Angra do Heroísmo (2) – Museum, Fort, Parade und Feuerwerk

26. Juni 2022

Heute ist Sonntag. Kostenloser Eintritt im empfohlenen Museu de Angra do Heroísmo. Wir lassen den Wagen also auf dem bewährten Parkplatz und spazieren durch das Stadtzentrum. Dieses gehört übrigens schon seit 1983 zum Weltkulturerbe. Die Aufnahme erfolgte drei Jahre nachdem ein Erdbeben weite Teile von Terceira erschüttert hat. Der Wiederaufbau von Angra erfolgte jedoch unter Bewahrung des geschichtlichen Erbes. Als erste Stadt der Azoren (1534) war sie lange Zeit wichtiger Zwischenstopp im Translatlantik- und Ostindienhandel.

Innenhof

Die Geschichte der Azoren wird auch im Obergeschoss des Museu de Angra do Heroísmo sehr ausführlich und anschaulich präsentiert. Farblich gekennzeichnete Bereiche führen durch die verschiedenen Epochen von den Entdeckungen der frühen Seefahrt über die Besiedlung und Befestigung der Inseln, technischen Fortschritt und heimische Künstler wie António Dacosta bis in die Moderne. Bei dieser Informationsfülle könnte man einen ganzen Tag hier verbringen. Wir lassen uns beeindrucken.

Das Museum ist in dem ehemaligen Convento São Francisco aus dem 15. Jahrhundert untergebracht und die zu der Klosteranlage gehörende Igreja Nossa Senhora da Guia ist wahrlich ein Höhepunkt. Hier liegt nicht nur Paulo da Gama (Bruder des berühmteren Vasco) begraben. Der ganze Boden besteht aus Grabplatten, deren Nummern man heute jedoch keinen Namen mehr zuordnen kann.

In der Sakristei

Vom Chor aus hat man nicht nur einen schönen Blick in den Innenraum. Man kann sich auch die historische Orgel, einen alten Flügel, sowie den großen, aus blau-weißen Fliesen zusammengesetzten Wandschmuck aus der Nähe anschauen.

Abgerundet wird die Dauerausstellung durch einige Räume mit verschiedenen Themen. Wir spazieren durch ein Zimmer des lokalen Unternehmers Frederico Vasconcelos, alte Kutschen, bewundern ausführlich einen originalen Ford T (natürlich in schwarz ;-), dafür weniger intensiv die ausgestellte Artillerie und sehen zeitgenössische Kunst sowie alte, bearbeitete Steine.

Fort T

Nach dem lohnenswerten Museumsbesuch machen wir eine kleine Pause im schön angelegten Jardim Duque da Terceira der sich gleich daneben den Hang entlangzieht.

Am oberen Ende des Parks steht das Alto da Memória a D. Pedro IV mit seinem tollen Ausblick über die Stadt. Auch dieses Denkmal wurde durch das große Erdbeben von 1980 weitgehend zerstört, jedoch schon nach fünf Jahren in neuem Glanz wiedereröffnet.

Blick in Gegenrichtung

Danach statten wir dem imposanten Castelo de São João Baptista am Fuß des Monte Brasil einen Besuch ab. Ein ausgesprochen höflicher Soldat klärt uns darüber auf, dass die militärisch genutzte Anlage von innen nur mit vorangemeldeter Führung zu besichtigen ist. Da begnügen wir uns mit einem Spaziergang an den Außenmauern entlang.

In Hintergrund der verhangene Monte Brasil

Auf dem Weg zurück in die Stadt kommen wir am gutbesuchten Stadtstrand vorbei und schauen uns auch nochmal den kleinen Hafen an. Direkt daneben ist eine der Bühnen aufgebaut. Aktuell gibt es hier sicherlich unruhige Nächte.

Heute ist auch der letzte Tag der Sanjoaninas 2022. Da steht eine Abschlussparade auf dem Programm. Auch für uns. Wir ergattern Plätze auf der großen Treppe vor der Sé Catedral und warten gespannt auf die Show. Laut Programm präsentieren sich über 20 „Philharmonische Gesellschaften“ (Sociedade Filarmónica) geordnet nach ihrem Gründungsjahr von 1873 bis 2001 und wohlgemerkt alle aus verschiedenen Orten auf Terceira. Klassische Musik auf der Straße? Tatsächlich würde man sie bei uns wohl eher als „Blasorchester“ bezeichnen. Eines nach dem anderen kommt die Straße herunter, stoppt vor der Treppe und dreht sich zum Publikum, um sich danach auf den weiteren Weg hinter zur Rathausplatz zu machen.

Anfänger…
… Profis :-)

Dabei ist die Vielfalt der angebotenen Musik erstaunlich. Einige klingen sich schon recht ähnlich, doch immer wieder stechen Ensembles mit besonderer Musik heraus. Samuel macht ein Video von jedem einzelnen, doch das würde an dieser Stelle fraglos zu weit führen. Wir beschränken uns auf derer zwei…

Mal etwas traditioneller…
… und mal richtig cool! ;-)

Höhepunkt der Nacht ist das große Abschlussfeuerwerk. Dafür brauchen wir nur noch einen geeigneten Beobachtungsstandort. Wir finden ihn im Castelo de São Sebastião auf der dem Monte Brasil gegenüberliegenden Seite der Bucht. Kurz an der Rezeption des darin eingerichteten Hotels nachgefragt, finden wir so einen nahezu perfekten Platz.

Das Feuerwerk beginnt um Mitternacht und beeindruckt für eine Viertelstunde nicht nur uns, sondern wohl ganz Angra do Heroísmo. Einen schöneren Abschluss für den Besuch von Terceira kann es wohl kaum geben. Bald schon geht es weiter zur nächsten Insel…