Kurs Kontinent Tag 4 – Wechselhaft und einsam

18./19. Juli 2022

Gleich nach der Vormittagsposition waltet unsere offizielle Uhrenbeauftrage Maila ihres Amtes und stellt die Bordzeit um eine Stunde vor. Damit sind wir jetzt bei UTC+1 = Mitteleuropäische Normalzeit angekommen und hinken dem sommerlichen Deutschland nur noch eine Stunde hinterher.

Wir kommen weiterhin nicht so prächtig wie bisher, aber doch noch beständig gut voran. Allerdings zeigt sich der Wind immer wankelmütiger. Spät am Abend dreht er sich abschwächend innerhalb von Minuten so, dass wir nun eher Kurs Irland fahren. Zum Glück besinnt er sich bald eines besseren, so dass wir bis morgens gut segeln können. Das Spiel wiederholt sich jedoch am frühen Morgen und die „Beruhigung“ besteht darin, danach innerhalb kürzester Zeit auf Nord zu drehen. Jetzt fahren wir plötzlich Richtung Spanien. Komische Sache. Zum Glück gibt sich auch das nach gut zwei Stunden und wir sind jetzt wieder auf Kurs Frankreich.

Ansonsten sind wir gestern unserem Problemchen mit dem Wasser in der Bilge nachgegangen. Das hatten wir ja schon mal auf der Atlantik-Fahrt zu den Azoren. Danach war weitgehend Ruhe, doch jetzt hole ich wieder knapp drei Pütz (das ist ein Eimer mit Seil, der auf keinem Segelboot fehlen darf) Salzwasser raus. Wir haben noch keine letztendliche Bestätigung aber nun doch einen sehr starken Verdacht. Anscheinend brachte die Kollision mit der grünen Tonne in Französische-Guyana dann doch mehr als eine Beule mit sich. Der erste Kontakt war ja genau auf Höhe des vorderen Bugfensters auf der Steuerbordseite. So wie es aussieht hat dessen Dichtung etwas gelitten. Das ist jedoch nichts, was wir jetzt auf der Passage beheben müssen und letztlich auch gar nicht so richtig schlimm. Zumindest wenn ich die Innenverkleidung zerstörungsfrei abbekomme. ;-)

Und warum sind wir jetzt einsam? Wenn man sich mal auf den einschlägigen Seiten die AIS-Signale auf dem Atlantik anschaut, könnte man meinen, dass hier fast schon Staugefahr herrscht. Weit gefehlt. Den ganzen Tag und die ganze Nacht sehen wir nicht ein einziges AIS-Signal in unserer Umgebung. Kein Licht. kein Radar, das uns erfasst. Obwohl das hier im Atlantik natürlich im Vergleich zu den Weiten des Pazifik immer noch wie in einer Fußgängerzone am Tag vor Weihnachten zugeht, kann man sich (hier wie dort… allerdings aus unterschiedlichen Gründen) schon mal einsam fühlen.

Na was mag hier wohl schon wieder untergegangen sein?!? ;-)

Dementsprechend ruhig und langweilig verlaufen Tag und Nacht. Immerhin bringt das Essen etwas Abwechslung: Hühnchen-Ananas-Churry nach Samai-surinamesischer Art (zumindest haben wir das Doksa-Masala-Pulver in Suriname gekauft) auf lockerem (ebenfalls surinamesischem) Reis. Wobei unserer Jüngste dann doch ein gebratenes Hühnnerbrustfilet mit Mais-Reis bevorzugte. Immer diese Sonderwünsche.

Gleich holen wir aktuelle Wetterinformationen. Und nach dem, was uns die hinter uns segelnde Sissi per Email signalisiert hat, sieht das wohl eher suboptimal aus. Aber davon morgen mehr.