19./20. Juli 2022
Wir haben also Wetterinformationen eingeholt. Unsere beiden Lieferanten sind sich immerhin darin einig, dass wir heute noch segeln können. Nicht unbedingt schnell und exakt auf Kurs, aber doch ungefähr Richtung Brest. Für die Tage danach gehen die Meinungen auseinander. Während Saildocs (GFS) immerhin verspricht, zum Wochenende nochmal segelbaren Wind zu bekommen prognostiziert Wetterwelt eine Motorfahrt bis Brest. Ok, der Diesel würde dafür ja durchaus reichen, wenn ich unterwegs noch ein paar Kanister nachfülle. Schön ist trotzdem anders.
Schön ist zum Beispiel der heutige Segeltag. Bei immer noch erstaunlich wenig Welle von knapp 1m segeln wir meist bei Sonnenschein und halbwegs blauem Himmel Richtung Brest. Erst gegen Abend dreht der Wind auf Nord, so dass unser Kurs nicht mehr ganz so schön passt. Zu Abwechslung laufen wir mal wieder auf A Coruña zu. Kann sich der Wind nicht mal entscheiden? Er kann. Kurz nach halb drei in der Nacht ist es nach 600sm mit dem Segeln vorbei. Wir schlingern bei wenig Wind, falschem Kurs und schlagenden Segeln umher. Motor an. Mal sehen für wie lange. Morgen holen wir nochmal neues Wetter.

Trotzdem haben wir im Laufe des Tages so ungefähr Bergfest. Zumindest nach Strecke liegt von den ca. 1140sm „Santa Maria – Brest“ die Hälfte hinter uns. Nach Zeit kann das natürlich anders aussehen. Und auch was die Strecke angeht ist eine geplante Route natürlich niemals in Stein gemeißelt. Aber mit ein bisschen Glück sollten wir bis Ende der Woche, also Sonntag, ankommen. Mal schauen.
Anderes Thema. Bordroutine mit unangenehmer Überraschung. Wir wollen gerade das letzte Brot aus Santa Maria für das Frühstück aufschneiden. Doch der dunkle, haarige Flaum am hinteren Ende vereitelt das Vorhaben. Spontan bekommt das verschimmelte Brot eine Schwimmstunde im Atlantik. So ein Mist.
Plan B: Pfannenbrot à la Samai. Im Grunde ein ganz normaler Brotteig, der nach etwas kürzerer Ruhezeit nicht in den Ofen, sondern als zwei Fladen in die Pfanne kommt. Geht schneller, spart Gas und bietet zudem die Möglichkeit, eines der Brote zu würzen, z.B. mit Knoblauch und Rosmarin.
Trotzdem zieht es sich. Wir „frühstücken“ gegen halb drei! Dafür werden dann aber auch beide Pfannenbrote (aus insgesamt immerhin ca. 600g Mehl) komplett weggemümmelt. Da können wir uns für das Abendessen an einen einfachen Klassiker halten: Nudeln. Für die Mädels mit Pesto, der junge Herr bevorzugt eine schnelle Tomatensoße und der Skipper liebt die Reste von neulich und jetzt gebraten… heute mal mit Zwiebeln, Chorizo und schwarzen Oliven. Immer diese Sonderwünsche.
Ansonsten ein ganz normaler, fast schon langweiliger Tag auf See. Für die Kinder gibt es etwas Schule, garniert mit den üblichen Zeitvertreiben. La Skipper hat heute eine besondere Affinität zum „Segelmodus“. Für den Skipper vergeht der Tag nach seinem Vormittagsnickerchen rasend schnell. Da ist ja kaum was zu schaffen. Auch sind wir wieder den ganzen Tag alleine unterwegs. Erst am späten Abend erfasst uns ein anderes Radar. Auf AIS ist aber bis zum Sonnenaufgang nichts zu sehen.

Heute morgen passieren wir die Breite von A Coruña. Der alte Plan B ist damit faktisch abgehakt. Der neue Plan B liegt im Hinterkopf, will aber nicht vorgekramt werden. So motoren wir unbeirrt Richtung Brest. Mal sehen, wie lange noch…