16.- 17. Juni 2020
8.14 Bahía Woods (Península Brunswick)
Um 14:35 Uhr erreichten wir die Magellanstraße und sahen erstmals auch wieder andere Schiffe auf dem (immer noch im Silent-Mode gefahrenen) AIS. Vom Namen her waren es drei große (>50m) chinesische Fischer. Entgegen aller Vorhersage, aber daran gewöhnten wir uns hier unten schon so langsam, bekamen wir sogar Wind und eine kurze Welle von der Seite. Es wurde eine schnelle Überfahrt zu der angepeilten Bahía Woods. Doch wo war diese nur?
Vor uns die Küste ließ nichts erkennen. Erst kurz davor erkannten wir die weite Bucht. Nach Osten offen, für die diese Nacht angesagten Winde aber perfekt geschützt. Das sahen zwei dicht neben uns ankernde Fischer genauso. Die Jungs sind wirklich entspannt. Wo wir eher zu viel Kette stecken und den Anker auch immer schön einfahren, da werfen sie das an einer Leine befestigte Grundeisen einfach über Bord und fahren ein paar wenige Bootslängen zurück Es scheint ja trotzdem zu halten.







8.13 Caleta Gallant (Península Brunswick)
Der nächste Tag zeigte sich dann auch endlich mal wieder mit blauem Himmel und Sonnenschein. Also meistens. Nach eher kurzer Fahrt erreichten wir die gewundene Einfahrt in die große, rundum geschützte Caleta Gallant. Das Wasser hier drin ist anscheinend so ruhig, dass hier und da sogar eine dünne Eisschicht darauf trieb.




Und es gab einen schönen Strand und auch endlich mal wieder richtig schön trockenes Feuerholz. Samuel schleppte nicht nur große Äste, sondern fast schon ganze Bäume an, die gut getrocknet im Wald herumlagen. Das Handbeil erwies sich beim anschließenden Zerkleinern mal wieder als eine sinnvolle Investition.


Das Feuer brannte so gut, dass wir endlich auch mal sämtliches angefallenes und inzwischen wahrlich nicht mehr wirklich trockenes Papier verbrennen konnten. Danach packten wir noch ein gutes Stück Rind an unseren langen Asado-Spieß. Abgewaschen wurde es kurzerhand im Wasser der Bucht, das gab gleich ein leicht salziges Aroma. Dann kam es über die Glut und war unglaublich lecker… da kommen Pfanne und Grill einfach nicht mit!


Es war dunkel geworden, Samuel hielt das Feuer eifrig am Brennen, Maila sammelte Muscheln und Schnecken, da schaute die Crew zum Himmel und stutzte. Für einen Meteoriten zu langsam und für ein Flugzeug nicht genug blinkend müsste es sich eigentlich um Satelliten handeln. Allerdings nicht nur einen. Wie an einer Perlenschnur gezogen flogen fast erst 35 und nach einer kurzen Lücke nochmal 20 Lichter über den Himmel. So etwas hatten wir noch nicht gesehen. Die wahrscheinliche Erklärung brachte eine E-Mail der Familie. Demnach wurden wohl gerade 60 Satelliten für schnelleres Internet in den Himmel geschossen. Und wir haben sie gesehen. Was für ein schöner Zufall.
In der Nacht wurde es dann bei immer noch sternenklarem Himmel richtig kalt. Immer wieder hörten wir diese komischen Geräusche, wenn sich die Ankerkette oder auch mal der ganze Rumpf durch eine dünne Eisschicht arbeitet. Das kann unter Deck wirklich erstaunlich laut werden. Am nächsten Morgen war nicht nur die ganze Bucht überfroren, sondern es lag auch eine weiße Eisschicht über dem Boot. Die nachts draußen hängenden Handtücher, selbst im Cockpit liegende Leinen waren steif gefroren.



Zu allem Überfluss hatte Maila auch noch ihre Muschelsammlung vom Vorabend am Strand vergessen. Da hat ein fürsorglicher Skipper natürlich keine andere Wahl, als das Dinghy nochmal ins Wasser zu lassen. Durch das in kleiner Welle allmählich brechende Eis paddelten Vater und Tochter also an Land und fanden ein völlig verändertes Ufer vor. Am Vorabend war der Weg vom Feuer zum Wasser ein kleiner Spaziergang, jetzt hatten wir Glück, dass die Muscheln noch nicht wieder im Wasser lagen.


Wenig verwunderlich, dass wir an diesem Morgen auch unter Deck die 10 Grad Celsius aber sowas von nicht erreichten. Das ist dann wohl der Nachteil eines schön klaren Winterwetters in den Chilenischen Kanälen.

