Sind die Dampfplauderer immer noch nicht losgefahren?

Das wird sich wohl so mancher unserer Besucher in den letzten Tagen gedacht haben. Die bittere Wahrheit ist: nein, das sind sie tatsächlich noch nicht. Und es gibt niemanden den das mehr nervt als die Crew der Samai! Ok, im Vergleich mit anderen Berliner Projekten im Umfeld von Reise und Transport ist eine Woche Verspätung nicht anders als „überpünktlich“ zu nennen, aber wir hatten uns das alles schon etwas anders vorgestellt.

Tatsache ist, dass die letzten Wochen um einiges anstrengender waren als gedacht. Der Umstand, dass der eigentliche Auszug und das Aufhübschen der Wohnung in den heißesten Wochen des Jahres stattfinden mussten, hatte natürlich auch einen gewissen Anteil. Im Keller meiner Eltern stehen über 90 Umzugskartons und der 12qm Lagerraum ist auf Basis jahrelanger Tetris-Erfahrung vollgepackt. Ob der Masse der im Laufe der Jahre angesammelten „Dinge“ hatte sich schon eine gewisse Ungläubigkeit breit gemacht.

Am 1. Juli ist die Familie dann in Bremerhaven bei der Samai eingetroffen. Das Boot war gerade erst wieder zu Wasser gelassen. Zuvor an Land wurde unter anderem das Unterwasserschiff gemacht, und auch Schraube sowie Bugstrahlruder hatten etwas Zuwendung nötig.

Kaum war das vollgepackte Auto an Bord verbracht sah es aus, als wenn eine Bombe eingeschlagen hätte. Auch Nils Schürg, unser ehemaliger Bootsverkäufer und nun hochgeschätzter Ausrüster und zuverlässiger Ratgeber von Blue Sailing, brach ob des Anblicks kurz in schallendes Gelächter aus. Und da fehlte ja noch das ganze Zeug, das meine Eltern kurz danach hochbrachten. Doch wie schon vor jedem langen Sommertörn, wo alle Einkäufe problemlos untergebracht wurden, schluckten die Stauräume, Ecken und Winkel der Samai auch dieses Mal klaglos allen Ballast.

Der Vorwand dafür, noch immer im malerischen Fischereihafen von Bremerhaven zu liegen, ist natürlich das Wetter. Seit Tagen weht es mit mindestens 5 Bft. aus westlicher Richtung und damit ziemlich exakt auf die Nase. Erst jetzt schleicht sich so langsam eine Nordkomponente ein. Und bevor der Wind dann demnächst wohl ganz überraschend mal völlig weg ist, soll es nun wirklich zeitnah losgehen.

Andererseits passte uns dieser Vorwand auch gar nicht so schlecht. Zunächst mal war auf der Samai noch unsere recht umfangreiche Bestellung bei und von Nils fertig zu stellen. Unter anderem sind folgende Neuerungen zu verzeichnen:

  • Wassermacher (Dessalator)
  • Selbststeueranlage (Windpilot)
  • Neue Custom-Gasbox für 2x5kg Propangas (ist genial geworden!)
  • Neue Verbraucherbatterien (500Ah)
  • Doppeldieselfilter (Vetus)
  • Spi-Baum

… und dazu noch…

  • Service und neue Ersatzteile für den Motor (Lichtmaschine, Bowdenzüge, vier Impeller)
  • Prüfung Mast-Top und Rigg (Ersatz – Windex)
  • Ersatz – Wasserpumpe
  • Ersatz – Opferanoden (Rumpf, Schraube, Bugstrahl)
  • Ersatz – Schrauben Bugstrahlruder
  • 10 Dieselkanister à 20l (immerhin eine halbe Tankfüllung)
Installation der Windsteueranlage

Aber auch die Liste der offenen Punkte ist noch nicht vollständig abgearbeitet. In den nächsten Tagen steht unter anderem noch an…

  • Anbringung der Außenantenne für das neue Satellitentelefon am Heckträger
  • Anbringung des H50 Handbedienteils des UKW-Funkgerätes in der Pflicht
  • Inbetriebnahme des neuen Bordcomputers sowie Finalisierung der Kurzwellenanlage (Sorry, Michael Wnuk… melde mich zeitnah!)

… und noch so manche andere Kleinigkeit.

Nebenbei musste der Skipper in den letzten Tagen auch noch seinen Halbjahresabschluss machen, die KV-Dienst von La Skipper buchhalterisch verarbeiten, dringendste Hilferufe von Kunden bearbeiten, den Technikraum begehbar machen und – wie es das Schicksal so möchte – gleich am ersten Tag noch einen Service für die Jabsco-Toilette durchführen. Manche sagen eine Weltumseglung bedeutet „an den schönsten Plätzen der Erde zu reparieren und zu improvisieren“. Aber muss es denn wirklich gleich am ersten Tag die Toilette sein? In Bremerhaven??? Irgendwas passt da doch nicht zusammen!

Technikraum… so nicht wirklich schön!

Natürlich war auch La Skipper nicht untätig. Der Inhalt ungezählter Taschen musste sortiert, eingeräumt und teilweise auch wieder ausgemistet und das Auto zurück nach Berlin gebracht werden… wenigstens fährt der FlixBus direkt zurück nach Bremerhaven… und so vieles mehr!

Die Kinder genossen ihre Freiheit von beschäftigten Eltern. Also ich habe in diesem Alter nicht solange am Computer die diversen Legospiele gezockt. Das könnte aber auch damit zusammenhängen, dass es solche Spiele auf dem guten alten Commodore „C64“ nicht gab.

Aber all das ist natürlich nicht nur ein selbstgewähltes Schicksal sondern auch Jammern auf allerhöchstem Niveau. Wir sind jetzt tatsächlich fertig, guten Gewissens und entspannt wie seit Wochen nicht mehr die Leinen loszuwerfen. Das Boot ist soweit ausgerüstet (nochmals großen Dank an Nils!), fast alle Abschiedstränen vergossen und wir halten es hier eigentlich auch schon gar nicht mehr aus. Am morgigen Montag, 8. Juli ganz früh also… ablegen kurz vor dem Hochwasser, die Schleuse um 5 Uhr auf die Weser und dann wenn schon nicht mit sondern eher am Wind, aber doch zumindest erstmal mit Strom nach Westen an den Ostfriesischen Inseln vorbei. Mal sehen, wie weit wir kommen, aber in Deutschland wollen wir eigentlich die nächsten drei Jahre nicht wieder festmachen.

Liebe Grüße an alle daheim bleibenden… auf ein freudiges Wiedersehen!

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