Achutupu (1) – Besuch an Bord

21. – 25. Juli 2021

Die heutige Etappe ist fast schon lächerlich kurz. Ganze 3sm bummeln wir von der gut geschützten Bucht zur Kuna-Siedlung Achutupu. Hier tobt das Leben. Immer wieder fahren Kanus vorbei. Täglich pendeln die Bewohner zwischen ihrem auf einer Insel gelegenen Ort und den auf der Festlandsküste gelegenen Feldern hin und her. Die Besatzungen sind bunt gemischt. Ob nun alleine oder in Gruppen, Mann, Frau oder Kind, teils mit Hund, meist mit Stechpaddel, manchmal unter Segel. Eines ist allen gemein. Freundlich und neugierig winken sie uns zu, rufen Grüße, fragen nach dem Woher und Wohin…

Der erste Besucher längsseits an der Samai ist ein junger Mann mit zwei Kindern. Soweit es mein radebrechendes Spanisch zulässt unterhalten wir uns kurz. Er ist schon am Wegfahren, da fallen mir unsere ausgemusterten Kinderflossen ein. Samuel und Maila sind rausgewachsen, zum Wegwerfen viel zu schade. Wir reichen sie rüber. „Regalo!“. Die Kinder freuen sich, einer springt gleich damit ins Wasser. Der paddelnde Mann schnappt sich dafür die eigentlich ebenfalls für die Kinder gedachten Kekse.

Die neuen Flossen werden gleich ausprobiert!

Am nächsten Tag kommt der 23-jährige wieder zu uns. Diesmal sind fünf Kinder im Alter von drei bis acht Jahren mit im Kanu. Er reicht ein paar Kochbananen und eine Ananas als Gegengeschenk rüber. Dann bietet er seine kleine Gruppe als Fotomotiv an. Und weil die schönsten Bilder an Bord entstehen, kommen sie auch gleich mal alle zu uns auf die Samai. Wir machen Fotos und setzen uns im Cockpit zusammen. Das Gespräch verläuft natürlich etwas zäh. Die Kinder schauen sich neugierig um, sind ansonsten aber recht still. Irgendwann sagen wir Adiós.

Schon am ersten Nachmittag kommt auch noch ein anderer Besucher mit zwei Kindern an Bord. Im Cockpit der Samai stellt sich der 35-jährige Ratalio als örtlicher Touristenführer vor. Ein Besuch von Achutupu sei kein Problem. Am nächsten Tag steige hier im Ort zwar ein großer Kuna Yala Congresso. Fünf Tage lang sitzen 49 kommunale Vertreter aller Ortschaften und Regionen mit dem obersten Chef von Kuna Yala zusammen. Doch das sei kein Problem. Klingt gut. Wir verabreden uns für den nächsten Vormittag am Steg.

Gleichaltrig!

Bei all diesen Treffen spielt diese C***-Sache übrigens nicht wirklich eine Rolle. Das sei hier schlichtweg kein Thema. Lediglich einige Ortsfremde, beispielsweise die Besatzung von Versorgungsschiffen, tragen (manchmal) einen Mundschutz. Aber sonst herrscht das normale Leben. Wir beteuern nach wochenlangem Bootsaufenthalt unsere Gesundheit. Damit ist das Thema erledigt. Nur einmal werden wir noch gefragt, wie viele Tote es denn in Deutschland gebe. Eine Antwort bleiben wir schuldig. Ebenso wie auf die Frage danach, was denn das Boot gekostet habe. Wir reden uns raus. Wie sollte man die Zahlen auch vergleichen. Wir leben letztlich in verschiedenen Welten. Das zeigt auch ein Größenvergleich zwischen unserer 9-jährigen Maila und einem gleichaltrigen Kuna-Jungen. Auch in dieser Hinsicht liegen Welten zwischen uns und unserem Besuch.

Am nächsten Vormittag wollen wir uns gerade auf den Weg zum Stadtrundgang machen, da kommt ein Motorkanu vorbei. Zwei junge Männer flankieren einen älteren Herrn mit grünem Hemd und buntem Hut. Ganz offensichtlich ist er hierarchisch höher gestellt. Freundlich überreicht er ein handgeschriebenes Zertifikat und treibt 10$ Ankergebühr für die Kommune ein. Kein Problem! Die Verständigung ist leider wieder recht holprig. Wir erfahren jedoch, dass wir aufgrund der großen Versammlung nicht an Land kommen dürfen. Ich verweise auf unseren Guide. Dieser soll nun informiert werden und mit den Autoritäten über uns sprechen. Vielleicht bekommen wir ja eine Sondererlaubnis?

Die nächsten Tage fahren zwar immer wieder Kuna-Kanus dicht an uns vorbei. Auch unser kinderreicher Besucher hält an und zeigt seine gefangenen Sardinen. Was einen Besuch an Land angeht, gibt es allerdings keine Neuigkeiten. Das ist aber kein Grund, überstürzt den Anker aufzuholen.

In den folgenden Nächten haben wir nach unerwartet langer Pause mal wieder richtig typisches Wetter mit Blitz, Donner und ordentlich Regen. Erstere halten dankenswerter Weise ausreichend Abstand, sei es auf dem Atlantik hinter Achutupu oder über den Bergen an Land. Letzterer füllt unsere Sammelstelle. La Skipper ist hellauf begeistert, ohne Wassertank-bezogene Reue endlich mal wieder ihre Haare waschen zu können.

Da braut sich was zusammen!
Wetterleuchten über und…
Blitz hinter Achutupu

So gehen die Tage vorbei. Nach mehr oder weniger frühem Aufstehen folgt irgendwann ein spätes Frühstück. Samuel hat noch einigen Stoff offen und macht daher recht viel Schule. Maila ist mit ihren Themen dagegen schon weitgehend fertig und macht eher viel Freizeit. Zwischendurch spielen wir. Nach dem abendlichen Essen wird reihum meist ein Film ausgesucht. Danach sitzt Samuel manchmal sogar noch bis Mitternacht mit Hörbuch über Kopfhörer im Salon und malt. Nach einer mehr oder weniger ruhigen, stets jedoch durchschwitzten Nacht, beginnt ein neuer Tag.

Kleiner Flughafen an der Küste
Die letzten Abgesandten reisen endlich wieder ab