TO-Wochenende mit Medaille für die Samai

Cuxhaven, 18.-20. November 2022

Der 1968 gegründete „Trans Ocean“ Verein zur Förderung des Hochseesegelns e.V. (TO) hat sich die Unterstützung sportlichen Hochseesegelns auf die Fahne geschrieben. Ich wurde schon Mitglied als unser jetzt abgeschlossenes Vorhaben erst Gestalt annahm. Lange bevor wir unsere Samai bekamen. Ok, das mit dem „sportlich“ ist bei uns jetzt vielleicht nicht so ausgeprägt, aber „Hochsee“ hatten wir in den letzten Jahren durchaus zu bieten.

Für die Unterstützung werden vom TO unter anderem weltweit Stützpunkte unterhalten, deren Leiter auch für uns oft eine kompetente und hilfreiche Anlaufstelle in neuen Ländern und Häfen waren. Ein bisschen stolz sind wir dabei auf unsere ermunternde und vermittelnde Rolle bei der Einrichtung eines neuen Stützpunktes im kolumbianischen Cartagena.

Einmal im Jahr veranstaltet der Trans Ocean ein Wochenende in Cuxhaven. Und 2022 war die Samai nun erstmals persönlich vor Ort. Dafür bestand aber auch eine besondere Motivation, doch davon später mehr. Vor der Kür kommt die Pflicht.

„Alte Liebe“ in Cuxhaven
Abendstimmung…
… am Elb-Ufer von Cuxhaven

Freitag, 18. November 2022

Oder vielleicht doch noch eine kleine Aufwärmrunde. Schon Freitagabend entern TO-Mitglieder das „Oberdeck“ der Segelvereinigung Cuxhaven. Nein, kein Gedränge auf einem Vereinsflaggschiff, sondern ein Begrüßungsabend in einem netten Restaurant direkt am Hafen. Ein bisschen Gedränge gibt es trotzdem.

Hier ist es schon bald brechend voll!

Das Buffet ist ausgesprochen lecker, die Stimmung ausgelassen, anregende Gespräche mit bekannten und neuen Gesichtern. Und natürlich unglaubliche Zufälle. Mein Sitznachbar am Tisch kommt mir bekannt vor. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Tatsächlich lagen wir Anfang des Jahres in Bonaire an Nachbarmoorings. Besonders freue ich mich auch über den ausgiebigen Austausch mit Dierk, der treuen Lesern unseres Blog vielleicht von seinen netten Kommentaren bekannt ist. Es wird ein langer Abend. Ein letzter harter Kern wird fast schon mit dem Besen ausgekehrt. Der Skipper der Samai ist natürlich dabei. ;-)

Samstag, 19. November 2022 (vormittags)

Heute steht dann tatsächlich die Pflicht auf dem Programm: Jahreshauptversammlung in den historischen Hapag Hallen Zum Glück starten wir erst um 11 Uhr. So bekomme ich noch eine ausreichende Mütze Schlaf und habe auch genug Zeit für den Geburtstagsanruf meiner daheim gebliebenen Familie.

In den Hapag-Hallen finden heute…
Hauptversammlung und Festabend statt.

Zur Hauptversammlung selbst will (bzw. darf?!) ich gar nicht allzu viele Worte verlieren. Nur die Feststellung, dass ich mich schon sehr über den teils recht rauen Umgang gewundert habe. Hey, wir sind doch alle Segler und wollen letztlich nichts Böses für unseren Verein. Und es gehört eigentlich auch zum guten Ton, andere ausreden zu lassen. Selbst wenn man anderer Meinung ist. Über die offiziellen Beschlüsse, insbesondere die Wahl des neuen Vorstandsvorsitzenden Marcus Warnke, finden sich Berichte in der einschlägigen Presse.

Samstag, 19. November 2022 (abends)

Der Festabend ist immer der unbestrittenen Höhepunkt eines TO-Wochenendes, der nach wieder einmal sehr leckerem Essen in der Verleihung von Preisen in verschiedenen Kategorien gipfelt. Und da sind wir dann auch bei der besonderen Motivation einer persönlichen Anwesenheit. Für unseren 3-jährigen Törn rund Südamerika bekommt die Familiencrew der Samai die TO-Medaille für „besondere Leistungen im Hochseesegeln“ verliehen! Eine große Ehre über die wir uns sehr freuen.

Trans Ocean Festabend 2022

Die Verleihung selbst hätte jedoch durchaus etwas besser abgesprochen werden können. Im Vorfeld wurde ich um ein paar Bilder gebeten, um unsere Präsentation vorzubereiten. Ich bleibe zuversichtlich, dass alles seinen organisierten Weg nimmt. Schließlich werden auch die anderen Preisträger professionell begrüßt und vorgestellt. Alles läuft glatt und entspannt. Für uns hat man sich das aber wohl anders vorgestellt.

Irgendwann fragt der locker-eloquent durch den Abend führende Boris Aljinovic, ob denn Michael Gramse anwesend sein. Ich nicke, gehe auf die Bühne und bekomme wortlos das Mikrofon überreicht. So stehe ich reichlich perplex im Rampenlicht und damit im erwartungsvollen Fokus vieler Augenpaare. Hmmm… anscheinend soll ich jetzt was sagen?!? Ok, dann mal los. Zu den in wenige Collagen zusammengefassten Fotos erzähle ich aus dem Stehgreif von unserer Reise. Vieles muss ich natürlich auslassen und einiges vergesse ich auch. Ein wenig Applaus gibt es trotzdem.

Dann bekomme ich die Medaille überreicht und bin fast schon von der Bühne, als irgendjemandem auffällt, dass wir ja noch ein paar andere Dinge bekommen sollen. Hin und her und irgendwie scheint mir das bei praktisch allen anderen Preisverleihungen deutlich besser organisiert. Wirklich schade!

Wie auch immer. Es gibt Schlimmeres, als an seinem Geburtstag eine TO-Medaille (überspitzt gesagt hingeworfen) zu bekommen. Es ist und bleibt eine große Ehre. Allerdings mit schlechtem Timing. Später erzählt mir ein Jury-Mitglied, dass alle von unserer Reise begeistert waren und wir in vielen anderen Jahren mit dem Hauptpreis nach Hause gegangen wären. Ehrlich gesagt hätte ich das lieber nicht gewusst.

Der ganze Abend wurde übrigens live im Internet gestreamt und ist hier auf Youtube aufzurufen. Der Auftritt der Samai beginnt bei 1:04:30. Ebenfalls mit dabei sind neben vielen anderen Bobby Schenk (Ocean Award für sein Lebenswerk) sowie die „jungen Wilden“ Melwin Fink (TO-Preis für 3. Platz im Mini-Transat 2021) und Lennart Burke (Race Award).

Sonntag, 20. November 2022

Die zwei Letztgenannten sehen wir dann auch gleich am nächsten Morgen wieder. Im Oberdeck gibt es den zweiten Kaffee und dazu zwei Vorträge, die sich zur Abwechslung nicht mit erlebten Abenteuern, sondern ambitionierten Vorhaben beschäftigen. Unter anderen von den tags zuvor geehrten „jungen Wilden“. Und nein, die Bezeichnung habe ich mir nicht selbst ausgedacht! ;-)

Tja und dann ist das TO-Wochenende auch schon wieder vorbei. Der Zug geht pünktlich und bringt mich entspannt zurück nach Berlin. Das Wochenende wird mir in Erinnerung bleiben. Ob ich 2023 wieder komme? Weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Mal schauen…