Blitzschlag – Besuch aus Deutschland

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Cartagena, Mitte August 2021

Als wir in Cartagena ankommen, melden wir den Blitzschaden natürlich gleich unserer Versicherung. Die Antwort kommt umgehend. Darin erhalten wir unter anderem die Information, dass ein Sachverständiger informiert wurde und mit uns Kontakt aufnehmen würde… bzgl. einer Besichtigung! Ich lese die Zeilen zweimal. Mmmm… nicht, dass da jetzt eine Verwechselung mit dem spanischen Cartagena vorliegt?! Nein, das hat alles seine Richtigkeit. Cartagena in Kolumbien. Nicht mal eine Woche nach unserer Schadensmeldung haben wir tatsächlich Besuch aus Deutschland an Bord!

Gleich mehrere Tage hat der Sachverständige für uns eingeplant. Nun gut, dann mal ran an die Arbeit. Nach einer ersten Sichtung der zweifelsfrei erlittenen Verluste im Funkbereich geht es an die Tests. Der Kollege hat einen eigenen kleinen NMEA-Bus dabei, an den wir nun nach und nach alle Geräte einzeln anschließen. Mein Verdacht bestätigt sich weitgehend. Der Großteil der Elektronik wird nicht erkannt. Nur die ganz am Ende unseres NMEA-Busses angeschlossenen Geräte (ein Plotter, zwei kleine Displays und eine Autopilotsteuerung) haben den Blitzschlag überstanden. Das klingt zunächst nach einem Glücksfall. Letztlich gibt es aber unsere Geräteversionen gar nicht mehr am Markt. Wir werden als Ersatz der defekten Elektronik also neuere Modelle bestellen… und folglich einen gewissen Versionen-Wirrwarr an Bord bekommen. Beispiel: Was unsere drei B&G-Plotter angeht läuft das in der Naviecke auf das 12“-Zeus3S (das aktuelle Modell verfügbar ab 9“) sowie im Cockpit auf die 7“-Versionen Zeus3 (Vorgängermodell) und Zeus2 (unser altes Modell) hinaus. Na wenigsten auf der technischen Ebene sollen sie sich alle gut verstehen.

Einmal durchtesten bitte…

Eine Weile beschäftigen wir uns noch mit der still schweigenden blauen Viktron-Box im Heck (Landstrom, Inverter) und finden sogar eine versteckte Sicherung. Doch auch diese ist nicht durchgebrannt. Die Box bekommt Strom, gibt aber nichts raus und wird demnach als Totalschaden eingestuft.

Bei der Kurzwelle ist die Diagnose nicht ganz so eindeutig. Einerseits hat es die kleine Box erwischt, die den Strom vom Rumpf fernhalten soll. Darin klappern nur noch Einzelteile. Aber sonst? Das können wir vor Ort nicht klären.

Der Sachverständige fasst kurzerhand den Entschluss, auf Schoppingtour zu gehen. Gekauft wird jedoch keine einschlägige Elektronik (wo auch hier in Kolumbien?!?) sondern ein Kofferset. Am letzten Tag bauen wir fast alle defekten Geräte aus. Sie gehen direkt mit nach Deutschland. Damit möchte die Versicherung unter anderem vermeiden, dass sie für einen anderen „Pseudo-Schadensfall“ (=Versicherungsbetrug) verwendet werden. Mir wäre die Idee nie gekommen, aber das sei wohl durchaus kein Einzelfall!

Nicht vergessen, wie der Autopilot angeschlossen wird.
Wann werden diese Kabel einen neuen Plotter anschließen?!?

Alles wird dokumentiert und fotografisch festgehalten. Durch den Alu-Rumpf bleibt es uns erspart, das Schiff aus dem Wasser zu holen. Bei einem GFK-Rumpf ist das nach einem Blitzschlag selbstverständlich. Insgesamt haben wir wohl trotz aller Schäden noch Glück gehabt. Sowas könne viel schlimmer enden. Nun gut, uns reicht es auch so.

So schnell wie unser Besuch gekommen ist, verabschiedet er sich letztlich wieder. Ehrlich gesagt sind wir ganz froh, dass er hier war. Ich habe die Gelegenheit genutzt, den Experten auszufragen und wieder einiges gelernt. Nun muss er nur noch sein Gutachten fertig schreiben und der Versicherung übergeben. Dann sollte alles seinen bürokratischen Gang gehen. Mal sehen, wann wir einen Haken hinter diese „Angelegenheit“ setzen können…

Ein trauriger Anblick!

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