Man konnte ja schon in Revierbeschreibungen lesen, dass es hier in Palmeria auf Sal wohl einige nicht mehr ganz so ansehnliche Schiffe gibt. Doch als wir dann so durch die Ankerlieger auf der Suche nach einem freien Plätzchen für uns fuhren, erstaunten die hier liegenden Wracks schon etwas. Da gibt es doch tatsächlich Eigner, die hier ankern, dann einfach nach Hause fliegen und bis auf weiteres nicht mehr wiederkommen. Und die Boote rotten vor sich hin.
Als der Anker uns sicher auf nun Afrikanischem Boden hielt, wollten wir den Abend eigentlich entspannt ausklingen lassen und uns am nächsten Tag dann um die Immigration kümmern. Doch wir hatten die Rechnung ohne D’Jay gemacht. Kaum im Cockpit niedergelassen ratterte ein kleines rotes Motorboot heran und wir wurden von eben jenem D’Jay freundlich begrüßt. Er sei hier das offizielle Taxi-Boat (VHF Ch6) und kümmere sich um die Yachties. Auch Wasser, Diesel, Mietwagen und was sonst noch so gewünscht sei könne er „organisieren“. So zog der Skipper also sogleich mit den Bootspapieren und Pässen der Crew los, um die Immigration doch schon am Tag der Ankunft anzugehen. Dabei führte mich D’Jay gleich noch ein wenig im Ort herum, zeigte ATM, Supermärkte, SIM-Karten-Verkauf und noch einiges mehr. Tatsächlich war er auch in den folgenden Tagen immer ansprechbar und gab freundlich Auskunft. In der Tat scheint seine Familie – wenn ich mich recht erinnere hatte sein Vater mit vier Frauen gut 20 Kinder in die Welt gesetzt – so eine Art „heimlicher Herrscher“ in Palmeira zu sein. Uns konnte es nur recht sein. Letztlich half er auch bei der Suche nach einem Frisör… die Jungs der Samai hatten inzwischen wirklich viel zu viel Wolle auf dem Kopf. Und obwohl wir uns mit der netten Dame nicht auf eine von allen beherrschte Sprache einigen konnten, ist es doch ganz gut geworden.
Über die vielen Hunde hat Maila ja schon geschrieben. Allerdings waren diese (zumindest abseits vom abendlichen Restauranttisch) deutlich weniger aufdringlich, als ihre Verwandten in der Heimat (Stichwort: „Der tut nichts, der will nur spielen!“). Hier scheinen die nicht so verhätschelten Hunde Ihren Platz im Rudel etwas besser zu kennen. Auch wurde uns versichert, dass sie von offizieller Seite im Auge behalten und sogar durchgeimpft werden.

Ansonsten war noch bemerkenswert, dass man am Vormittag eigentlich nicht an Land gehen konnte. Da kamen nämlich täglich die Busse und Jeeps mit jenen Touristen vorbei, die sich mal vom Veranstalter organisiert so ein richtig „urtümliches Hafendorf“ anschauen wollten. Entsprechend kamen auch die fliegenden Verkäufer/innen raus und man konnte kaum zwei Schritte gehen, ohne zwar freundlich, aber auf Dauer doch nervend angesprochen zu werden.

Aber am Nachmittag war man dann mit den nun wie ausgewechselt erscheinenden „Locals“ wieder unter sich. Und auch die Fischer machten sich am liebsten ohne Touristenmassen an Ihr Werk, den Fang des Tages zu verarbeiten und direkt zu verkaufen. Samuel war besonders von dem kleinen Jungen begeistert, der nur mit einem Hacken an einer Leine (und frischen Fischinnereien als Köder) einen kleinen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser zog…

Überhaupt muss man mal deutlich festhalten, dass wir hier nur freundlichen, aufgeschlossenen Menschen begegnet sind. Und insbesondere am Wochenende versteht man es bis in die Nacht zu feiern! Wen kümmert da schon der Wecker am Montag morgen?!
Trotzdem machten wir uns nach vier Nächten auf den Weg nach Santa Maria, dem größten Touristenzentrum der Kap Verden am Südende von Sal. Mithin ist das auch der Grund für die regelmäßig in Palmeira anlegenden Frachter… schließlich müssen die hungrigen Mäuler gestopft werden und eine Insel, die auch als „Fleckchen Sahara im Atlantik“ genannt wird glänzt nun mal nicht durch ausgeprägte Kapazitäten zur Selbstversorgung. Der uns empfohlene Zwischenstopp bei Mudeira war leider nichts und dementsprechend kurz, so dass noch gut vor Sonnenuntergang der Anker vor Santa Maria fiel und die Crew mal wieder Baden ging. Die Wassertemperaturen hier sind in der Tat um einiges angenehmer als noch bei den Isles of Scilly.
Doch warum hielten eigentlich mehrmals am Tag andere Ausflugsboote direkt neben uns. Bleichgesichter sprangen ins Wasser, schnorchelten etwas und dann waren sie auch schon wieder verschwunden. Dann erinnerten wir uns, auf einer Karte was von einer 2006 hier in der Nähe versenkten Christus-Statue gelesen zu haben. Und diese war tatsächlich keine 50m neben uns. So schnorchelten dann auch die Bleichgesichter der Samai zu diesem Anziehungspunkt von Touristen und Fischen gleichermaßen. Erstmals haben wir Samuels neue Harpune ausprobiert, aber die Fische sind schon schnell und nicht dumm. Ganz großes Lob geht an Maila, denn im Gegensatz zu La Graciosa war das hier unter uns tatsächlich mal ein richtig schöner Rochen entsprechender Größe… und diesen majestätischen Anblick hat sie wirklich gut verkraftet. Nach nur einer Nacht ging es weiter nach Westen, doch davon nächstes Mal mehr.