Laaaaaaangweilig!?!?

Pazifik, 9. Januar 2021

Hmmm… interessiert das hier eigentlich irgendwen? Die letzten Tage und kommenden Wochen sind ja weitgehend von Bordalltag geprägt. Keine großen Abenteuer im ewigen Eis oder in Patagonien, keine Erkundung unbekannter Länder oder traumhafter Eilande, keine Begegnungen mit tollen Menschen oder störrischen Autoritäten. Ja, all das und noch mehr findet sich (zumindest ansatzweise) beim Stöbern in unserem Archiv. Doch aktuell geht es im Grunde nur um eine durchschnittliche Familie auf einem kleinen Boot auf einem großen Ozean. Und dazu gibt es zurzeit nicht einmal Bilder. Laaaaaaangweilig!?!?

Vielleicht, und doch hoffentlich nicht zu sehr. Auch diese Dinge gehört zu dem, was wir hier so treiben. Und das ist zugegebener Maßen etwas, was nicht jeder so treibt. Der Mensch vergisst ach so schnell und wir möchten uns erinnern. Ja, unsere zukünftigen Selbst sind Zielgruppe dieser Zeilen. Von denen sind wir ziemlich sicher, dass sie das interessiert. Familie und Freunde sind Zielgruppe dieser Zeilen. Von denen können wir begründet vermuten, dass sie das interessiert. Jeder interessierte Leser ist Zielgruppe dieser Zeilen. Doch hier bleiben ohne Feedback alleine die Fragezeichen.

Unabhängig davon, wer unseren Blog liest, hegen wir die (bisher zum Glück selten enttäuschte) Hoffnung einer positiven Grundeinstellung uns und unserer Reise gegenüber. Wir versuchen hier möglichst authentisch zu berichten. Unvergessliche Erlebnisse, aber kein Abenteuerroman. Tolle Fotos, aber kein Hochglanzreiseprospekt. Positive Erfahrungen, aber keine Schönfärberei. Auch die schlechten Tage nicht verdrängen, auch den Alltag nicht vergessen, auch den kleinen Dingen ihren Raum geben, auch abseitige Gedanken nicht unterdrücken.

Keine Ahnung, ob wir diesem, unserem Anspruch gerecht werden. Doch wir versuchen es immer wieder und versuchen es immer weiter. Wir freuen uns über jede Begleitung auf dem Weg und haben natürlich auch kein Problem damit, wenn subjektiv Langweiliges kaum mehr als überflogen wird so machen wir das selbst ja auch ;-)

In diesem Sinne von Herzen Dank, dass ihr bei uns seid!

Weiter nach Norden (2) – Segelalltag

Pazifik, 8. Januar 2021

Ja, die kleine Gelbschwanzmakrele war echt lecker. Ich hätte zugegebener Maßen von selbst darauf kommen können. Schließlich suchte ich in unserer super-praktischen Offline-Wikipedia (Stichwort Kiwix) ja unter anderem auch nach Makrelen. Aber gut, wenn man seinen heimischen Fischexperten befragen kann.

So schön wir in die letzte Nacht hinein segeln können, so weniger schön lässt dann auch schon bald der Wind nach. Wir müssen also leider mal wieder den Motor zu Hilfe nehmen. Wenigstens nicht gegenan. Die kleinen Glaskalmare scheint das jedoch nicht zu stören. Derer gleich vier finden wir auf dem morgendlichen Deck. Fliegende Fische haben wir auf dem Pazifik dagegen noch nicht gesichtet.

Schule muss sein!

Auch sonst machen wir mal einen Tag Fischpause. Der Skipper improvisiert dafür einen würzigen Shepherds Pie auf den Tisch. Und wenn der Ofen schon mal aufgeheizt ist, kann man ja gleich noch einen Apfelkuchen und eine Zitronentarte hinterher schieben die gehen an Bord immer gut weg.

Kuchen geht immer gut weg

So fahren wir nach einem sonnigen Tag weiter unter Motor in die zweite Nacht. Während der Skipper sich noch eine abendliche Mütze Schlaf gönnt, nimmt der Wind endlich wieder zu. Halb zwei geht das Groß hoch, der Bullenstander ist gesetzt, endlich Ruhe an Bord und wir treffen sogar fast unseren Kurs. Gut die halbe Strecke zu den Islas Desventuradas ist geschafft morgen Nachmittag sollten wir ankommen.

Dieses Bild hat ein leeres alt-Attribut; sein Dateiname ist 210107-sonnenuntergang.jpg.

Weiter nach Norden (1) – Gelbschwanzmakrele

Pazifik, 7. Januar 2021

Ja, zugegebener Maßen haben wir noch einen weiteren Tag in der Bahía Cumberland verbracht, doch heute morgen haben wir die Isla Robinson Crusoe endlich achteraus gelassen. Der Nieselregen lässt den Abschied leicht fallen.

Schon bald kommt die Angel wieder zum Einsatz. Der letzte Happen Thunfisch ist gegessen und normalerweise dauert das mit dem Fischefangen ja auch gerne mal seine Zeit. Nicht so heute. Der Köder ist kaum um Wasser, ich stelle gerade die Bremse ein, da wird auch schon Leine rausgezogen. Oh ja, das ist wieder ein kapitaler Fang. Eine ungesunde Mischung aus Übermut und Ungeduld sorgen jedoch für dreifachen Verlust. Fisch, Köder und ordentliche Leine sind verloren. Schade.

Etwas später soll das Großsegel gesetzt werden. Nur noch rasch die mit neuem Köder versehene Angel einholen. Genau dabei passiert es. Mitten beim Aufrollen erfolgt ein Biss. Kulinarische Abwechslung. Mit seinen 63cm bringt der elegante Fisch zwar nur gut 2kg auf die Waage, doch es reicht für vier große Filets zum Abendessen. Manchmal braucht es so wenig. Bei schönstem Sonnenschein, nur mit Großsegel vor dem Wind, schaukeln wir durch 3m-Schwell und genießen tja, wenn wir das nur wüssten. Ja, es war sehr lecker, aber die Bestimmung des Festmahls steht noch aus und wird nachgereicht ;-)

Vorher…
Nachher…
Lecker!!!

Ansonsten ist es wieder ein typischer erster Segeltag. Das Sofa im Salon ist zur Liegefläche ausgebaut. Es wird viel gelegen, gelesen, gehört und zwischendurch mal gespielt. Das Beste ist natürlich, dass wir nach eher flauem Beginn nun in die Nacht segeln Äquator voraus, Kurs Nord!

„Am Ende der Welt“ in der Yacht (2-2021)

Isla Robinson Crusoe, 6. Januar 2021

Ein klein wenig Werbung in eigener Sache ;-)

Wir haben heute wetterbedingt noch eine Nacht vor der Isla Robinson Crusoe ran gehängt. La Skipper hatte partout keine Lust auf die angesagte signifikante Wellenhöhe von gut 3½m und die vorhin durchgegangenen Böen über 30kn haben diese Entscheidung bestätigt. Derweil erscheint heute in Deutschland die neue Ausgabe der Yacht. Aus unserer Sicht ein klarer Pflichtkauf. Wir stehen, wie ach so viele Blauwassersegler, schon länger in lockerem Kontakt und nun haben wir das Thema für einen (ersten?) gemeinsamen Artikel gefunden:

Segeln in den patagonischen Kanälen… „Am Ende der Welt“.

Naturgemäß kann der Artikel nur einen flüchtigen Eindruck unserer knapp dreimonatigen Fahrt geben. Wer uns noch nicht kennt und Lust auf Meer hat, wird auf diesen Seiten leicht fündig. Im Menüpunkt Blog finden sich unter dem ersten Punkt nach Land/Region zusammengefasste, chronologische sortierte Artikelübersichten. Im Menüpunkt Reiseinformationen finden sich unter anderem alle bisherigen Liegeplätze mit Koordinaten. Und natürlich stellen wir auch unsere Samai etwas näher vor.

Wir empfehlen insbesondere die Seiten 46-53 :-)

Nachher geht es für uns weiter Richtung Norden. Wenn alles klappt, machen wir in gut 440sm noch einen kurzen Stopp bei der unbewohnten Isla San Felix. Von dort geht es dann geplant direkt nach Ecuador. Wie schon in den letzten Tagen werden wir regelmäßig weiter aktuell berichten. Auch Maila hat schon einen Artikel über Ihre Sicht der Dinge angekündigt. In diesem Sinne danken wir allen Lesern für treues Interesse und Teilhabe an unserem Traum, wünschen uns allen einen gesunden Start in das neue Jahr sowie eine gute Zeit.

Isla Robinson Crusoe

2. – 5. Januar 2021

Es war 1704, als der schottische Seemann Alexander Selkirk nach einem Streit mit seinem Kapitän auf der zum Juan-Fernandéz-Archipel gehörenden „Isla Más a Tierra“ (näher am Land) ausgesetzt wurde. Nach vier Jahren und vier Monaten gerettet und nach England zurückgekehrt, inspirierte dessen Geschichte Daniel Defoe zu seinem 1719 erschienenen Roman „Robinson Crusoe“. Diesen Namen trägt inzwischen auch die Insel von Selkirks Robinsonade. Dagegen wurde die ca. 90 sm westlich gelegene größte Insel des Juan-Fernandéz-Archipel inzwischen von „Isla Más Afuera“ (weiter draußen) in „Isla Alejandro Selkirk“ umbenannt.

Isla Robins Crusoe in Sicht

Nach nur gut drei Tagen Segelspaß bei raumen Winden zwischen 5 und 7 Windstärken kommen wir am Abend des 2. Januar in der Bahía Cumberland vor San Juan Bautista, dem Hauptort der Isla Robinson Crusoe an. Kaum biegen wir um die Ecke, werden wir auch schon von der chilenischen Armada angefunkt. Man hat es offenbar ausgesprochen eilig, uns darüber zu informieren, dass wir zwar in der Bucht ankern, aber definitiv nicht an Land gehen dürfen. Auch wenn wir das erwartet haben, hinterlässt auch die Art und Weise einen weiteren Makel auf der Weste unserer chilenischen Erfahrungen leider! Wenigstens wird uns Hilfe angeboten für den Fall, dass wir irgendetwas brauchen würden. Wir verzichten dankend.

Wir suchen uns schließlich eine Lücke zwischen den vielen Bojen, an denen die Fischer festmachen und werfen den Anker. Das Grundeisen auf 9m hält mit 45m Kette zwar wieder einmal sehr gut. Allerdings haben wir es hier wohl (wie schon in der Caleta Poza de Oro) mit einem teils steinigen Grund zu tun. Trotz Ankerkralle gehen beim Schwojen von der Kette aus immer wieder ruckende Vibrationen und schabende Geräusche durch das Boot. Am ersten Tag ist das noch harmlos. Die Bucht liegt ruhig im nördlichen Windschatten der Insel. Etwas anders sieht das am zweiten Tag aus. Trotz angesagtem Südwind drehen Böen und Wellen von Nordost in die Bucht und schaukeln uns herum schön ist anders.

Schön dagegen ist der Ausblick auf die grün bewachsenen Hänge der bis zu 900m hohen Berge. Schön ist auch das Gefühl sich trotz verbotenen Landgang an diesem besonderen Ort zu wissen. Und richtig schön lecker ist natürlich der frischen Thunfisch vom Grill. Und so richtig schön ist es, endlich wieder unterwegs zu sein, insbesondere auch endlich mal wieder so richtig schön segeln zu können. Das ist im letzten Jahr definitiv zu kurz gekommen, sei es nun bei den monatelangen Zwischenstopps in Ushuaia und Valdivia oder auch den viel Motoreinsatz verlangenden Fahrten in der Antarktis und den patagonischen Kanälen.

Nach drei Nächten geht es morgen früh weiter nach Norden. Der Weg nach Ecuador führt in nur 440sm direkt an den unbewohnten „Islas Desventuradas“ (unglückliche Inseln) vorbei. Wenn es Wetter und Armada (ja, auch dort haben sie wohl eine Station) zulassen, wollen wir hier noch einen kurzen Anker- und Badestopp einlegen, bevor wir dann auf den langen Schlag gehen. Davon ein anderes Mal mehr…

Panorama Isla Robinson Crusoe