Kurs Kontinent Tag 6 – Wasser, Brot und Spiele

20./21. Juli 2022

Die Mehlschlacht des Skippers beginnt gleich morgens. Nach dem gestrigen Riesenerfolg von „Pfannenbrot“ gibt es heute „Pfannenbrot reloaded“. Und da ich ja lernfähig bin, wird der Teig früher angesetzt und wir schaffen das Frühstück sogar noch am Vormittag!

Im Hintergrund brummt weiter der Motor. Das ist echt nervig. Nicht nur der Lärm. Ohne die Segel, fehlt dem Boot einfach Stabilität, so dass es schon bei leichter Welle unangenehm umherschaukelt. La Skipper ist davon noch weniger begeistert als der Rest der Familie. Dazu kommen leichte Kopfschmerzen. Folgerichtig verbringt sie fast den ganzen Tag intermittierend zwischen Couch und Bett.

Einen Vorteil hat die Motorfahrt jedoch: wir können den Wassermacher anwerfen. Der Wassertank ist zwar noch recht gut gefüllt, allerdings ist das Trinkwasser auf den Azoren leicht gechlort. Für Kaffee und Tee mag das noch gehen, doch zum „so-Trinken“ bevorzugen wir dann doch Geschmacksneutralität. Und die liefert unser Wassermacher wie immer zuverlässig. Nach sechzehn aufgefüllten 6l-Flaschen (noch aus Kolumbien) ist der Vorrat aufgestockt und das Thema „Wasser“ für heute abgeschlossen?!

Nicht so das Thema „Brot“. Der Skipper wirft sich in den zweiten Teil der Mehlschlacht. Für das Abendessen haben wir einen weiteren Samai-Klassiker eingeplant: Würstchen im Brotteig. Heute mal mit richtig großen Frankfurtern (aus dem Glas). Und wenn der Ofen schon mal heiß ist, na dann kann man ja auch gleich noch ein richtiges Brot hinterher schieben. Damit es sich lohnt natürlich die große 1kg-Mehl-Variante. Damit haben wir heute über 2kg Mehl verarbeitet. Na irgendwie muss ich unsere 4-köpfige Familie ja auch satt bekommen.

Mehlschlacht
Mjam!

Während die zweite Portion Würstchen im Ofen ist, entschließt sich die Gasflasche, mittels verlöschender Flammen ihren Leerstand zu verkünden. Bestes Timing. Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass das erst in ein paar Tagen passiert, so dass ich beim Wechsel gleich Dieselkanister rausholen kann. Das lohnt sich heute jedoch noch nicht. Da hilft alles Jammern nicht. Während das Salzwasser um die Füße spült wechsle ich die Flasche in der Gewissheit, da demnächst nochmal ran zu müssen.

Und wo bleiben die Spiele? Die kündigen sich nach einer ruhigen Nacht gegen halb sieben in der Frühe auf dem AIS an. Uns kommt ein Segelboot entgegen. Das erkenne ich an dem Nav-Status „Segelnd“. Atemberaubend ist jedoch die Geschwindigkeit von aktuell ca. 25kn. Nur mal so als Vergleich: Wenn man unsere aktuelle Strecke von Santa Maria nach Brest (1140sm) mit 24kn segelt, ist man in zwei Tagen angekommen. Ich ahne, dass sie das schneller kann. Uns kommt aber auch kein normales Segelboot entgegen. Der Kata-/Trimaran (wird geprüft) „Actual Ultim“ (laut AIS) ist mit ihren Maßen von 30x22m eine echte Rennziege, die ihre Segelrennspiele auch nicht alleine bestreitet.

Kurze Zeit später taucht „Maxi Solo Gitana 17“ (laut AIS) auf dem Bildschirm auf, die sogar 32x22m misst. Der Name kommt mir bekannt vor und ich glaube, dass wir ihr schon mal (vor Brasilien?!) begegnet sind. Da muss ich mal das alte Logbuch durchschauen. Heute stellt sie sich mit 36kn Geschwindigkeit vor. Doch das können offensichtlich beide, schließlich liegt die Gitana aktuell hinten.

Zunächst sieht es so aus, als ob uns die zwei Extrem-Racer beidseits in jeweils 3-4sm Entfernung passieren. Die Actual Ultim bleibt dabei. Doch die Gitana beschließt einen Kurswechsel und zieht im Bruchteil einer Seemeile an uns vorbei. Wow… was für eine Show. Unser Dank gilt dem Skipper.

Maxi Solo Gitana 17
Nur Fliegen ist schöner!
Danke für die Show!!!

Wir dagegen schaukeln weiter mit weniger als 5kn unter Motor Richtung Brest. Was für ein Gegensatz. Was für ein Frust. Dazu gesellt sich Ernüchterung über den Wind. Dieser sollte eigentlich abnehmen und damit den Motoreinsatz zumindest halbwegs rechtfertigen. Stattdessen weht es konstant mit um die 4 Bft. mehr oder weniger auf die Nase. Überflüssig zu schreiben, dass das unserer Geschwindigkeit alles andere als zuträglich ist. Da muss sich was ändern. Da wird sich was ändern.