Terceira von unten

Inseln mit vulkanischem Ursprung haben gerne einige Dinge gemeinsam: Vulkanschlote über und unter der Erde, Lavahöhlen sowie mehr oder weniger angenehmer Dampf aus Löchern im Boden. Das gibt es natürlich auch auf Terceira…

20. Juni 2022

Die Vulkane von Terceira sind weitgehend erlöschen. Nur an einer Stelle zeugt noch aus Fumarolen quellender Dampf von Aktivität. Wir besuchen die Furnas do Enxofra gleich am Vormittag. Die kühlere Luft soll den heißen Dampf hervorheben.

Das in etwa 600m Höhe gelegene Gelände selbst ist recht klein. Ein Rundweg führt auf sicherem Pfad hindurch. Schnell steigt der unverwechselbare Schwefelgeruch in die Nase. Obgleich dieses Element nur etwa 3% ausmacht. Der absolut überwiegende Bestandteil der Dämpfe ist Kohlendioxid, das hier an der Oberfläche mit bis zu 95°C aus bis zu kilometertiefen Löchern entsteigt. Da ist die eingerichtete Messstation ebenso logisch wie das Verbot, die Wege zu verlassen.

So spazieren wir entspannt herum, schauen immer wieder auf die dampfenden Fumarolen, übersehen aber auch nicht die Flora rundherum. Fingerhut und rosa-weiße Gänseblümchen sorgen für Farbtupfer zwischen den Büschen und Farnen.

Später gehen wir dann richtig unter die Erde. Die Lavaröhre namens Gruto do Natal (Weihnachtsgrotte) schlängelt sich auf etwa 675m. Nur ein kleiner Teil ist zu besichtigen. Doch zunächst müssen wir uns Helme aufsetzen. Der Skipper wird sich noch sehr darüber freuen!

Nur wenige Stufen tiefer sind wir dann auch schon mitten in der Lavaröhre. Zunächst führt der Weg nach links. Bizarre Formationen schmücken die Wände, kleine Lavastalaktiten hängen von der Decke. All das ist stimmungsvoll beleuchtet… und bei jeder Lampe zeugt der grüne Überzug auf dem Stein davon, dass das Leben immer einen Weg findet.

Am Wendepunkt erreichen wir einen kleinen Altar. Ihren Namen hat die Weihnachtsgrotte von der hier immer zum ersten Weihnachtsfeiertag abgehaltenen Messe. Manchmal finden unter Erde auch Taufen und Hochzeiten statt.

Altar unter der Erde
Weiter in den rechten Abschnitt

Auf der rechten Seite wird es dann unebener, damit sogar noch spannender als vorher. Die Wände zeigen bizarre Lavaformationen, insgesamt wird es erst großzügiger, am Ende dann aber ganz schön eng. Doch wenn selbst der Skipper sich da durchquetschen kann, ist es nicht so schlimm.

Wieder draußen

Zum Abschluss der heutigen Inselrundfahrt schauen wir noch bei der zweiten touristisch erschlossenen Höhle, eigentlich ein Vulkanschlot namens Algar do Carvão (Kohlenschlot) vorbei. Kohle gibt es darin jedoch, wie auf der ganzen Insel, nicht zu finden. Den Namen hat der Schlot schlicht wegen seiner dunklen, teils pechschwarzen Wände erhalten.

Auf dem Parkplatz empfangen uns vier große Reisebusse. Oh weh, das sieht nicht sehr einladend aus. Ich kämpfe mich durch das Getümmel zum Ticketschalter und frage, ob es auch mal ruhigere Zeiten gibt. Lächelnd schüttelt der nette Mann den Kopf. Eigentlich nicht. Die einzige Chance hat man kurz vor Toresschluss. Da sind die großen Massen schon durchgeschleust.

Voller Parkplatz :-(

23. Juni 2022

Ein paar Tage später versuchen wir es also kurz vor Toresschluss. Das sieht schon viel besser aus. Der letzte Reisebus sammelt gerade ein. Der Vorraum ist fast schon verwaist. Ja, heute besuchen wir die 1893 entdeckte, etwa 2000 Jahre alte Höhle.

Leerer Parkplatz :-)

Zunächst geht es durch eine lange Röhre. Am Ende gibt es Stau. Der Grund ist simpel. Vom ersten Eindruck überwältigt bleibt jeder zweite der doch noch anwesenden Touristen erst einmal staunend stehen und macht Fotos. Ohne Worte.

Wir schlängeln uns vorbei und sind vom ersten Eindruck überwältigt. Also zumindest ein bisschen. Wir schaffen einige der insgesamt 338 Treppenstufen, bleiben dann aber doch stehen und schauen zur Decke. Unwirklich scheint der blaue Himmel durch ein grünes Loch und sorgt damit für stimmungsvolles Licht. Der Schlot ist 45m hoch!

Beim Blick nach unten verstehen wir auch, wie hier so viele Menschen gleichzeitig rein kommen können. Es ist alles viel größer. Im Grunde ein einziger großer Hohlraum unter der Erde, in dem es beständig von der Decke tropft. Eine Mischung aus versickertem Regen- sowie Kondenswasser. Ganz unten bildet sich daraus ein wunderschöner See.

Weiter runter
Ganz unten der See
Blick zurück nach oben

Die große Ausbuchtung mit den faszinierenden Steinformationen haben wir anfangs sogar für uns alleine. Treppauf – treppab erkunden wir die Winkel und genießen den Ausblick dieses unterirdischen Miradouro.

Na wo sind die Drei?!

Zwei Höhlen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Tja und welche war nun schöner? Schwer zu sagen. Uns hat letztlich die „lavaröhrige“ Weihnachtsgrotte dann doch irgendwie etwas besser gefallen. Aber das bleibt jedem selbst überlassen.