16./17. Juli 2022
Der Tag hält sich zwar in verschiedensten Grautönen, aber der Wind passt. Es weht mit etwa 5 Bft. etwas „vorlicher als halb“ – na, wer versteht diesen Kauderwelsch?! ;-) – und auch die Welle bleibt bei knapp 2m. Schönes Segeln! Sicher könnten wir noch ein paar Zehntelknoten Geschwindigkeit rauskitzeln. Trotzdem lassen wir die Reffs in Groß und Fock drin. Es segelt sich einfach entspannter und schont die Konstitution der Crew.
Der Tag selbst verläuft hinreichend ereignislos. Für die Kinder gibt es wieder ein kleines bisschen Schule, großzügig abgeschmekt mit Kindle, Podcast, Hörspiel, Tablet und natürlich Keksen. So lässt es sich trotz Schaukelei recht gut leben.

Erst am sehr späten Nachmittag kündigt sich auf dem AIS (Automatic Identification System) die einzige echte Abwechslung und damit der Höhepunkt des Tages an. 10sm schräg vor uns erscheint das Signal eines Freizeitbootes auf dem Plotter. Für den Namen reicht die Signalstärke nicht, aber die weltweit eindeutige MMSI (Maritime Mobile Service Identity) beginnt mit 211. Damit handelt es sich eindeutig um ein deutsches (Segel)Boot. Ich habe ein Ahnung, greife zum Funkgerät, rufe „das deutsche Segelboot“ und tatsächlich meldet sich Jörg von der SY Sissi.
Die Sissi ist einige Stunden vor uns von Santa Maria gestartet und da Jörg ja nicht müde wird zu betonen, wie gemächlich seine Dame sei, habe ich schon irgendwie damit gerechnet, dass wir ihn irgendwann mit unserer auch nicht gerade agilen Lady einholen. Allerdings nicht so schnell. Gibt es Probleme? Wir plauschen kurz und versichern und gegenseitig, dass es Schiff und Crew soweit gut bzw. (seinem Mitsegler) zumindest wieder etwas besser geht. Mehr gibt die rauschende Funkverbindung nicht her. Tchau Sissi… wir sehen uns!
Zum Abendessen versammelt sich die gesamte Familie zu zarten, mit zerlaufendem Mozarella überbackenen Hühnerbrustfilets auf fein abgeschmeckter Béchamelsoße an kurz geschwenkten Cocktailtomaten und azorianischen Kartoffeln. Mjam!

Die Nacht verläuft noch ruhiger als die letzte. Ok, wir haben mal wieder ein 3‘er-Treffen. Dieses mal ist es ein Frachter, der knapp vor uns zwei Seglern durchgeht. Alles innerhalb von gut 4sm. Sonst ist außer dem abnehmenden Mond nichts zu sehen.
Der Wind lässt nun auch langsam nach. Um halb fünf habe ich mir das lange genug angeschaut. Es bleibt bei stabilen 4 Bft. und damit ist es höchste Zeit, wieder auszureffen. Unter Vollzeug rauschen wir in die Morgendämmerung.
Der Morgen empfängt uns tatsächlich mit ein paar zarten Sonnenstrahlen. Sollten wir uns tatsächlich der ursprünglichen Wettervorhersage nähern? Auch die Windstärke spricht dafür. Die Windrichtung dagegen leider gar nicht. Es dreht auf Nord. Das war so definitiv (noch) nicht angesagt. Damit können wir auch Brest nicht mehr direkt anliegen. Immerhin reicht es für A Coruña. Aber da gibt es in den nächsten Tagen sicher noch ein paar Veränderungen. Hoffentlich nicht (nur) zum Schlechten. Heute gönnen wir uns mal wieder einen neuen Wetterbericht und morgen erzähle ich euch dann, wie sehr dieser uns geschockt hat… oder vielleicht auch nicht. ;-)
P.S. An dieser Stelle schickt die gesamte Crew der Samai ganz liebe Geburtstagsgrüße an die Mama von La Skipper… Happy Birthday!!!