Cartagena – Castillo de San Felipe de Barajas

Cartagena, 16. August 2021

Es ist schwerlich zu übersehen. Monumental wacht das Castillo de San Felipe Barajas auf dem Hügel San Lazaro über die Stadt. Es ist die größte Festung, die die Spanier je in einer ihrer Kolonien errichten. Erste Baumaßnahmen auf dem Hügel beginnen schon 1536, der Ausbau zur Festung im Jahr 1657. Das Castillo ist ständigen Angriffen ausgesetzt und wird 1697 von den Franzosen schwer beschädigt und eingenommen.

Im Zuge der von 1739-1748 in den Kolonien ausgetragenen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Spanien und England wird die Festung renoviert und ausgebaut. In der Schlacht von Cartagena de Indias im Jahre 1741 hat das Castillo seine große Bewährungsprobe. Bei Ihrem dritten Angriff auf die Stadt kommen die Engländer mit knapp 30.000 Mann auf 124 Schiffen. Dem stehen etwa 4.000 Spanier und Indigene mit sechs Schiffen gegenüber… und natürlich das Castillo. Die Engländer rennen unter großen Verlusten an. Einige kleinere Forts fallen. Das Castillo de San Felipe hält unter dem Kommando des spanischen Admiral San Blas de Lezo stand. Nach gut zwei Monaten müssen sich die Angreifer mit dem Einsetzen der Regenzeit zurückziehen.

Heute ist das im Jahre 1984 zusammen mit der Altstadt von Cartagena zum Weltkulturerbe erklärte Castillo de San Felipe de Barajas nicht nur Schauplatz vieler (auch offizieller Regierungs-)Veranstaltungen, sondern ebenso ein touristischer Pflichtbesuch. In de Hoffnung auf nicht allzuviel Trubel suchen wir uns einen einen Montag aus. Was wir nicht bedacht haben ist, dass genau dieser Monat hier ein Feiertag ist. Wer soll da aber auch mitkommen? Wie in anderen südamerikanischen Ländern ist es in Kolumbien Gewohnheit, Feiertage flexibel auf angrenzenden Montage zu schieben. Langes Wochenende und so. Bei den Geschäften macht sich das mangels Ladenschlussgesetz nicht wirklich bemerkbar. Im Castillo schon.

Wobei wir ehrlich sein wollen. Die Infrastruktur im Eingangsbereich ist offensichtlich auf ganz andere Massen ausgelegt. Auch heute profitieren wir trotz Feiertag von den Auswirkungen der Pandemie. Ausländische Touristen sind in Kolumbien ohnehin eher rar, aktuell nahezu nicht existent. So schauen wir uns die Festung vor allem in Gesellschaft von Kolumbianern an.

Die Sonne brennt erbarmungslos vom blauen Himmel. Der Aufstieg ist schweißtreibend aber lohnenswert. Bunte Auslagen der Souvenierverkäufer säumen den Weg. Wir schlendern über die verschiedenen Verteidigungsbatterien, unvermeidlich stehen alte Kanonen herum und im Wind flattert eine große kolumbiansche Flagge als beliebtes Fotomotiv.

Durch alte Tunnel und über schmale Treppen geht es weiter bis zum hochgelegenen Zentrum der Festung mit seinem heute obligatorischen Andenkenladen. Hier ist der ohnehin schon atemberaubende Ausblick über Cartagena noch ein kleines bisschen schöner.

Bevor die Sonne uns komplett durchgebraten hat, machen wir uns an den Abstieg. Vor der Festung statten wir noch der Staue des als lokaler Held gefeierten Verteidigers Blas de Lezo einen Besuch ab. Dagegen verpassen wir aus Unwissenheit die gleich um die Ecke gelegenen „Los Zapatos Viejo“. Die 1943 errichtete Statue eines alten Paars Schuhe hat es tatsächlich in touristische Standardbesuchsprogramm der Stadt geschafft. Nun gut, man kann nicht alles haben… die sehenswerte Altstadt werden wir uns aber nicht entgehen lassen. Doch davon ein anderes mal mehr…