Erste Meilen in Ecuador

24.-25. Januar 2021

Nach einem wieder einmal ebenso sonnig-warmen wie ansonsten ereignislosen Tag überqueren wir am Abend die Seegrenze zwischen Peru und Ecuador. Dieses Land trägt seinen Namen ja nicht rein zufällig. Natürlich liegt die República del Ecuador am Äquator. Dazu ist es mit knapp 284t km² (zum Vergleich hat Deutschland knapp 358t km², Peru dagegen ganze 1,285Mio. km²) nicht gerade eines der großen südamerikanischen Länder. Das legt nahe, dass auch wir uns inzwischen recht dicht an den Äquator rangearbeitet haben. Nach unserem deutschen Start auf 54°N und dem antarktischen Wendepunkt auf 67°S sind wir inzwischen wieder auf weniger als 3°S. Mit anderen Worten: Wir haben es wieder warm!

Das ist an sich ja nicht schlecht. Im Grunde ist das sogar richtig gut. Lange noch wird das ob der in 2020 ertragenen, frostigen Temperaturen nur als inbrünstig zu bezeichnende Lamentieren von La Skipper in unseren Ohren nachklingen. Also alles gut jetzt? Nun ja, vielleicht ist es vereinzelten Familienmitgliedern jetzt dann doch schon ein bisschen zu warm. Anscheinend kann die Spanne der subjektiven Wohlfühltemperatur recht schmal sein. Na das kann ja noch was werden ;-)

Gerade am Äquator gibt es nicht immer nur Sonnenschein

Die Nachtwache teilen wir uns, wie schon die letzten Tage (bzw. Nächte), auf. Der Skipper legt sich gleich nach dem Abendessen hin und übernimmt, wenn es La Skipper ins Bett zieht. Das ist normaler Weise irgendwas um plus-minus 3 Uhr. Der Kurs ist klar. Am Horizont erleuchten schon die noch über 30sm entfernten Lichter der drei „verschmolzenen“ Städte Salinas, La Libertad und Santa Elena die Wolken. Vermutlich wird der nächtliche Anblick der Milchstraße in der nächsten Zeit etwas weniger beeindruckend ausfallen.

Lecker Pizza…
… hat aber den Nachteil …
…, dass die Familie in Etappen isst.

Wir steuern mit Puerto Lucia einen sogenannten „Port of Entry“ an. Mit anderen Worten ist das ein offizieller Einreisehafen, in dem wir offiziell einklarieren (so nennt man die Einreise mit einem Boot) können. Na, lassen wir uns überraschen. Irgendwie schön wäre es ja schon! Bald wissen wir mehr…

Wo führt uns das Ganze wohl noch hin?!?

Auf der Höhe von Peru (5) – Unverhofftes Segeln und Öl

23.-24. Januar 2021 (Pazifik nördlich von Lima)

Sowohl Wetterwelt als auch Saildocs sind sich einig: Schwachwind von hinten. Werden wir wirklich bis zum bitteren Ende durchmotoren müssen? Der windstille Morgen spricht dafür.

Wieder ein sehr ruhiger Morgen…

Doch dann zeigt das Wetter mal wieder, dass es es gar nicht nötig hat, irgendwelchen Auguren nach der Vorhersage zu wehen. Wind kommt auf. Wenn auch nur knapp, so doch konstant über 10kn (also 3-4 Bft.). Perfekt für unseren Parasailor. Für die Nichtsegeler: das ist ein richtig großes Segel aus leichtem Material (vergleichbar mit einem sog. Spi(nnaker) oder Gennaker), das bei eher schwächeren Winden (10-20kn) von hinten gesetzt wird. Gegen Mittag ist das bunte Tuch oben und die große Blase zieht uns bei strahlendem Sonnenschein voran.

Blick aus der Navi-Ecke

An der Angelfront verzeichnen wir derweil zwei Bisse. Beim ersten verlieren wir den kräftig ziehenden Fisch recht schnell wieder. Beim zweiten geht nicht nur der noch kräftiger ziehende Fisch verloren, sondern der Köder gleich mit. Allerdings ist der Wirbel noch dran und geschlossen. Irgendwie hat es also die Metallöse des Köders zerlegt. Na wenn da mal nicht eine kleine Fischfeile im Spiel war… ;-)

Dann kommt Wind auf. Also noch mehr Wind. Plötzlich weht es mit 5 Bft., immer mal wieder haben wir über 20kn. Das ist dann doch nicht mehr so ganz perfekt für den Parasailor. Selbstredend haben wir eine 6er-Windspitze genau zu dem Zeitpunkt, bei dem wir das Segel einholen. Irgendwie und -wann sind die 156qm dann aber doch geborgen. Der Skipper bleibt weitgehend unversehrt.

Große Delfinschule auf der Durchreise

Bis Mitternacht segeln wir mit dem Groß weiter. Leider haben wir inzwischen einen recht kräftigen Gegenstrom. Das erklärt dann wohl auch die unangenehm kurze Welle. Zumindest hat das den Vorteil, dass wir nicht nachts, sondern inzwischen sehr sicher bei Tageslicht in Ecuador ankommen werden.

Vorher passieren wir noch recht dicht unter Land das peruanische Talara. Einerseits ist das die westlichste (größere) Stadt Südamerikas. Andererseits zeugen dutzende Ölbohrtürme von Ihrer Bedeutung für den peruanischen Außenhandel. Nach dem dominierenden Bergbau (59%) sowie Landwirtschaftsprodukten (14%) stehen Erdöl und -gas (8%) an dritter Stelle der exportierten Waren des drittgrößten Landes Südamerikas.

Bohrplattformen vor Talara

Inzwischen sind es nur noch gut 50sm bis in ecuadorianische Gewässer, gut 130sm bis La Libertad. Morgen sollten wir ankommen…

Auf der Höhe von Peru (4) – Flaute und Delfine

22.-23. Januar 2021 (Pazifik nördlich von Lima)

Ferdinand Magellan erreichte im November 1520 einen dato noch namenlosen Ozean. Dankbar über die nun endlich abflauenden Stürme nannte er ihn „Mar Pacifico“ („Friedliche See“). Natürlich ist das ein trügerischer Name. Auch auf dem ach so stillen Ozean gibt es schweres Wetter bis hin zu Wirbelstürmen wahlweise Hurrikan (NE), Taifun (NW) oder Zyklon (S) genannt. Hier, an der nicht zu weit südlich gelegenen Ostseite, dicht vor dem südamerikanischen Kontinent ist es aber in der Tat wohl tendenziell eher ruhig. Aktuell sogar etwas zu ruhig. Ganze zwei Windstärken von hinten lassen keinen Gedanken ans Segeln aufkommen.

So ein Morgen…
… verheißt nicht unbedingt Segelspaß.

Mit dem Motor nach Norden fahrend, herrscht an Bord faktisch (scheinbare) Windstille. In der (Nach-)Mittagssonne ist es nur unter dem Bimini erträglich.

Erstes zartes Windkräuseln.

Am frühen Nachmittag bekommen wir dann endlich mal wieder Besuch von Delfinen. Und was für ein Besuch das ist. Eine riesige Schule, insgesamt bestimmt dreistellige Zahl Großer Tümmler schwimmt, springt und platscht nah wie fern rund ums Boot. Einige begleiten uns über eine halbe Stunde am Bug. Sie sind locker drei Meter lang und diverse Kratzer auf ihren Rücken bezeugen ein bewegtes Leben. Als sehr hohes Fiepen können wir sie sogar „sprechen“ hören. Einer von ihnen ist besonders gut drauf und platscht nach dem Auftauchen immer mal wieder seitlich mit der Schwanzflosse auf das Wasser. Irgendwann ist es geschafft, die am Bugkorb stehenden Kinder haben nasse Füße bekommen.

… spritzen gerne mal rum.

Noch über eine weitere Stunde ist rundherum immer wieder das Spritzen umherspringender Tümmler zu sehen. Unsere Kleine ist natürlich insbesondere von ihrem kleinen Gegenstück im Wasser begeistert. Ein offensichtlich sehr-Jungtier von vielleicht gerade mal ½m traut sich in Begleitung erstaunlich nahe ans Boot. Ja, ganz offensichtlich haben wir hier gerade Paarungszeit bei den Großen Tümmlern.

Große Tümmler spritzen am Bug (Video mit ca. 7MB)

In der Nacht bleibt es ruhig. Nur einmal scheint es vorne am Bug mehr zu platschen, als es der fehlende Wind zulässt. Im Schein der Taschenlampe zeigen sich tatsächlich ein paar kleinere Delfine. Anscheinend haben sie es auch auf die vielen kleinen Fischlein abgesehen, die angeleuchtet-fluoreszierenden überall neben dem Boot umherspringen.

Am frühen Morgen präsentiert sich der Pazifik dann endgültig als Badewanne. Platte See. Hin und wieder sehe ich eine Verwirbelung. Es sind kleine Rochen, die mit einen ihrer Flügel winken und bei Annäherung elegant hinab gleiten. Hier und dort sind die Spritzer kleiner Fischschwärme zu sehen und Vögel gleiten lautlos durch den aufziehenden Morgennebel. Idylle pur!

Auf der Höhe von Peru (3) – Fischer und Nebel

20.-21. Januar 2021 (Pazifik nördlich von Lima)

Natürlich sind wir nicht vor 10 Uhr losgefahren und wie erwartet ist es herzlich egal. Ein unbestreitbarer Nachteil der zeitlich trotzdem recht unflexiblen Weiterreise ist aber ganz klar das Wetter. Für die nächsten Tage ist schwacher Wind aus S-SE angesagt. Also von hinten. Das macht auch nur halbwegs flottes Segeln nicht gerade wahrscheinlich.

Auf den ersten wenigen Meilen unter Segeln treffen wir dann gleich auf eine erste große Fischerflotte bei der Arbeit. Mehr als einmal sehen wir sie von riesigen Vogelschwärmen umgeben beim Einholen der Netze. Einer der Fischer ist anscheinend besonders neugierig. Von schräg hinten hält er auf uns zu und holt schnell auf. In Rufweite überholt er uns winkend an Backbord (also in Fahrtrichtung links), fährt hupend einen Schwenk vor unserem Bug (also vorne) durch und verschwindet vorbei an Steuerbord (also in Fahrtrichtung rechts) wieder achteraus (also nach hinten weg). Sehr speziell.

Einmal rund ums Segelboot…
Fischer bei der Arbeit

Wenig später ist es dann mit dem Segeln schon wieder vorbei. Nur 2-3 Bft. von hinten reichen einfach nicht aus, so dass wir wieder Motorboot spielen. So haben wir zwar kein Stromproblem an Bord, aber schön ist trotzdem anders. Nur gut, dass ich in Callao noch 200l Kanister-Diesel in den Tank gefüllt habe.

Einen echten Schrecken bekommen wir am späten Abend. Bei einem routinemäßigen Rundumblick sehe ich ein weißes Licht voraus. Plötzlich darunter zwei weitere und irgendetwas blinkt da auch noch rot. Oh weh, das sieht echt dicht aus. Ich weiche schnell nach Steuerbord aus und in Reichweite unseres Suchscheinwerfers passiert ein kleiner Fischer selbst soweit ihm möglich blinkend, piepend und „suchscheinwerfend“. Sehen wir die Aktion als kleine Revanche für die Episode am Nachmittag. ;-)

Im Ernst ganz offensichtlich haben hier nur die großen Fischer ein AIS. Diese Situation hatten wir letztmals vor Brasilien. Folgerichtig schalten wir nun dann doch endlich mal das Radar ein und richten vor uns zwei sogenannte „Guard-Zones“ ein. Wenn darin ein Radarecho auftaucht gibt es Alarm. Eine sehr gute Entscheidung, denn mit der Nacht kommt der Nebel.

Die „Guard-Zones“ des Radar schlagen gegebenenfalls Alarm

Der von Süden setzende, kalte Humboldtstrom hat durchaus den Ruf, für Nebel verantwortlich zu sein. Weiter draußen war das bisher kein Thema, dichter vor der Küste, dem stärker erhitzten Land ganz offensichtlich schon. Die Sicht geht gegen null. Am Bug sorgen die Positionslichter für eine grüne bzw. rote Wand. Visueller Blindflug.

Der Radar-Alarm schlägt in der Nacht zweimal an. Zweimal passiert ein entgegenkommender Fischer knapp 2sm an Steuerbord. Zweimal ist rein gar nichts zu sehen. Die Vorwarnzeit ist nicht üppig, so dass der Wecker der Nachtwache mir maximal 15-minütige Phasen der Augenpflege gönnt. Dafür bin ich am immer noch nebligen Morgen dann doch erstaunlich fit.

Der Skipper ist offensichtlich hellwach!

Am späten Nachmittag, der Nebel hat sich endlich der Sommersonne geschlagen geben müssen, betätigen wir uns dann selbst mal wieder als erfolgreiche Fischer. Dreimal schlägt die Angel an. Der erste Fisch kann dicht am Heck gerade noch so entkommen. Die anderen werden erfolgreich eingebracht. Mit 46 bzw. 58 cm und 1 bzw. 1½ kg nicht riesig, aber für die Familie ausreichend. Augenscheinlich sind es erneut Vertreter der „Makrelen und Thunfische“ (Scombridae), die wir genauer aber noch nicht bestimmen können und in dieser Art, zumindest nach unserer Erinnerung, auch noch nicht auf dem Teller hatten. Morgen wird gegrillt!

Das reicht für ein leckeres Abendessen…

Maila feiert Geburtstag

19. Januar 2021 (Callao/Peru)

Ich war die Tage davor sehr aufgeregt auf meinen Geburtstag. Endlich war der Abend vor dem Geburtstag. Ich musste früh ins Bett damit meine Familie schmücken, die Geschenke einpacken und Kuchen backen konnte. Dabei habe ich zwei Filme mit Shaun dem Schaf geguckt.

Ich bin schon um sechs Uhr aufgewacht und habe Samuel, der neben mir gelegen hat, aufgeweckt. Der ist dann aus dem Zimmer gegangen und ich musste warten. Endlich kam meine Familie rein. Sie hatten zwei Kuchen gebacken und haben gesungen. Danach habe ich mich angezogen und bin rausgekommen. Es war schön geschmückt und die Geschenke waren auf dem Tisch. Ich habe mich gleich daran gemacht, die Geschenke auszupacken. Ich habe DVDs (Fünf Freunde) und CDs (Drei Fragezeichen Kids) bekommen. Dazu die acht Planeten unseres Sonnensystems als 3D-Puzzles. Samuel hat mir zum Geburtstag eine schöne Geschichte geschrieben. Ich habe mich über die Geschenke sehr gefreut.

Jetzt bin ich schon neun Jahre alt!
Kartoffelomelett zum Frühstück!

Samuel und ich haben gleich angefangen, die acht Planeten zu puzzeln. Wir hatten dafür genug Zeit, weil wir ausnahmsweise keine Schule machen mussten. Nachmittags haben wir dann noch Karten und Würfelspiele gespielt und abends haben wir gegrillt. Es war ein sehr schöner Tag.

Maila

Alle Planeten sind fertig gepuzzelt