Willkommen in Costa Rica

Golfito, 14. April 2021

Der Rest der Nacht flackert weiter ordentlich vor sich hin. Fast rundherum leuchtet es immer mal wieder weniger oder gerne auch mal mehr auf. Doch irgendwie scheinen sie uns dann doch nicht zu mögen. Meist funkeln über uns nur die Sterne. Später leuchtet es am heftigsten direkt hinter uns… da sind wir gerade noch durchgekommen. Inzwischen ist bei jedem Aufleuchten auch deutlich Land am Horizont zu erkennen. Und dann ist da auch noch ein anderes Segelboot auf dem AIS. Wir werden es in der Marina wieder sehen.

Bitte lächeln in der Nacht
Land in Sicht bei Sonnenaufgang

Um 10 Uhr vormittags passieren wir die Einfahrt in die große Bahía Dulce hinter der Halbinsel des Nationalparks Corcovado, gut vier Stunden später stehen wir vor der Banana Bay Marina in Golfito. Nur leider ist heute noch kein Platz für uns frei. Morgen fährt ein anderes Boot ab Richtung Panama. Egal, Anker runter und um 14:45 Uhr geht (endlich) der Motor aus. Wir sind in Costa Rica.

An Backbord regnet es ein wenig.
Charly und Charleen sind einsatzbereit.

Der Empfang ist standesgemäß. Kaum stehen wir still, beginnt es heftig zu schütten. Nicht umsonst gilt Golfito als eines der feuchtesten Orte der Welt. Die Vorhersage der nächsten Tage unterscheidet sich eigentlich nur in der Regenwahrscheinlichkeit: 65-99%. Ansonsten alles ähnlich… Gewitter bei 30°C, nachts „erfrischende“ 24°C. Tagein, tagaus.

Banana Bay Marina mit Regen :-(
Banana Bay Marina ohne Regen ;-)

Kurz danach dann kommt noch ein Funkspruch von der Marina bzw. der guten Seele Gabriela. Die Immigration sei gerade vor Ort. Wenn ich rüber komme, können wir das gleich erledigen. Das aktuelle Gewitter wolle ich noch abwarten. „Perfekt!“

In der Marina fülle ich dann erst einmal für jeden von uns den online Health Pass aus. Eigentlich müsste das ja binnen drei Tage VOR Ankunft geschehen. Trotzdem kein Problem. Die generierten QR-Codes werden von den offiziellen Kollegen per Handy geprüft und schon bald leuchten alle Bilder grün auf. Keine zwei Stunden nach Ankunft sind unsere Pässe gestempelt… „Welcome to Costa Rica!“ Zoll und Hafenkapitän werden für morgen eingeplant. Alles entspannt. So kann das also auch gehen… :-)

Willkommen!!!

An dieser Stelle machen wir hier im Blog (mal wieder) einen inhaltlichen Schritt zurück. Wir berichten jetzt erst einmal weiter von unserer Rundreise in Ecuador. Irgendwie muss das aktuelle Durcheinander ja auch mal wieder auf eine einheitliche Zeitleiste gebracht werden. Sporadisch werden wir sicher auch mal aktuelle Beiträge, kleine „Lebenszeichen“ einstreuen… doch morgen geht es erst einmal wieder auf die einmaligen Galápagos-Inseln.

Neue Länder, neue Geschmäcker… Prost!

Fotochallenge #12 – Toll

Costa Rica, 15. April 2021

Immer sonntags gibt es im Projekt „Wöchentliche Fotochallenge“ von ROYUSCH-UNTERWEGS den Aufruf, zu einem Thema (genau) ein Foto zu verlinken. Aktuell geht es um „Toll“.

„Na toll!“, geht es mir gleich durch den Kopf. „Was ist das denn für ein Thema?!?“ Wenigstens werden ein paar Interpretationsbeispiele gleich mitgegeben. Eines davon (die „tolle Fahrt bergab“), wollen wir aufgreifen. Schließlich sind wir in der Antarktis einige Berge – ok, es waren eher Hügel – auf dem Hosenboden runter gerutscht. Leider war da kein so wirklich tollen Bild bei.

Daher wieder einmal der Rückgriff auf die Galápagos-Inseln. Auf einigen unserer Schnorchelausflügen hatten wir das Glück, von bis zu einem halben Dutzend rumtollenden Seelöwen umgeben zu sein. Einen davon sieht man im Hintergrund des Bildes.

Ein anderer war besonders neugierig. Was geht ihm wohl gerade durch den Kopf? „Tolle Kamera!“… „Toll, endlich mal eine Abwechslung“… Eindeutig dagegen, was uns bei diesem Anblick durch den Kopf ging: „Toll, dass wir das miterleben dürfen!“

Endspurt nach Costa Rica

Nordpazifik, 13. April 2021

Ich habe mich am Vormittag doch nur mal kurz hingelegt. Beim Aufstehen traue ich meinen Augen kaum. Da sind sie wieder, die großen Pötte. Mehr als ein halbes Dutzend AIS-Signale kommen quer von links und rechts. Das ist dann wohl die nördliche Panama-Kanal-Route.

Außerdem sind wir richtig schnell unterwegs. Also nicht schnell im Sinne von schnell, sondern schnell im Sinne von schneller als bisher. Den ganzen Tag fahren wir konstant mehr als 4, teilweise sogar 5 Knoten über Grund. Damit sollte eine morgige Ankunft mit Tageslicht kein Problem sein. Trotzdem fülle ich zur Sicherheit noch fünf Kanister = 100l Diesel nach.

Die großen Pötte sind wieder da…

Am Abend heißt es wieder: „Bitte lächeln!“. Anfangs fällt das nicht schwer. Wie schon gestern leuchtet es es an Steuerbord zwar oft, aber in sicherer Entfernung. Später ist das mit dem Lächeln dann nicht mehr ganz so einfach. Das Radar zeigt eine breite Regenfront 4sm Backbord voraus. Der Blick nach draußen bringt Bestätigung. Über uns funkeln zwar noch die Sterne, doch voraus färbt sich der ansonsten dunkle Horizont tiefschwarz. Und natürlich „wetterleuchtet“ es dahinter auch. Eine kleine Kursänderung kann nicht schaden.

Natürlich mag uns der ein oder andere jetzt für naiv halten. Einer Regenfront davon zu fahren ist mit einem Fahrtenboot normalerweise ein mehr als optimistisches Unterfangen. Doch hier in Äquatornähe ist die Idee dann doch nicht soweit hergeholt. Der mangels Corioliskraft schwache Wind betrifft ja nicht nur Segelboote. Auch die großen Wolkenzellen sind erstaunlich stationär. Gerade gestern konnten wir in einiger Entfernung eine große, hoch reichende Wolke beobachten, aus der es wie aus Kübeln schüttete. Das ganze ging über ein Stunde lang. Die Wolke wurde langsam kleiner und schließlich hörte auch der Regen auf. Wetter live. Und dabei hat sich das ganze Gebilde praktisch nicht von der Stelle bewegt.

Das regnet sich ganz entspannt da hinten aus!

Auch die Regenfront auf unserem Radar löst sich recht schnell wieder auf. Zurück auf Kurs. Am Horizont schimmert schon der erste Lichtschein vom Land. Das herausragende Kap, durch das die Grenze zwischen Costa Rica und Panama läuft, liegt keine 20sm Steuerbord voraus. Wir halten uns links davon.

Frei nach einem meiner Lieblingsfilme (na, wer erkennt ihn?! ;-): Es sind 55sm bis Golfito, wir haben genug Diesel im Tank, ein Anlegerbier im Kühlschrank, es ist dunkel und ich trage eine Stirnlampe… Hit it!

Nicht viel los…

Nordpazifik, 13. April 2021, 1 Uhr Ortszeit

Aufatmen, heute fasse ich mich mal kurz. Also ich versuche es zumindest. Es ist aber auch wirklich nicht viel zu erzählen. Immer noch schleichen wir unserem Ziel entgegen. Immer noch haben wir Flaute… aktuell sagenhafte 0,0kn scheinbaren Wind. Immer noch frisst der Motor den Tank leer. Vor unserer Ankunft werden ich wahrscheinlich nochmal ein paar Kanister Diesel nachfüllen müssen. Aber dafür haben wir ihn ja dabei.

Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, aber das mit dem Strom ist hier echt ein ganz besonderes Erlebnis. Mal mehr von rechts, mal mehr von links, aber immer ein bisschen von vorne vertreibt es uns umher. Dazu kommt unsere zugewachsene Schraube. Wir werden es wohl bis Mittwoch zu unserem Ziel schaffen, aber ob das noch bei Tageslicht sein wird, ist eine andere Frage. Notfalls werfen wir vor der Marina halt noch für ein paar Stunden den Anker.

Ebenso wenig neu ist das allnächtliche Schauspiel am Himmel. Mal mehr, mal weniger, mal näher, mal ferner, aber immer wieder leuchtet das Wetter. Gestern sporadisch hinter uns, heute an Steuerbord, dafür aber im 5-Sekunden-Takt. Ich sage mal: „Blitzlichtgewitter“…

Andere Schiffe sind dagegen rar gesät. Vor ein paar Tagen haben wir noch reichlich große Pötte gesehen, die offensichtlich aus dem Panama-Kanal kommend an der südamerikanischen Westküste runter wollten. Hier oben, weiter im Norden, ist es dagegen gespenstisch leer. Nur ein einzelner Fischer zeigt sich heute Nacht. Natürlich liegt er aber sowas von genau auf unserer Route. Nun gut, wir weichen brav aus. Dabei geht es etwas mehr mit, bzw. etwas weniger gegen den Strom gleich gut ½ Knoten schneller voran, dafür halt 30° am Ziel vorbei. Da gehen wir nach dem Passieren des Fischers doch lieber wieder auf direkten Kurs.

Sonst noch was? Ach ja, wir haben heute mal wieder den Wassermacher ein ganze Weile laufen lassen. Der olfaktorische Eindruck der Resultats wird in der Tat besser. Zumindest für Körperhygiene ist es schon problemlos nutzbar. Der Optimismus, ohne Wechsel der Membran davon zu kommen, wächst.

In diesem Sinne liebe Grüße vom Nordpazifik, knapp 150sm südlich von Golfito / Costa Rica!

Samuel über tierischen Besuch auf der Samai

Pazifik, 11. April 2021

Mancher Leser mag denken, dass es sich schon wieder um Fische handelt oder um Wale oder Delfine, die ja genau genommen auch nichts anderes als Zahnwale sind. Und ja, Delfine gibt es, aber auch noch einen sehr viel süßeren Besuch. Wer immer noch denkt, Fische sind der Besuch, egal ob an der Angel oder eben nur neben dem Boot, der irrt. Wir haben zwar jeden Tag die Angel draußen, aber angebissen hat noch nie einer auf dieser Passage.

„Komm zum Punkt!“, sagen jetzt vielleicht einige von euch. Also gut. Heute ist ein schulfreier Sonntag, wo wir schön etwas spielen. Nach dem Spielen setzte ich mich oben hin und höre ein Hörbuch. Währenddessen spiele ich meine 50 Minuten iPad. Da sehe ich ihn (oder sie). Er (sie) sitzt auf dem Display des Plotters und pickt daran herum.

Tatsächlich sitzt dort ein Vogel! Ein sehr kleiner und sehr Plüschball-ähnlicher Vogel. Ich betrachte ihn (sie) und plötzlich fliegt er (sie) los. (Ich nenne alle noch folgenden Vögel der Einfachheit halber einfach „er“. Macht das Lesen einfacher und vereinfacht auch das Schreiben… ;-)

Dann flog dieser Vogel also. Ja, das machen Vögel manchmal, aber wieso erwähne ich das? Gute Frage! Ich habe aber auch eine gute Antwort. Nämlich weil das Ziel des Vogels mein Knie war, was ich zum bequemen Spielen angewinkelt habe. Er landet auf meinem Bein und ich stelle fest, dass die kleinen Füße oder eher Füßchen des Vogels doch erstaunlich klein sind.

Leider flieg er nach kurzer Pause schon weiter, aber immerhin! Ich bitte Papa um den Fotoapparat und bekomme ihn auch. Dann suche ich ihn. Den etwa handtellergroßen Vogel. Ich finde ihn kurz darauf an der Ecuadorianische Gastlandflagge. Dort pickt der Kleine an dem gelben Stoff der Flagge. Und das mit einer Ausdauer, wofür man den kleinen Knirps beneiden kann. Zumindest für einen kleinen Vogel wie ihn.

Zwischendurch wird auch am roten Ende gepickt…

Er schaut sich genau auf unserem Boot um und pickt an Gegenständen, die irgendwie essbar aussehen. Ich stehe vorne und fotografiere den Kleinen, als er plötzlich über eine Leine immer näher kommt. Immer und immer näher, bis wir plötzlich fast auf Augenhöhe sind. Wohlgemerkt habe ich mich nicht hingekniet! Doch wie schon zuvor auf meinem Knie bleibt er nicht lange, sondern muss zu seinen Pflichten. Er fliegt los und erforscht weiter das Boot.

Schließlich macht er eine längere Pause auf der perfekten Vogelschaukel unter dem Radar. Das Radar über ihm schwingt hin und her, genau wie das Kabel darunter. Dort sitzt der Vogel, genießt die Aussicht und lässt sich den Wind um die Nase… ähm ich meine natürlich um den Schnabel wehen.

Ich beobachte den Vogel solange, bis sich ein weiterer Vogel nähert. Er sitzt einfach so auf einem Ast, der mitten im offenen Meer herumtriebt. Er hat längere Beine und ein gräuliches Gefieder.

Keine Lust zu fliegen?!

Während ich Fotos mache, schalte ich aus Versehen den Motor aus. Ich mache noch ein paar Fotos vom Vögelchen und hole dann die Angel rein. Die Ruhe ist himmlisch! Nicht der dauerhafte Motorlärm und auch nicht zu hohe Wellen, die die Samai zum starken Schaukeln bringen. „Was war das?“, fragt Mama plötzlich. Wir schauen uns um und sehen einige Delfine atmen! Ich habe ja gesagt, es gibt Delfine. Und dazu das herrliche Panorama der Wolken und der untergehenden Sonne.

Einige Tage zuvor gab es auch noch einen solchen Besuch. Er war ganz anders! Der Vogel ist deutlich größer und sieht so aus, wie eine Schwalbe mit einem roten Kelchen. Und er ist deutlich frecher. Diese kleine Schwalbe hat sich nämlich einfach durch das offene Klofenster in unsere Toilettenräume begeben und selber nicht den Weg wieder herausgefunden. Papa musste ihn mit der Hand einfangen und draußen wieder freilassen. Das zweite Mal ist er einfach durch die offene Tür der Toilette wieder nach draußen geflogen.

Vögel als Besucher haben wir bisher noch nie so intensiv gesehen, aber wie man so schön sagt: Es gibt immer ein erstes Mal!

Samuel