Cocina Ecuatoriana (5) – Churrasco

Unter „Churrasco“ haben wir bisher eigentlich immer ein leckeres, mit grobem Salz gewürztes Steak vom Grill verstanden. Dazu etwas Chimichurri (sehr leckere Kräutersoße… Pflicht bei jedem argentinischen Asado) und gut ist. So haben wir das im Süden Südamerikas gelernt und vielfach genossen. In Ecuador versteht man unter „Churrasco“ jedoch gleich ein ganzes Gericht in – für europäische Gewohnheiten – durchaus ungewöhnlicher Kombination.

Ja, ein gutes, dünn geschnittenes Stück Rindfleisch ist natürlich auch dabei. Bevorzugt vom Grill. Dazu gibt es Pommes und Salat. Soweit, so normal. Darüber hinaus dürfen aber auch das ecuadorianische Grundnahrungsmittel Reis sowie zwei(!) Spiegeleier nicht fehlen. Den Abschluss bildet ein offenbar zwingend notwendiges Stück Avocado. Klingt spannend und schmeckt spannend… macht aber sogar die „anspruchsvollste“ Esserin unserer Familie glücklich.

Überall lecker… in Baños…

Im Restaurant kostet dieses landestypische, auf fast jeder Speisekarte zu findende Gericht eigentlich immer weniger als 10$. Da braucht man oft nicht lange zu überlegen… guten Appetit!

… wie auch in Mindo.

Alltagsprobleme an Bord: Handy

Ecuador, 18. März 2021

Zunächst einmal eine kurze Begriffsklärung für alle nicht-deutschsprachigen Leser… wer weiß schon, wie gut Google Translate international mit dem Urdeutschen Begriff „Handy“ (wörtlich übersetzt „praktisch“) umgeht?! Es geht um: mobile phones, téléphones mobile/portables, teléfono móvil, celulares…

Ja, ist natürlich gleich mehrfach an Bord. Abgesehen von kaputten Alibi-Geräten für potenzielle Taschendiebe haben heutzutage ja schon noch-nicht-einmal-ganz-10-jährige Mädchen zumindest bei uns ein älteres, von der Verwandtschaft unlängst ausrangiertes Mobiltelefon zur Hand. Und sei es nur, um über WhatsApp oder alternative Messengerdiensten mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben. Doch gerade ältere Geräte haben oft einen auf Segelbooten gravierenden Makel: sie sind selten wasserdicht.

Den Skipper erwischte es schon SEHR früh auf der langen Reise. Noch Mitte 2019 in den Niederlanden kam etwas Wasser über, das Handy lag ungünstig, der Rest ist Geschichte. Zwar funktionierte es noch ein Weile, ließ sich jedoch nicht mehr aufladen. Reparaturversuche in England schlugen fehl, Ersatz wurde in Lissabon beschafft. Ein Samsung S9 als Auslaufmodell im „Sonderangebot“… Hauptargument: wasserdicht!

Vorgestern erwischte es nun La Skipper. Zugegeben ist ihr altes iPhone für heutige Verhältnisse fast schon ein Museumsmodell. Es war bisher aber immer völlig ausreichend. Und dann geht es plötzlich aus und nicht mehr an. Knöpfe gedrückt, Kabel rein und raus, doch der Bildschirm bleibt beständig schwarz. Wer sie kennt, kann sich die besonnene Reaktion der Besitzerin dieses nunmehr wenig nützlichen Gerätes vorstellen… „Sch…!“… „Nun gut, dann läuft meine Prepaid-Karte halt ab!“… „Nehmt mich am Besten gleich mal aus allen WhatsApp-Gruppen raus!“… nur so als kleine Auswahl. ;-)

Doch bei genauerem Hinsehen erkannte der Skipper Licht am Ende des Tunnels. Maila hatte kürzlich ein altes iPhone bekommen und fand nach dem Einrichten auf magische Weise alle Kontakte der Mama darauf wieder. Da scheint also irgendwo was in einer iCloud rumzuschwirren. Und ja, neue Geräte sind in Südamerika in der Regel kein Schnäppchen, aber man kann ja mal nachschauen. Tatsächlich hat der große Elektroladen im fußläufigen Einkaufszentrum gerade ein Samsung A31 für 305$ im Angebot. Das ist gar nicht mal so viel mehr als in Deutschland.

Als mir die nette Dame im Geschäft dann ihren Preis offenbart, schaue ich erst einmal nicht schlecht. Sie ruft über 370$ auf. Dafür sei eine Versicherung gegen Fallenlassen mit drin. Ganz ehrlich, in ein paar Wochen sind wir in einem anderen Land… Versicherung weg und wir liegen bei gut 330$. Der Rest erklärt sich dann tatsächlich mit der angekündigten Kreditkartenzahlung. Der Geldautomat verlangt für eine Abhebung von 500$ gerade einmal 1,50$ Gebühr. Keine Frage: Cash! Und als Geschenk bekommen wir sogar noch eine kleine Powerbank dazu… passt!

Maila erklärt Mama ihr neues Handy!

Kurz und gut hat die Familie einen weiteren Schritt im Wechsel von Apple zu Samsung vollzogen. Die iPads werden bleiben, beim Handy fehlt nur noch Maila. Doch das wird sich wohl spätestens Mitte 2022 (also bei geplanter Rückkehr nach Deutschland) ändern… wenn denn nicht ein kleiner Wasserschaden zuvor kommt…

Wenn Boote treiben…

Bahía de Caráquez, 15./16. März 2021

Nein, es geht hier nicht noch einmal um die in der mörderischen Sturmfront von Salinas treibenden Boote… aber wir sind immer noch in Ecuador! ;-)

Nicht weit weg von unserem aktuellen Bojen-Liegeplatz tummelten sich immer auch einige Boote, die ihre besten Tage offensichtlich schon überschritten haben. Im 3er-Paket hingen sie an einer gemeinsamen Boje… oder lagen sie doch vor Anker?! Das in schönem Wechsel auf- und ablaufende Wasser tat jedenfalls sein Übriges. Die Rümpfe rieben aneinander, es wurde nicht besser. Das hat hier aber auch niemanden so recht interessiert. Wie wir inzwischen erfahren haben, handelt es sich um vom Zoll beschlagnahmte Boote… da ist es mit der Sorgfaltspflicht wohl nicht so weit her?!

Eines ruhigen Abends, die Sonne ist schon untergegangen und wir sitzen gerade auf der Terrasse eines netten, kleinen Restaurants, da bekommen wir ein wohl eher unfreiwilliges Unterhaltungsprogramm geboten. Es ist Springzeit, das kräftig ablaufende Wasser geht im Einklang mit der Strömung des Flusses und auf den dunklen Fluten erkennen wir drei dicht gedrängte, munter vor sich hin treibende Boote. Ungläubig fragen wir uns, ob das eventuell so gewollt ist. Sozusagen eine „unkomplizierte“ Entsorgung?! Aber das können wir uns nicht ernsthaft vorstellen. Auf einem der Boote erkennen wir dann eine herumturnende Gestalt. Auch ein kleines Motorboot, wahrscheinlich vom Puerto Amistad, kreist um das treibende Bündel. Der Vorfall bleibt nicht unbemerkt. Geschäftiges Treiben. Das ist bestimmt keine Absicht!

Dann erreicht das Paket zwei andere kleine Boote, die bis dato friedlich an ihren Bojen hängen. Es kommt wie es kommen muss. Masse und Impulserhaltung schlagen Boje und Anker, aus drei werden fünf treibende Boote, die im Dunkel der Nacht flussabwärts entschwinden.

Einige Zeit später bekommen wir die Bestätigung, dass es keine geplante Aktion ist. Ein größeres Motorboot schleppt einen der Segler stromaufwärts zurück und legt ihn an einen Schwimmsteg. Nach und nach kommen auch die anderen Ausreißer wieder in Sicht. Letzte Gewissheit bringt das nächtliche Status-Foto des Sicherheitschefs unseres Hafens… sie schleppen einen kleinen Segler.

¡Muchas gracias Miguel! – Vielen Dank für die nächsten Bilder…

Rettungsaktion bei Nacht…
… und bei Tag!
Da schaut dann wohl doch mal…
… eine offizielle Autorität vorbei.

Großes Kompliment an alle nächtlichen Helfer. Am nächsten Morgen sind alle vermissten Rümpfe wieder zurück, liegen allerdings nicht mehr im Päckchen an ihrem angestammten Platz. Dort findet sich nun nur noch einer. Die zwei anderen wurden kurzerhand am Ufer vertäut. Dort bietet sich nun zweimal täglich das gleiche Schauspiel. Bei Hochwasser schwimmen sie – gerne auch mal gegen die Kaimauer stoßend – umher, bei Niedrigwasser liegen sie darnieder. Und dass der Mast dabei quer über den Gehweg ragt, stört hier anscheinend niemanden. Na wenigstens erreicht er die Laterne nicht… also jedenfalls nicht, als wir uns das aus der Nähe anschauen…

Das Wrack im Vordergrund schwimmt bei Hochwasser tatsächlich wieder auf!
Na wenn das das deutsche Ordnungsamt sieht! ;-)

Von Kaffee und Starbucks

Mindo, 10. März 2021

Kaffee ist für viele Menschen eine Glaubensfrage. Unabhängig von „Ja-oder-Nein“ geht es dabei natürlich um die persönlichen Vorlieben „Schwarz-Weiß-Süß“ im Speziellen sowie den Geschmack im Allgemeinen. Der Erfolg von internationalen Ketten wie Starbucks zeichnet ein deutliches Bild der allgemeinen Beliebtheit des schwarzen Goldes aus Äthiopien. Auch im ecuadorianischen Mindo, weit weg vom afrikanischen Ursprungsland des Kaffees, hält man viel auf die eigene Kunst. Soviel sogar, dass im „Mindo Coffee Shop“ eine einschlägige Tour angeboten wird. Die lassen wir uns nicht entgehen.

Die Führung beginnt mit der Ursprungslegende. Im 8. oder 9. Jahrhundert taten sich die neugierige Tiere eines äthiopischen Schäfers an den Beeren einer Kaffeepflanze gütlich und waren anschließend auffällig aufgekratzt. Ein Zusammenhang lag nahe und der Schäfer fing – auch mit (seinen Mit-)Menschen – an zu experimentieren. Das Ergebnis war ein dunkles Getränk, dass nicht zuletzt auch der Nachtwache half, nicht einzuschlafen. Ein echter, in überlebenden Schafen zählbarer Nutzen!

Das Geheimnis des kostbaren Tranks wurde lange gewahrt, die Herstellung lange in der Familie bewahrt, nur das Ergebnis teuer verkauft. Doch wie das mit Geheimnissen so ist… irgendwann kommt es heraus. Im 14. Jahrhundert kam der Kaffee nach Saudi Arabien und verbreitete sich im 17. und 18. Jahrhundert schließlich über Europa bis hierher nach Südamerika.

Danach geht es um den ganzen Prozess vom kleinen Setzling bis zum fertigen Kaffee. Dabei wird uns der eigene Qualitätsanspruch schnell ausgesprochen deutlich vor Augen geführt. Die Verarbeitung in großen Maschinen führe zwangsläufig zu Einbußen. Folgerichtig wird hier so weit wie möglich manuell gearbeitet! Dazu gibt es immer wieder Auswahlschritte bei denen den ausgesonderten Bohnen die Erfüllung der eigenen Qualitätsansprüche nicht zugetraut wird. Immerhin gebe aber auch dieser „Ausschuss“ noch guten Kaffee ab… für „Starbucks“ würde es durchaus reichen!

Selbstredend kommt hier ohnehin nur der qualitativ bessere, idealer Weise auf 1.500 – 2.000m Höhe wachsende Arábica in Frage. Die Auswahl beginnt schon kurz nachdem die Kaffeepflanze das Licht der Welt erblickt. Nach zwei Monaten werden Setzlinge ohne gerade, tiefe Wurzel aussortiert. Später werden die Pflanzen beschnitten, damit sie nicht zu groß werden und die Ernte der roten Beeren leichter fällt.

Ist die Ernte eingebracht, steht ein Schwimmtest an. Alle Beeren, die nicht sinken, werden aussortiert… wieder fällt das Wort „Starbucks“ ;-). Mit Handarbeit trennen wir anschließend Bohnen und Fruchtfleisch. Letzteres kommt oft auf den Kompost, hier wird es gerne auch getrocknet und dient dem Aufguss von „té de café“… ja, es gibt tatsächlich ein wohlschmeckendes (und koffeinfreies!) Getränk namens „Kaffeetee“! Alternativ kann man es zu Sirup einkochen oder auch für Kaffeeeis verwendet.

Die noch von Ihrer inneren Schale geschützten Bohnen sind erst einmal ziemlich schleimig. In diesem Stadium kann man über die Herstellung von Kaffeelikör nachdenken. Für Kaffee selbst werden die Bohnen jedoch gründlich gewaschen und getrocknet. Muss ich erwähnen, dass auch hier immer wieder aussortiert wird, bis nur „the best of the best“ übrig bleibt?!

Auch der nächsten Schritt erfolgt manuell. In einem großen Holzmörser stoßen wir die innere Schale von der harten Bohne. Lustig geht es weiter. Der Inhalt des Mörsers wird aus einiger Höhe fallen gelassen um die leichten Schalen mit einem großen Wedel wegzufächern.

Danach wird geröstet. Dabei haben wie die Wahl zwischen vier verschiedenen Röststufen. Das in Deutschland verbreitete „Negro“ bietet intensivstes Aroma mit relativ wenig Koffein. Je heller die Bohne bleibt, desto weniger intensives Aroma, desto mehr Koffein… und umso mehr der vielen guten Inhaltsstoffe, von denen uns immer wieder vorgeschwärmt wird. Auf die Uhr müssen wir beim Rösten übrigens trotz geschlossenem Behälter nicht schauen. Kommt der erste aromatische Rauch sind wir bei „Rubio“. Danach beginnen die Bohnen tatsächlich fast wie Popcorn zu ploppen… das bedeutet „Medio“. Etwas später haben wir das von uns gewählte „Marron“. Was für ein Duft.

Natürlich wird der Kaffee abschließend dann auch noch von Hand gemahlen.

Das große Finale: in einem Stoffbeutel wird der Kaffee aufgegossen. Parallel dazu wird uns auch noch frischer Kaffeetee bereitet und nach der harten (Kinder-)Arbeit genießen wir das Ergebnis. Wow, das ist wirklich extrem lecker. Aber ist das wirklich den ganze Aufwand wert? Hmmm… gute Frage. Zumindest des Skippers Erfahrungen bei Starbucks sind einfach zu gering für einen fundierten Vergleich. Aber ein so guter Kaffee hat unsere Gaumen bisher definitiv selten gekitzelt.

(Kaffee)Tee und Kaffee

Unabhängig davon war natürlich auch die ganze Tour ein informatives Erlebnis, von dem sogar die Kinder ihre Teilnahme nicht bereut haben. Es hat sich also gelohnt!

Cocina Ecuatoriana (4) – Ceviche

Was dem Deutschen nach einer feucht-fröhlichen Nacht das Glas mit sauren Gurken, ist dem Ecuadorianer das aus den Tiefen des Ozeans stammende „Ceviche“. Doch mehr noch als ein Katerfrühstück ist es eine ausgesprochen leckere Vorspeise. Rohe oder halbrohe Meeresfrüchte werden mit etwas Gemüse mariniert… fertig. Bei unserer Galapagos-Fahrt auf der Angelito I zeigte uns der Koch seine Variante der vielen möglichen Zubereitungsarten.

Im Grunde ist es einfach und für jeden Geschmack individuell anpassbar. Man nehme rohen Fisch… und/oder Camarones (Garnelen)… und/oder Concha (Muscheln)… und/oder Pulpo (für die Konsistenz leicht angegarter Octopus) und mariniere die gewünschte Mischung in Zitronen-, Limetten- und/oder Orangensaft, evtl. auch ein wenig Essig. Dazu kommt etwas klein geschnittenes Gemüse (Zwiebel, Tomate, Gurke) sowie Salz und – in Ecuador unverzichtbar! – Koriander. Das Ganze lässt man etwas ziehen und serviert es bevorzugt mit ein paar Bananenchips.

Schnell, simpel und soooooo lecker!