geraten waren. Faszinierend!
Im Laufe des Spätnachmittags sollte der Strom uns eigentlich helfen und das wollten wir ausnutzen. Also ließen wir das ursprüngliche Tagesziel nach nur gut 10sm links liegen und fuhren noch eine Bucht weiter. Nun ja, im Nachhinein wohl eine eher zweifelhafte Entscheidung. Erst wurde es vor uns dunkelgrau, dann weiß, dann kam erstaunlicher Weise etwas blauer Himmel zum Vorschein und dann blies es doch wieder mit 5-6 Windstärken auf die Nase. Das nennt mal wohl „wechselhaftes“ Wetter.



8.7 Caleta Notch (Isla Riesco)
Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir die Caleta Notch. Da es bald dunkel würde und der hintere Bereich auch noch für seine „williwaws“ (Fallböen) berüchtigt ist, legten wir uns weiter vorne vor eine bewaldete Wand. Anker auf 20m, drei Landleinen (deren Ausbringung dieses Mal wieder weniger reibungslos klappte ;-) und wir verbrachten eine ruhige Nacht. Der Morgen begrüßte uns dann leider wieder einmal mit Regen.




