Abschied von der Drake Bay

26. Mai 2021

Herrje sind wir langweilig. Über eine Woche liegen wir in dieser schönen Bucht und gehen doch nur einmal an Land. Danach haben wir irgendwie keine Lust mehr. Ja, den Nationalpark könnte man sich anschauen, aber… nein, so richtig motiviert ist niemand an Bord. Luxusprobleme.

Andere Problemchen ließen sich inzwischen beheben. Die Ruderhalterung am Dinghy sollte nun mit Hilfe von Flickzeug und profilaktischem Sikaflex wieder eine Weile halten. Den Außenborder werden wir zurück in Golfito mit viel Ausdauer (hoffentlich) wieder zum Laufen bringen.

Die rote Trageleine ist natürlich auch nicht mehr original…

Außerdem finden wir den Grund, warum es bei Regen schon wieder auf das Bett der Vorschiffskabine tropft. Beim ersten Mal war eine Verschraubung der Decksluke undicht geworden. Jetzt ist die Verschraubung des Beschlag für den Spibaum-Niederholer verantwortlich. Das Allheilmittel Sikaflex hilft auch in solchen Fällen.

Selbst der Wassermacher liefert inzwischen wieder tadellose Ergebnisse. Nach den zwei Monaten in Ecuador kam da ja doch eher unangenehm riechendes Wasser raus. Wir haben ihn nochmal kräftig durchgespült und vor unserer kleinen Costa Rica Rundreise sterilisiert. Zur Inbetriebnahme erneut lange durchgespült produziert er nun wieder olfaktorisch unbedenkliches Süßwasser, das selbst unsere anspruchsvolle Jüngste mit Freude trinkt.

Trotzdem benutzen wir den Wassermacher hier vor Anker nicht. Zu trüb ist es in der großen flachen Bucht. Zu schnell würde es die Filter zusetzen. Doch zum Spülen reicht das Salzwasser. Allgemein gehen wir sparsam mit dem vorhandenen Wasservorrat um. Dadurch ist der Wassertank auch nach 10 Tagen noch deutlich mehr als halb voll.

Sonnenschutz und Wassersammler in Einem!

Der Skipper duscht grundsätzlich an Deck im Regen. Für andere, vor allem weibliche Waschzeremonien wird Wasser gesammelt. Am letzten Tag in der Bucht lassen wir es aber nochmal so richtig krachen. Schon am Vormittag schüttet es in Strömen. Perfektes Duschwetter! Einer nach dem anderen geht die gesamte Crew (größtenteils im „paradiesischen Outfit“ ;-) auf das Vordeck und schrubbt sich sauber. So frisch hat es unter Deck schon lange nicht mehr gerochen.

Die Mädels unter der Dusche

Für den Nachmittag hat der Skipper dann eine längst überfällige Inventur der Vorräte angesetzt. Wir zerren also alles raus, notieren Fehlbestände und räumen nach längerem Wildwuchs endlich mal wieder sortiert ein. Der Schweiß fließt und wir fragen uns, warum am Vormittag eigentlich geduscht wurde…

Vorräte aus (mindestens) fünf verschiedenen Ländern… inkl. Deutschland!

Die letzte Nacht in der Drake Bay ist ein besonderes Erlebnis. Kurz nach zwei Uhr wecken uns ein immer wieder hell aufleuchtender Horizont und dumpfes Donnergrollen. Glücklicherweise weit weg. Noch. Um vier Uhr geht dann der Windgenerator los. Die Gewitterzelle ist da. Spontan weht es mit 5-6 Windstärken. Der ganze Himmel zuckt im Takt weniger Sekunden immer wieder fast schon grell auf. Doch es spielt sich alles oben in den Wolken ab. Wir bekommen keinen „echten“ Blitz zu sehen. Dazu ist es gespenstisch ruhig. Nicht der leistester Donner grollt. Wir hören nur den Wind und leichten Regen. Eine gespenstische Atmosphäre.

Sonnenuntergang vor unruhiger Nacht

Nach 45min ist der Spuck vorbei, der Wind urplötzlich wieder weg. Dafür treibt das Boot jetzt immer wieder quer zur unangenehmen Welle. Um 5:30 Uhr haben wir genug. Motor an und Anker hoch. Das ist weniger ein Abschied als ein Rauswurf.

Regenbogen zum Abschied
Drake Bay achteraus

So geht es also schaukelig in den dunkelgrauen Horizont zurück Richtung Golfito. Die erste Gewitterzelle geht an uns vorbei und wir begrüßen ein paar Delfine am Bug.

Spinnerdelfine am Bug

Einige Zeit später, am Horizont scheint es schon wieder unangenehm blau-grau, ruft La Skipper „Stopp!“. Sie hat eine Flosse erspäht. Natürlich schauen wir nach und sehen einen noch kleinen Hammerhai. Unbeirrt zieht er seine Wege an der Wasseroberfläche und lässt sich ausgiebig beobachten.

Wir können im Pazifik auch in türkis ;-)
Kleiner Hammerhai bei der Samai

Später erwischt uns dann natürlich noch eine Wetterzelle. Plätzlich bläst es mit 5-6 Windstärken exakt von hinten. Die Fock ist ohnehin schon draußen. So kommen wir noch in den Genuss etwas zu segeln. Kaum in den Golfo Dulce eingebogen schläft der Wind wieder ein und der vorher so freundlich Strom geht (bei Ebbe wie erwartet) gegenan. Trotzdem schaffen wir die gut 60sm gerade noch so bei Tageslicht.

Der letzlich mehrstündige Umweg über Golfito ist aus bürokratischen Gründen leider unvermeidbar. Wir müssen ja noch offiziell aus Costa Rica ausreisen. So etwas geht halt nicht überall, sondern nur in einem sogenannten „Port of Entry“. Hier in der Gegend ist das nun mal Golfito. Der Anker fällt also wieder vor der Banana Bay Marina, die uns vorab schon unkomplizierte Hilfe zugesagt hat. Letzte Vorbereitungen für den kurzen Hüpfer nach Panama.