Galápagos-Inseln, Februar 2021
Etwas mehr als eine Woche waren wir Gast auf der Angelito I. Es war eine wirklich schöne Zeit. Dazu haben natürlich auch unsere Gastgeber beigetragen. Guide Maja habe ich ja schon das ein oder andere Mal erwähnt. Auch sie hat die Zeit mit unserer Gruppe, insesondere den fünf Kindern, offensichtlich sehr genossen.
Doch auch der Rest der Crew hat einen tollen Job gemacht. Der Kapitän lässt mich bei nächtlicher Fahrt gerne auf die Brücke und beantwortet geduldig meine spanisch-radebrechenden Fragen. Der Koch hat dafür gesorgt, dass alle Anstrengungen an Land und im Wasser keinerlei Chance auf einen diätischen Effekt haben.


Und jeden Mittag bietet die Rückkehr in die gemachten Kabinen eine neue Überraschung.


In mehreren Gesprächen erfahren wir auch einige Hintergründe zu der aktuellen Situation auf den Galápagos. Von den etwa einhundert Kreuzfahrtschiffen sind nur eine Handvoll unterwegs. Und um überhaupt Gäste zu bekommen, geht man mit den Preisen runter. Einiges an Konkurrenz ist eigentlich etwas teurer als die Angelito I. Es sind neue Boote mit Jacuzzi, flauschigen Teppichen und modern verspiegelter Inneneinrichtung. Ganz ehrlich, wer braucht das hier. Uns ist die schiffige Angelito I definitiv um einiges lieber. Wie auch immer, diese Luxusliner gehen jetzt mit dem Preis runter, so dass auch wir in den Genuss eines absoluten Sonderpreises gekommen sind. Dabei sollte man sich aber keinesfalls der Illusion hingeben, hier irgendwie billig davon zu kommen. Unsere Familie liegt (immerhin inkl. Flug) immer noch im fünfstelligen US$-Bereich.

Ein Aspekt der hohen Preise sind die Löhne auf Galápagos. Doppelt so hoch wie auf dem Festland. Dazu ein 13. sowie noch ein (vorab zu zahlendes!) 14. Monatsgehalt. Weiterhin müssen 15% des Reingewinns auf die Angestellten verteilt werden. Auf den Rest zahlt man Steuern und was übrig bleibt, ist für die Eigentümer. Im Fall einer Kündigung ist unabhängig von den Hintergründen eine Zwangsabfindung zu zahlen. Ein Monatsgehalt pro Jahr Zugehörigkeit. Das ist auch nicht verhandelbar. Wird nicht bezahlt, bekommt der Arbeitnehmer einen kostenlosen Anwalt gestellt. Und der gewinnt immer. Das verschärft die Situation bei einer langjährig erprobten Belegschaft.

Kapitän auf der Brücke Koch in der Pantry
Wie gesagt, auch die Konkurrenz rüstet auf und so ist auch die aus den laufenden Einnahmen finanzierte Angelito II schon in den Startlöchern. Also eigentlich. Günstig in Europa gekauft, passiert bei der Überführung im Frachter ein Unglück. Schweißer an Deck denken nicht an die darunter lagernde Fracht… Funkenschlag… Feuer! Eigentlich eine klare Angelegenheit, doch die Versicherung macht, was sie immer macht. Bisher hat sie noch nicht einen Dollar bezahlt. Dafür ist die Einfuhrsteuer sofort in voller Höhe fällig. Das aktuell nicht einsetzbare Boot liegt nun in Puerto Lucia. Tatsächlich hatten wir bei unserem kurzen Zwischenstopp dort nur einen Steinwurf entfernt geankert.

Gemeinschaftsdeck Kabinendeck
Der Vollständigkeit halber ist darauf hinzuweisen, dass Geld im Grunde kein Problem ist. Auch größere Mengen stehen bei Bedarf bar zur Verfügung. Drogengeld auf der Suche nach einer Waschmaschine. Es ist wohl nicht abwegig zu vermuten, dass einige der neuen Kreuzfahrer dieser Dienstleistung nachkommen.

Zeit für den Abschied. Ein letztes Mal steigen wir in die Zodiacs. Die Crew steht am Heck und winkt. Es geht wieder zum Flughafen, noch ein paar letzte Souvenirs, langes Warten erst in der Halle, dann auch bei der Zwischenlandung in Guayaquil und schließlich sind wir wieder auf 3.000 Höhenmetern in Quito angekommen. Wir übernehmen unseren Mietwagen und weiter geht es mit unserer kleinen Rundreise durch Ecuador. Ein Höhepunkt liegt hinter uns, viele tolle Eindrücke stehen uns bevor.

