Cartagena – Altstadtbummel

Cartagena, 22. August 2021

Perle der Karibik“, so der Beiname dieser in vielerlei Hinsicht beeindruckenden Stadt. Schon bei unserer Anfahrt stutzen wir ob der gebotenen Skyline. Das haben wir nicht erwartet. Und doch handelt es sich dabei „nur“ um das touristische Zentrum Bocagrande. Hoteltürme werben um finanzkräftige Gäste vor allem aus den nahe gelegenen USA, Strände säumen die Küstenseite der Halbinsel. Von der größten Festung spanischer Kolonialzeit haben wir schon berichtet. Heute geht es um den ebenfalls 1984 als erste Stätte Kolumbiens ins Welterbe aufgenommenen historischen Stadtkern von Cartagena de Indias. Nicht ohne Grund eines der beliebtesten Reiseziele in ganz Kolumbien.

Unser Rundgang beginnt an der Puerta de Reloij, dem ehemaligen Haupttor der Stadt. Markant ist der seit 1888 darauf thronende Uhrenturm. Dahinter öffnet sich der kleine, dreieckige Plaza de los Coches. Und spätestens hier sind wir im touristischen Zentrum angekommen. Straßenverkäufer preisen ihre Ware, Guides sprechen uns an, immer wieder kommen in kolumbianischen Farben gewandete Frauen mit Obstkorb auf dem Kopf und bieten sich als Fotomotiv an. Dem großen Angebot steht wie seit Monaten eine eher geringe Nachfrage gegenüber. Auch heute scheinen die Straßen vergleichsweise leer. Dafür stehen die wenigen Touristen umso mehr im Fokus derer, die aktuell mehr schlecht als recht von uns leben.

Auch der benachbarte Plaza de la Aduana zeigt sich nahezu menschenleer. Umgeben von der alten Zollverwaltung und Herrschaftshäusern der Kolonialzeit präsentiert sich seit 1894 Kolumbus in strahlendem Weiß.

Gleich um die Ecke stehen Parroquia y Santuario San Pedro Claver. Das alte Jesuiten-Heiligtum trägt den Namen ihres ehemaligen Mönches aus dem frühen 17. Jahrhundert. Der 1888 heiliggesprochene Pedro Claver widmete sein Leben den aus Afrika hergebrachten Sklaven. Heute gilt er als Schutzheiliger Kolumbiens und allgemein als Patron der Menschenrechte. Heute ist Sonntag und die Kirche ist gut gefüllt. Allerdings nicht für einen Gottesdienst, sondern eine Taufe!

Simón Bolívar ist in dieser Region omnipräsent. Natürlich gibt es auch in Cartagena einen Plaza Bolívar inklusive Standbild. An diesem früheren Plaza de Inquisición haben wir leider wenig Glück mit den Museen. Das Goldmuseum ist wegen Renovierung geschlossen und das vergleichsweise teure historische Museum hat ausschließlich spanische Erläuterungen. Wir lassen beides aus, verzichten auch auf die mehrfach angebotenen original kubanische Zigarren und wenden uns der benachbarten Catedral zu. Auch diese ist sonntäglich gut besucht.

Zu den Pflichtaktivitäten in der Altstadt Cartagenas gehört ein Spaziergang auf der alten Stadtmauer. Mehr als 10km könnte man hier abwandern. Wir biegen jedoch schon nach einem Bruchteil dieser Strecke wieder ab in die besser beschatteten Straßen.

Nächstes Ziel ist der Plaza de Santo Domingo mit seiner „dicken Gertrude“. La Gorda Gertrudis ist eine Bronzeskulptur des kolumbianischen Künstlers Fernando Botero. Hier treffen wir zum ersten Mal auf das Werk eines Mannes mit augenscheinlich spezieller Wahrnehmung von Körperproportionen. In Bogotá und Medellin werden wir noch öfter auf ihn treffen.

Wir schlendern zurück zum Uhrenturm vor die Tore der Altstadt, vorbei am Monumento a Miguel de Cervantes Saavedra in den Parque del Centenario. Bei den schattigen Souvenirhändlern werden die Kinder fündig, bekommen noch ein Eis während sich die Eltern einen Schluck Gerstenkaltschale gönnen und die Beine ausstrecken.

Vom benachbarten Muelle de los Pegasos ist insbesondere Maila sehr begeistert. Überlebensgroße(?!) Statuen des geflügelten Pferde schauen auf den kleinen Hafen und bekommen sogleich Besuch von unserer Jüngsten.

Den Abschluss unserer kleinen Spaziergangs bildet der Besuch des bunten Viertels Getsemaní. Gleich neben den dicht befahrenen Durchgangsstraßen beginnen kleine, von Graffiti und Straßenkunsthändlern gesäumte Gassen. Wir tauchen in eine eigene Welt, lassen uns treiben, rasten am kleinen Plaza de La Trinidad und finden schließlich auch die berühmte, von Schirmen überdachte Callejón Angosto.

Lächelnd, ob der Eindrücke des Tages, fahren wir zurück zu unserer Samai…

Blitzschlag – Besuch aus Deutschland

<<< zurück zur Bestandsaufnahme

Cartagena, Mitte August 2021

Als wir in Cartagena ankommen, melden wir den Blitzschaden natürlich gleich unserer Versicherung. Die Antwort kommt umgehend. Darin erhalten wir unter anderem die Information, dass ein Sachverständiger informiert wurde und mit uns Kontakt aufnehmen würde… bzgl. einer Besichtigung! Ich lese die Zeilen zweimal. Mmmm… nicht, dass da jetzt eine Verwechselung mit dem spanischen Cartagena vorliegt?! Nein, das hat alles seine Richtigkeit. Cartagena in Kolumbien. Nicht mal eine Woche nach unserer Schadensmeldung haben wir tatsächlich Besuch aus Deutschland an Bord!

Gleich mehrere Tage hat der Sachverständige für uns eingeplant. Nun gut, dann mal ran an die Arbeit. Nach einer ersten Sichtung der zweifelsfrei erlittenen Verluste im Funkbereich geht es an die Tests. Der Kollege hat einen eigenen kleinen NMEA-Bus dabei, an den wir nun nach und nach alle Geräte einzeln anschließen. Mein Verdacht bestätigt sich weitgehend. Der Großteil der Elektronik wird nicht erkannt. Nur die ganz am Ende unseres NMEA-Busses angeschlossenen Geräte (ein Plotter, zwei kleine Displays und eine Autopilotsteuerung) haben den Blitzschlag überstanden. Das klingt zunächst nach einem Glücksfall. Letztlich gibt es aber unsere Geräteversionen gar nicht mehr am Markt. Wir werden als Ersatz der defekten Elektronik also neuere Modelle bestellen… und folglich einen gewissen Versionen-Wirrwarr an Bord bekommen. Beispiel: Was unsere drei B&G-Plotter angeht läuft das in der Naviecke auf das 12“-Zeus3S (das aktuelle Modell verfügbar ab 9“) sowie im Cockpit auf die 7“-Versionen Zeus3 (Vorgängermodell) und Zeus2 (unser altes Modell) hinaus. Na wenigsten auf der technischen Ebene sollen sie sich alle gut verstehen.

Einmal durchtesten bitte…

Eine Weile beschäftigen wir uns noch mit der still schweigenden blauen Viktron-Box im Heck (Landstrom, Inverter) und finden sogar eine versteckte Sicherung. Doch auch diese ist nicht durchgebrannt. Die Box bekommt Strom, gibt aber nichts raus und wird demnach als Totalschaden eingestuft.

Bei der Kurzwelle ist die Diagnose nicht ganz so eindeutig. Einerseits hat es die kleine Box erwischt, die den Strom vom Rumpf fernhalten soll. Darin klappern nur noch Einzelteile. Aber sonst? Das können wir vor Ort nicht klären.

Der Sachverständige fasst kurzerhand den Entschluss, auf Schoppingtour zu gehen. Gekauft wird jedoch keine einschlägige Elektronik (wo auch hier in Kolumbien?!?) sondern ein Kofferset. Am letzten Tag bauen wir fast alle defekten Geräte aus. Sie gehen direkt mit nach Deutschland. Damit möchte die Versicherung unter anderem vermeiden, dass sie für einen anderen „Pseudo-Schadensfall“ (=Versicherungsbetrug) verwendet werden. Mir wäre die Idee nie gekommen, aber das sei wohl durchaus kein Einzelfall!

Nicht vergessen, wie der Autopilot angeschlossen wird.
Wann werden diese Kabel einen neuen Plotter anschließen?!?

Alles wird dokumentiert und fotografisch festgehalten. Durch den Alu-Rumpf bleibt es uns erspart, das Schiff aus dem Wasser zu holen. Bei einem GFK-Rumpf ist das nach einem Blitzschlag selbstverständlich. Insgesamt haben wir wohl trotz aller Schäden noch Glück gehabt. Sowas könne viel schlimmer enden. Nun gut, uns reicht es auch so.

So schnell wie unser Besuch gekommen ist, verabschiedet er sich letztlich wieder. Ehrlich gesagt sind wir ganz froh, dass er hier war. Ich habe die Gelegenheit genutzt, den Experten auszufragen und wieder einiges gelernt. Nun muss er nur noch sein Gutachten fertig schreiben und der Versicherung übergeben. Dann sollte alles seinen bürokratischen Gang gehen. Mal sehen, wann wir einen Haken hinter diese „Angelegenheit“ setzen können…

Ein trauriger Anblick!

>>> weiter zum ersten Einbau

Cartagena – Castillo de San Felipe de Barajas

Cartagena, 16. August 2021

Es ist schwerlich zu übersehen. Monumental wacht das Castillo de San Felipe Barajas auf dem Hügel San Lazaro über die Stadt. Es ist die größte Festung, die die Spanier je in einer ihrer Kolonien errichten. Erste Baumaßnahmen auf dem Hügel beginnen schon 1536, der Ausbau zur Festung im Jahr 1657. Das Castillo ist ständigen Angriffen ausgesetzt und wird 1697 von den Franzosen schwer beschädigt und eingenommen.

Im Zuge der von 1739-1748 in den Kolonien ausgetragenen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Spanien und England wird die Festung renoviert und ausgebaut. In der Schlacht von Cartagena de Indias im Jahre 1741 hat das Castillo seine große Bewährungsprobe. Bei Ihrem dritten Angriff auf die Stadt kommen die Engländer mit knapp 30.000 Mann auf 124 Schiffen. Dem stehen etwa 4.000 Spanier und Indigene mit sechs Schiffen gegenüber… und natürlich das Castillo. Die Engländer rennen unter großen Verlusten an. Einige kleinere Forts fallen. Das Castillo de San Felipe hält unter dem Kommando des spanischen Admiral San Blas de Lezo stand. Nach gut zwei Monaten müssen sich die Angreifer mit dem Einsetzen der Regenzeit zurückziehen.

Heute ist das im Jahre 1984 zusammen mit der Altstadt von Cartagena zum Weltkulturerbe erklärte Castillo de San Felipe de Barajas nicht nur Schauplatz vieler (auch offizieller Regierungs-)Veranstaltungen, sondern ebenso ein touristischer Pflichtbesuch. In de Hoffnung auf nicht allzuviel Trubel suchen wir uns einen einen Montag aus. Was wir nicht bedacht haben ist, dass genau dieser Monat hier ein Feiertag ist. Wer soll da aber auch mitkommen? Wie in anderen südamerikanischen Ländern ist es in Kolumbien Gewohnheit, Feiertage flexibel auf angrenzenden Montage zu schieben. Langes Wochenende und so. Bei den Geschäften macht sich das mangels Ladenschlussgesetz nicht wirklich bemerkbar. Im Castillo schon.

Wobei wir ehrlich sein wollen. Die Infrastruktur im Eingangsbereich ist offensichtlich auf ganz andere Massen ausgelegt. Auch heute profitieren wir trotz Feiertag von den Auswirkungen der Pandemie. Ausländische Touristen sind in Kolumbien ohnehin eher rar, aktuell nahezu nicht existent. So schauen wir uns die Festung vor allem in Gesellschaft von Kolumbianern an.

Die Sonne brennt erbarmungslos vom blauen Himmel. Der Aufstieg ist schweißtreibend aber lohnenswert. Bunte Auslagen der Souvenierverkäufer säumen den Weg. Wir schlendern über die verschiedenen Verteidigungsbatterien, unvermeidlich stehen alte Kanonen herum und im Wind flattert eine große kolumbiansche Flagge als beliebtes Fotomotiv.

Durch alte Tunnel und über schmale Treppen geht es weiter bis zum hochgelegenen Zentrum der Festung mit seinem heute obligatorischen Andenkenladen. Hier ist der ohnehin schon atemberaubende Ausblick über Cartagena noch ein kleines bisschen schöner.

Bevor die Sonne uns komplett durchgebraten hat, machen wir uns an den Abstieg. Vor der Festung statten wir noch der Staue des als lokaler Held gefeierten Verteidigers Blas de Lezo einen Besuch ab. Dagegen verpassen wir aus Unwissenheit die gleich um die Ecke gelegenen „Los Zapatos Viejo“. Die 1943 errichtete Statue eines alten Paars Schuhe hat es tatsächlich in touristische Standardbesuchsprogramm der Stadt geschafft. Nun gut, man kann nicht alles haben… die sehenswerte Altstadt werden wir uns aber nicht entgehen lassen. Doch davon ein anderes mal mehr…

Blitzschlag – Bestandsaufnahme

<<< zurück zum Blitzschlag

Eine wesentliche Aufgabe, die nach der „Nacht der Nächte“ auf der Liste steht, ist eine Bestandsaufnahme, der durch den Blitzschlag entstandenen Schäden. Natürlich möchte ich mich zunächst selbst darum kümmern. Keine wirklich schöne Aufgabe, aber nach meinem Verständnis die erste Pflicht eines verantwortungsbewussten Skippers.

Dreimal lässt sich sehr schnell ein offensichtlicher Totalschaden feststellen.

  • Die gerade erst vor wenigen Wochen mühsam neu angebracht Funkantenne in der Mastspitze ist weg. Immerhin hat es auch wirklich nur die Antenne erwischt. Die Halterung ist ebenso noch da, wie der mühsam angelötete Coax-Stecker. Ob er und das Kabel noch funktionieren?
  • Das Funkgerät am anderen Ende des Antennenkabels schweigt. Uns bleibt als Backup nur das Handfunkgerät mit seiner geringen Reichweite. Alleine das ist schon ein wesentliches Argument dafür, schnellst möglich einen Hafen anzulaufen.
  • Den Wechselrichter (blaue Victron-MultiPlus-Box im Heck) hat es auch erwischt. Vielleicht durch eine Erdung am Rumpf?! Dass wir damit keinen Landstrom mehr nutzen können, ist nicht weiter schlimm. Der nun fehlende Inverter ärgert vor allem Samuel, der diesen zum Schreiben auf seinem akku-schwachen Laptop braucht. Vorerst muss er auf den 12V-Bord-PC wechseln. Ansonsten fehlen Komfortoptionen wie Brotbackautomat, Toaster, Wasserkocher, Staubsauger etc.

Um Bordstrom müssen wir uns glücklicherweise keine Gedanken machen. Lichtmaschine, Solarpaneel und Windgenerator laden weiterhin zuverlässig die offensichtlich unversehrten Batterien. Überhaupt ist es faszinierend, dass ich bei meinen ganzen Tests und Nachforschungen nicht eine einzige durchgebrannte Sicherung finde!

Dann haben wir noch den Effekt, dass die Plotter zwar funktionieren, aber keinerlei Daten anderer Instrumente anzeigen. Auch Radar und Autopilot lassen sich damit nicht verwenden. Das lässt vermuten, dass irgendetwas mit dem sogenannten NMEA-Bus nicht stimmt. Das wird leider schnell bestätigt. Die Netzwerkdiagnose im Plotter zeigt „NMEA-Bus – Off“ und „TX-Fehler“, also Probleme beim Senden. Damit gibt es praktisch keinen Datenaustausch in der Navigationselektronik mehr. Das erklärt die Symptome. Der Grund? Gute Frage.

Ich mache mich also auf die Suche in den Niederungen der verbauten Bord-Elektronik. Ein erster, oberflächlicher Blick stimmt eigentlich optimistisch. Grüne Lämpchen zeigen Betriebsbereitschaft praktisch aller Geräte. Das gilt sogar für den zwischen Funkantenne und Funkgerät geschalteten Antennensplitter sowie das davon abgehende AIS. Doch das kann täuschen.

Ich verkleinere also den NMEA-Bus mit Endwiderständen auf das Nötigste, stöpsel nach und nach Geräte ab. Das Ergebnis bleibt immer gleich. Immerhin kann ich mich einmal mehr über die werftseitig gute Dokumentation freuen. Darin sind selbst die NMEA-Anschlüsse in korrekter Reihenfolge verzeichnet.

Dann nehme ich mir noch alle in der Navi-Ecke verbauten T-Stecker einzeln vor und messe fast überall einen Durchgang bei 2 oder sogar 3 Leitungen. Diese Durchgänge kommen wohlgemerkt nicht aus den Steckern, sondern an jeweils angeschlossenen Geräten. Ich bin kein Experte, aber so ganz richtig fühlt sich das nicht an. Ich gebe nicht auf, messe und teste weiter. Inzwischen kenne ich die Funktion und jeweilige Position der fünf Pins in den Steckern… 2x Strom, 2x Daten sowie Erde. Der große Plotter hat Durchgang zwischen Datenleitung und Erde. Nicht gut.

Ein kleiner Plotter aus dem Cockpit scheint ok. Ich hole ihn runter, nehme erneut mehr und mehr Geräte vom Bus bis nur noch Plotter und Stromzufuhr bleiben. „Bus – Off“ bleibt allerdings auch. Am NMEA-Bus selbst scheint es nicht zu liegen. Der Widerstand zwischen den Datenleitungen liegt zwischen 50 und 60 Ohm. So soll es sein. Entweder übersehe ich irgendeine Kleinigkeit oder es hat doch zumindest den Großteil der Geräte dahingerafft. Meine Hoffnung schwindet.

Zu guter Letzt bleibt unsere Kurzwellenanlage. Auch hier bringen meine Tests keine guten Nachrichten. Strom kommt im großen schwarzen Kasten in der Navi-Ecke zwar an, aber der Versuch einer Inbetriebnahme wird von einem still schweigenden Endgerät quittiert. Genau wie beim kleinen Kurzwellenbruder bleibt die Technik dunkel und stumm.

Zusammenfassend hat es uns also wohl doch ziemlich übel erwischt. Wir haben zwar die Plotter als stand-alone Geräte, mit deren eingebauten GPS und Seekarten wir navigieren können. Aber sonst?

  • Keine Information über Windrichtung und -stärke (Backup: Handwindmessgerät)
  • Keine Tiefe (Backup: Handtiefenmesser)
  • Kein Kurs/Geschwindigkeit durchs Wasser (via internem GPS immerhin über Grund)
  • Kein Funk… weder UKW (Backup: Handfunkgerät) noch Kurzwelle (Backup: Satellitentelefon)
  • Kein AIS
  • Kein Radar
  • Kein Autopilot
  • Kein Landstromanschluss und kein Inverter (für 220V)

Letztlich wirft uns unsere neuste Erfahrung also in eine seglerische Epoche, in der die elektronische Navigation noch in den Kinderschuhen steckte. Sozusagen „back to basics“. Sicher sind Menschen in früheren Zeiten so um die Welt gesegelt. Trotzdem ist das für unsere kleine Familiencrew keine realistische Option. Wir sind froh, sicher in Cartagena angekommen zu sein. Nun heißt es, unsere angeschlagene Samai wieder auf Vordermann zu bringen. Wir bleiben optimistisch… wird schon!

>>> weiter zum Besuch aus Deutschland

Kolumbianische Mundart

Zugegebenermaßen ist es vielleicht etwas vermessen, als Mensch mit derart wenig fundierten Spanischkenntnissen, wie es die meinen sind, hier ein Elaborat über kolumbianische Spezifika der Umgangssprache zu veröffentlichen. Ich mache es trotzdem. Wohlgemerkt soll es sich nicht um einen sprachwissenschaftlich anspruchsvollen Diskurs, sondern lediglich einige Redewendungen handeln, die uns hier in Kolumbien besonders ins Ohr gegangen sind. Das ein oder andere Mal haben wir diese Worte auch schon in anderen Ländern Lateinamerikas gehört, aber eben nicht so präsent, ja fast schon penetrant wie hier.

Listo

Das ist mein absolutes Lieblingswort. Irgendwie passt es fast immer und genau so wird es hier auch verwendet. In der wörtlichen Übersetzung von Google Translate heißt es schlicht „bereit“. Hier hören wir es bei abgeschlossenen Erledigungen jeder Art im Sinne von „fertig“. Manchmal kommt es auch als Aufforderung im Sinne eines „los geht’s“. Und als uns der Guide einer Höhlentour uns (sicherheitsrelevante?!) unverstanden bleibende Erläuterungen gibt, hören wir nach jedem zweiten Satz ein Bestätigung erheischendes „listo“. Wie gesagt, passt es gefühlt fast immer, wird dementsprechend oft gesagt und ist in kolumbianischer Mundart mein Lieblingswort.

A la orden

Wörtlich übersetzt heißt es „zur Bestellung“. Unsere Ohren erreichen diese Wort insbesondere dann, wenn wir an Souvernierläden oder auch anderen ihr Angebot preisenden Kolumbianern vorbeikommen. Am nächsten kommt dem wohl ein freundliches „Was darfs sein?!“. Meist ist es von detaillierten, typisch kolumbianisch in ohrenbetäubender Geschwindigkeit vorgebrachten Informationen begleitet. Die halbe Speisekarte des Restaurants, die Obstauswahl des fliegenden Händlers, Eissorten, Getränke, Andenken und vieles mehr. Der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt. Eines ist allen gemein… die einleitenden Worte „a la orden“.

Con gusto

Was ist eine typisch deutsche Antwort auf ein „Danke“? Meist ein schlichtes „Bitte“… oder auch „Geht klar“, „Basst scho“, „OK“ oder auch wortloses Nicken. Nur sehr selten hört man „mit Vergnügen“. Genau das ist hier jedoch die Standardantwort. Nach einer Bestellung, kleinsten Dienstleistungen und jedem „gracias“ sowieso, hören wir hier ein freundliches „con gusto“. Sicher ist das oft auch nur – wie leider so viele Worte im zwischenmenschlichen Umgang – eine Floskel. Aber wenn schon dahergesagt, dann doch bitte gerne so nett.

Tranquillo

Ruhe ist wichtig. Wer wenn nicht wir hat das gelernt… vier Monate „Bootsgefängnis“ in Valdivia haben uns eingebläut: „siempre tranquillo“. In Kolumbien wird es jedoch etwas anders verwendet. Wenn man sich aus welchem Grund auch immer entschuldigt, sei es nun für einen versehentlichen Stupser, langsame Bezahlung, eine komische Situation oder was auch immer, ist die Antwort meist ein breit lächelnd erwidertes „tranquillo“. Im Süden Deutschlands wäre das wohl der Allrounder „basst scho“, im Norden ein freundliches Knurren und in Berlin gleichgültige Ignoranz. Hier dagegen einigt man sich auf ein allseits entspanntes „immer mit der Ruhe“.