Bei der Ansteuerung zu dieser einzigen „echten“ Marina der Kap Verden gab es ein déjà-vu. Auch in diesem großen ehemaligen Krater, der nun die geschützte Bucht von Mindelo bildet, liegen einige Wracks herum. Eines der größeren ist sogar halb versunken auf der Seite liegend und heute wohl ein beliebter Anlauf- bzw. Abtauchpunkt für erfahrene Taucher.

Nach Las Palmas auf den inzwischen entfernten Kanarischen Inseln lagen wir also erstmals wieder in einem richtigen Hafen. Aktuell war es ein ziemlich leerer Hafen, aber das soll sich wohl zu Zeiten der hier vorbei kommenden ARC+ dramatisch ändern. Und ja, dieser Hafen ist dazu auch noch recht teuer. Dem trockenen Klima angemessen, für den Segler trotzdem nur halbwegs befriedigend, gibt es zur Begrüßung 100l Wasser zur freien Dusch- oder Stegverfügung. Wer mehr möchte muss bezahlen. Für uns reichte es aber für eine allgemeine Duschsession der gesamten Crew sowie einer sparsamen Säuberung des Decks von Sandresten und Salz.

Das WLAN reichte leider auch nur gerade so bis zum Boot, aber die kleine angeschlossene Bar bot nette Snacks… die Jungs haben zum ersten Mal frittierte Muräne probiert. (Achtung: SEHR viele Gräten!)

In Sal hatten wir ja gelernt, dass die Hafenbehörden bei der Anmeldung die Schiffspapiere bei sich behalten und erst bei der Abmeldung wieder herausrücken. Und ja, man muss sich auf jeder Insel dieses Landes erneut anmelden… alleine die Stempel im Pass sind der eigentlichen Ein- und Ausreise vorbehalten. Allerdings sind die Behörden am Wochenende natürlich geschlossen und so hatten wir uns hier in einem Rutsch an- und auch für den Sonntag gleich wieder abgemeldet. So blieb uns wenigstens ein Behördengang erspart.

Mindelo selbst haben wir in einigen Streifzügen erkundet. Dabei strahlte wahrlich nicht jedes Gebäude in ästhetischer Eleganz sondern eher schon mal in morbidem Charme. Aber auch hier gibt es viele freundliche Menschen, doch insgesamt war es deutlich anders und unpersönlicher als im viel kleineren Palmeira auf Sal. Es ist halt die zweitgrößte Stadt des Landes.

Auffällig war, dass in jedem Supermarkt immer gleich mehrere Sicherheitsleute Ihrer Arbeit nachgingen. Normalerweise stand einer am Ein-/Ausgang, einer in der Nähe der Spirituosen und ein weiterer streifte zwischen den Regalen umher. Da scheint wohl ein gewisses Misstrauen gegenüber seinen Kunden nicht ganz unangebracht zu sein. Eine besondere Erwähnung verdient auch der Fisch-/Gemüsemarkt, dem wir auf dem Weg zum Gaswerk (dazu ein anderes Mal mehr ;-) einen kurzen Besuch abgestattet hatten… zumindest zu dieser Tageszeit konnte man hier eher Fliegen mit Fischbeilage erwerben als das frische Meeresgetier, welches wir von unserer Angel gewohnt waren. Da hofften wir lieber weiterhin auf zukünftiges Angelglück und Fisch wie er frischer nicht sein könnte.


Zumindest für den Skipper ein besonderes Highlight war der Besuch in „Elvis Restobar“. Ok, die Bedienung neigt in schöner Berliner Tradition zu einer gewissen Ignoranz gegenüber den Gästen und auch meine Bestellung wurde irgendwie verwechselt… statt Oktopus-Eintopf gab es Schwein mit Gemüse. Aber lecker war es trotzdem und der Laden auch brechend voll. Immer mehr Tische wurden rausgetragen, bis der Innenraum praktisch leer war und das Publikum auf der Terrasse der einheimische Schönheit lauschen konnten, die Ihre von einer Gitarre begleiteten Gesangskünste zum Besten gab. Also zumindest der Skipper fand es einen gelungenen Abend!
Insgesamt hat uns Sal aber doch besser gefallen und wir bedauern ein wenig diejenigen (nicht zuletzt ARC+) Segler, die nur Mindelo besuchen. Sicher, auch wir hätten gerne noch andere Inseln der Kap Verde besucht… aber das Thema hatten wir ja schon. Nach drei Nächten legten wir wieder ab um eine letzte Nacht in Afrika neben dem Hafen vor Anker zu verbringen. Vorbereitungen für die Ozeanüberquerung! Das Dinghy kam wieder auf das Vordeck und der Außenborder wurde dieses Mal sogar trocken und sicher im Heck verstaut. Am Morgen noch rasch volltanken, dazu sicherheitshalber noch 110l Diesel in Kanistern gebunkert und nach einem letzten Kontrollgang warfen wir recht unspektakulär die Leinen los… gut 1.600sm lagen vor dem Bug… über den Atlantik nach Brasilien!
